Wien (ovgw) - Während die Trinkwasserversorgung in Kapstadt heuer im Frühjahr und vergangenes Jahr
in Rom ernsthaft bedroht war, funktioniert die Wasserversorgung in Österreich weitgehend tadellos. Der Grund
dafür ist der Weitblick der Behörden und der mehr als 5.000 österreichischen Wasserversorger.
Wassermangel in Kapstadt und Wasserknappheit in Spanien – heuer. Bedrohte Wasserversorgung in Rom vergangenes Jahr.
Das sind nur einige Ereignisse, die die Brisanz der Wasserversorgung rund um den Globus beleuchten. Meistens sind
die Ursachen für Wassermangel ungenügende Steuerung, unzulängliche Verwaltung oder fehlender Weitblick.
So lag der durchschnittliche Wasserverbrauch in Kapstadt vor der Wasserkrise bei 350 Litern kühlem Nass
pro Person. In Österreich sind es vergleichsweise nur rund 130 Liter pro Einwohner. Außerdem ist die
Bevölkerung in der südafrikanischen Hafenstadt seit 1995 um knapp 80 Prozent gewachsen, während
die Wasserressourcen im selben Zeitraum nur um 15 Prozent erweitert wurden. In Österreich wird die Zahl der
Quellen und Brunnen kontinuierlich der wachsenden Einwohnerzahl angepasst.
Wasserversorgung seit 2003 verbessert
„Kapstadt kann in Österreich nicht passieren“, sagt DI Franz Dinhobl, Vizepräsident der Österreichischen
Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) und Sprecher für den Wasserbereich. Nach dem Rekordsommer
2003 und aufgrund der Klimaveränderung haben Österreichs Wasserwerker vorgebaut: Um die Versorgung abzusichern,
haben Wasserwerke Verbindungsleitungen zu anderen Wasserwerken errichtet, sodass nun im Fall einer drohenden Wasserknappheit
das nächstgelegene Wasserwerk mit Trinkwasser aushelfen kann. Auch wird intensiv daran gearbeitet, dass Wasserwerke
mit nur einer Quelle oder einem Brunnen noch eine zweite Quelle und im Idealfall auch noch einen Brunnen in Betrieb
nehmen können. „Obwohl sich die Niederschläge in einigen Regionen heuer im Vergleich zum Vorjahr bis
jetzt halbiert haben, haben wir in Österreich ausreichend Wasser in bester Qualität. Unser Ziel ist weiterhin,
die Wasserversorgung auch in Zukunft für Extremsituationen gut abzusichern“, erklärt Dinhobl. Als Geschäftsführer
von EVN Wasser gewährleistet er die Versorgung in einer der niederschlagsärmsten Regionen: dem Weinviertel.
In dieser Trockenregion bewährt sich die überregionale Wasserversorgung.
Ein weiterer Grund für die hohe Versorgungssicherheit mit Trinkwasser ist das strenge österreichische
Wasserrechtsgesetz, das die wertvolle Ressource quantitativ und qualitativ schützt. Unter anderem legt es
fest, dass sich alle Wasserversorger regelmäßig einer externen Prüfung durch einen Sachverständigen
unterziehen müssen. Die Ergebnisse werden von den Behörden geprüft, die bei Bedarf sofort gegensteuern
können.
Gestaffelte Poolfüllungen
Da der ÖVGW-Vizepräsident davon ausgeht, dass der Spitzenbedarf bei Wasser durch die Zunahme an Hitzetagen
in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird, macht sich die Branche laufend Gedanken über die Zukunft.
Denn: An Hitzetagen entnehmen die Verbraucher die vielfache Wassermenge eines normalen Tages. Dazu tragen besonders
die Gartenbewässerung und Poolfüllungen bei. Für Mag. Michael Mock, Geschäftsführer der
ÖVGW, hat „die öffentliche Versorgung mit Trinkwasser jedenfalls Vorrang vor anderen Wasserentnahmen.
Das muss in Zukunft auch so bleiben.“ Für ihn sei es vorstellbar, dass Poolfüllungen in Zukunft gestaffelt
oder die Gartenbewässerungen in der Nacht erfolgen könnten, um die Wasserressourcen zu entlasten.
Die ÖVGW
Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) ist die freiwillige Vertretung
der österreichischen Gasnetzbetreiber und Wasserversorgungsunternehmen. Sie zählt alle Gasnetzbetreiber
und rund 250 Unternehmen im Wasserbereich zu ihren Mitgliedern. Über Kooperationen mit Landesverbänden
vertritt die ÖVGW mehr als 1.500 Wasserversorger. Diese beliefern knapp 6,4 Millionen Österreicherinnen
und Österreicher (also rund 80 Prozent der Bevölkerung) mit Trinkwasser.
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