Von 11. bis 15. September in St. Pölten in Kooperation von Stadtmuseum St. Pölten
und der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie
St. Pölten (stadt) - In Kooperation mit dem Stadtmuseum St. Pölten, dem Institut für Urgeschichte
und Historische Archäologie (Uni Wien), dem Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen
Neuzeit (Uni Salzburg) und der Fa. ARDIG-Archäologischer Dienst GesmbH organisiert die Österreichische
Gesellschaft für Mittelalterarchäologie von 11. bis 15. September die internationale Tagung „Leben mit
dem Tod - Der Umgang mit Sterblichkeit in Mittelalter und Neuzeit“ im ehem. AK-Saal St. Pölten, Gewerkschaftsplatz
2. Im Zentrum der Tagung stehen Fragen zum Umgang mit der Sterblichkeit in historisch-archäologischer Perspektive.
„St. Pölten ist als Austragungsort für diese Tagung bestens geeignet. Rahmenveranstaltungen, wie die
Sonderausstellung „Verstorben, begraben und vergessen? St. Pöltner Friedhöfe erzählen“ ab 12.September
im Stadtmuseum St. Pölten, ein Tag der offenen Tür bei der Bestattung St. Pölten und am Hauptfriedhof
samt Krematorium am 14. September sowie ein „Tag der Archäologie“ am Domplatz am 15. September runden das
Programm ab. Am „Tag der Archäologie“ wird die aktuelle Grabung am Domplatz präsentiert, aber auch archäologische
Vereine und Firmen haben die Möglichkeit ihr Tätigkeitsfeld zu vermitteln. Die Tagung und alle Rahmenveranstaltungen
sind öffentlich zugänglich“, gibt Bürgermeister Mag. Matthias Stadler bekannt, der St. Pölten
noch besser als Veranstaltungsort für nationale und internationale Kongresse und Tagungen etablieren möchte.
Die Alltäglichkeit des Todes
„Während die heutige westliche Gesellschaft als „todesvergessen“ gilt und das Sterben als grundlegender
Bestandteil menschlichen Lebens gerne verdrängt wird, gehört die „Alltäglichkeit des Todes“ zu den
Grunderfahrungen vergangener Jahrhunderte“, sagt Stadtarchäologie Mag. Dr. Ronald Risy.
Frauen bei und nach der Geburt sowie Kinder wurden durch Krankheiten hinweggerafft, die heute durch die moderne
Medizin gut behandelbar sind. Hungersnöte, Seuchen und Kriege trugen dazu bei, dass der Tod als allgegenwärtig
erlebt wurde. In einer breiten und vielfältigen Palette von Ritualen und Praktiken versuchten Menschen daher,
das Unfassbare des Todes in ihr Leben zu integrieren, ihn mit Sinn zu erfüllen und damit zu bewältigen.
Dies betrifft sowohl das Sterben von Angehörigen und Mitgliedern der eigenen Gemeinschaft, als auch die Bestattung
und Formen der Totenerinnerung. In 25 Fachvorträgen, mit Beiträgen aus Deutschland, Österreich,
der Schweiz, der Tschechischen Republik, Ungarn und Kroatien, zwei Postersessions und zwei Exkursionen wird aus
archäologischer und kulturhistorischer Perspektive den Fragen nachgegangen, welche materiellen Spuren, Rituale
und Praktiken im Umgang mit Sterben, Bestattungen und Totengedächtnis hinterlassen haben und welche Schlüsse
diese auf die Integration der „Alltäglichkeit des Todes“ in vormoderne Gesellschaften erlauben. Die Tagung
bietet aber auch eine Plattform, erstmals die international herausragenden Ausgrabungsergebnisse auf dem Domplatz
von St. Pölten ins wissenschaftliche Rampenlicht zu rücken: Auf dem Areal eines spätantiken Verwaltungszentrums
mit Badeanlage entstanden ab dem 9. Jahrhundert mehrere Kirchen und ein Kloster, um die sich über 1.000 Jahre
ein Friedhof entwickelte. Bislang konnten mehr als 18.000 Bestattungen geborgen werden, nirgendwo sonst in Europa
wurde bislang eine derart große Anzahl freigelegt und dokumentiert. Damit bietet sich ein einmaliger Bestand,
der in dieser Datendichte einmalige Erkenntnisse über die Bevölkerungsverhältnisse, deren Gesundheit
und Sterbensalter, aber auch über den Umgang mit den Verstorbenen erlaubt.
Mittelalterarchäologie im Visier
„Durch die international Aufsehen erregenden Entdeckungen tausender Bestattungen am Domplatz von St. Pölten
ist die Stadt als Austragungsort für diese Tagung prädestiniert“, sagt der Mag. Dr. Thomas Kühtreiber
von der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie (ÖGM). Diese Gesellschaft
ist eine Vereinigung von WissenschafterInnen und Laien, die sich die Förderung der archäologischen Forschung
zum Mittelalter und der Neuzeit in Österreich zum Ziel gesetzt hat. Die ÖGM ist Herausgeber der „Beiträge
zur Mittelalterarchäologie in Österreich“ und veranstaltet regelmäßig internationale Tagungen
zu aktuellen Themen: www.univie.ac.at/oegm
St. Pölten als archäologischer Hotspot
St. Pöltens Stadtarchäologe, Mag. Dr. Ronald Risy, ist seit 1 Juni 2010 am Magistrat St. Pölten
beschäftigt und hat seither bereits bei über 100 Projekten unter anderem dazu beigetragen, dass eine
möglichst rasche bauliche Umsetzung erfolgen konnte. Als Stadtarchäologe ist Dr. Risy beispielsweise
für die Organisation und Durchführung der archäologischen Grabungen am Domplatz zuständig.
Die Funktion eines Stadtarchäologen umfasst aber ein noch größeres Betätigungsfeld: Dr. Risy
steht einerseits intern allen Abteilungen als Auskunftsperson für alle archäologischen Belange zur Verfügung,
andererseits wird als besonderes Service sein Wissen und Know-how auch jedem potenziellen Bauherrn innerhalb des
Gemeindegebietes zur Verfügung gestellt. Zusätzlich dazu hält er Vorträge zum Thema Archäologie
in St. Pölten, kuratiert Ausstellungen und betreibt Öffentlichkeitsarbeit.
Infos zur Tagung „Leben mit dem Tod“
Tagungsgebühr: 60.- Euro inkl. freiem Eintritt in die Sonderausstellung, die Exkursionen in St. Pölten
und Wien sowie den Abendempfang. Der Festvortrag „9 Jahre ‚Knochenarbeit‘ am Domplatz von St. Pölten – Ein
erster Einblick“ am 12. September um 18.30 Uhr ist unabhängig von der Tagungsteilnahme und kostenlos öffentlich
zugänglich. Anmeldungen erbeten unter: kultur@st-poelten.gv.at
Programm unter: http://www.univie.ac.at/oegm/veranstaltungen/tagungen/tagung-2018
Anmeldungen (bis 15. August möglich) unter: http://www.univie.ac.at/oegm/veranstaltungen/tagungen/tagung-2018-anmeldung
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