Von 19. Dezember 2018 – 22. April 2019
Wien (mak) - Anlässlich seines 100. Todesjahres würdigt das MAK Koloman Moser (1868–1918), einen
der großen Visionäre der Wiener Moderne, mit einer der bisher umfangreichsten Personalen zu seinem vielfältigen
Werk. Die MAK-Ausstellung „KOLOMAN MOSER. Universalkünstler zwischen Gustav Klimt und Josef Hoffmann“ (19.
Dezember 2018 – 22. April 2019) taucht tief in das Œuvre des Ausnahmekünstlers ein und zeigt auf, wie entscheidend
Moser die Suche nach einer neuen, modernen Formensprache in Wien um 1900 mitgeprägt hat. Viele der rund 600
Exponate, großteils aus der MAK-Sammlung, werden erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Chronologisch aufgebaut, lässt die MAK-Schau jede Etappe von Mosers ungewöhnlichem Werdegang Revue passieren:
vom Maler zum Allround-Gestalter und schließlich wieder zurück zur Malerei.
Bis heute übt sein Gesamtwerk eine nachhaltige Faszination aus. Als Universalkünstler beherrscht Moser
die Disziplinen Malerei, Grafik, Kunstgewerbe und Innenraumgestaltung ebenso wie Mode und Bühnenbild. Das
von der Wiener Secession propagierte Gesamtkunstwerk lebt Moser in beeindruckender Weise vor. Er gilt als einer
der wichtigsten Wegbereiter der Wiener Moderne, als einer der einflussreichsten Künstler des Wiener Jugendstils
und zählt neben Gustav Klimt und Josef Hoffmann zu den führenden Künstlerpersönlichkeiten des
Wiener Kunstfrühlings.
In fünf Kapiteln kontextualisiert die von Christian Witt-Dörring, Gastkurator, und Elisabeth Schmuttermeier,
Kustodin MAK-Sammlung Metall und Wiener-Werkstätte-Archiv, kuratierte MAK-Ausstellung Mosers Werk vor dem
Hintergrund der kunsttheoretischen Entwicklung in Wien von 1860 bis 1918.
Unter dem Titel „Wien als Bühne der Künste“ widmet sich das einleitende Kapitel der Ausstellung dem Umfeld,
das den jungen Moser prägt. Wien erlebt von 1860 bis 1890 eine rasante gesellschaftliche und wirtschaftliche
Entwicklung. Ein erstarktes Großbürgertum ermöglicht den Künsten neue Betätigungsfelder.
Moser wächst mit einer dynamischen Künstlergeneration heran, die auf eine hochwertige Tradition aufbauen
kann. Prägend für Moser ist insbesondere der Gesamtgestaltungsanspruch des Historismus, der Architektur,
Malerei und Bildhauerei bei der Realisierung von Ausstattungsprojekten an einen Tisch holt. Werke unter anderem
von Hans Makart und der Wiener Maler-Compagnie (Franz Matsch, Gustav und Ernst Klimt) stehen zum Auftakt der MAK-Ausstellung
neben frühen, noch ganz dem Naturalismus verschriebenen Ölbildern und grafischen Arbeiten Koloman Mosers.
Das zweite Kapitel „Der Nutzstil oder die Einheit von Form und Funktion“ (1889–1895) widmet sich dem Architekten
und „Vater der Moderne“ Otto Wagner sowie seiner prägenden Rolle für Mosers Werdegang. Wagner kritisiert
den Einsatz historischer Stile und prägt den sogenannten Nutzstil. Die Einheit von Form und Funktion – „form
follows function“ – wird zum Credo der Moderne. Wagners Ideen üben großen Einfluss auf die unter anderen
beteiligten Gründungsmitglieder der Secession Gustav Klimt, Koloman Moser, Carl Moll, Josef Hoffmann und Joseph
Maria Olbrich aus. Wagner ist es auch, der Moser gemeinsam mit Josef Hoffmann für eine Professur an der Kunstgewerbeschule
des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie vorschlägt. Letztendlich orientieren
sich die Secessionisten allerdings an der Arts and Crafts-Bewegung, die der Realisierung der künstlerischen
Idee den Vorrang vor der Funktion gibt.
„Koloman Mosers frühe Jahre“ (1886–1896), das dritte Ausstellungskapitel, zeigt den jungen Moser als freischaffenden
Künstler. Um sein Studium der Malerei an der Kunstgewerbeschule (1893–1895) bei Franz Matsch finanzieren zu
können, betätigt sich Moser bereits ab 1888 intensiv als Illustrator für Bücher und Zeitschriften.
Mit jungen Künstlerkollegen, die mit der dem Naturalismus verschriebenen Wiener Kunstszene zunehmend unzufrieden
sind, schließt er sich zum Siebener-Club zusammen, aus dem später die Secession hervorgeht. Eine Zeichnung
Gustav Klimts zur „Allegorie der Skulptur“, die er für Martin Gerlachs Vorlagenwerk für Kunstgewerbetreibende
„Gerlach’s Allegorien. Neue Folge“ angefertigt hat, inspiriert Moser zu einem neuen, kurvilinearen Ausdruck, aus
dem er schließlich unter Einfluss der japanischen Kunst die sogenannte Wiener Flächenkunst entwickelt.
Das vierte Kapitel „Die Einheit der Künste“ zeigt Moser als Gründungsmitglied der Secession und Universalkünstler.
Inspiriert vom Konzept des Gesamtkunstwerks der Secession widmet sich Moser nun ausschließlich der Ausstellungs-,
Bühnen- und Innenraumgestaltung sowie der Mode. In Zusammenarbeit mit Josef Hoffmann entstehen Innenraumkonzepte,
die als Wiener Raumkunst international bekannt werden. Ein berühmtes Beispiel ist die von Künstlern gestaltete
Einrichtung des Palais für den Industriellen Nikolaus Dumba. Hans Makart stattet das Arbeitszimmer (1871–1873)
aus, Gustav Klimt den Musiksalon und Franz Matsch das Speisezimmer (1897/98).
Um 1900 kommt es zu einer markanten stilistischen Zäsur. Ein flächiger, geometrisch reduzierter Ausdruck
dominiert nun Mosers Entwürfe, der Quadratdekor wird zu einem seiner Markenzeichen. Der sogenannte Wiener
Stil ist geboren. Gemeinsam mit Josef Hoffmann und dem Mäzen Fritz Waerndorfer gründet Koloman Moser
schließlich die Wiener Werkstätte (1903), die die kompromisslose Umsetzung des Gesamtkunstwerks ermöglicht.
Als ein Höhepunkt der Ausstellung entführt dieser Ausstellungsbereich in die beeindruckende Fülle
von in der Wiener Werkstätte entstandenen, zeitlos schönen Innenraumgestaltungen, Möbeln, Metallgegenständen,
Lederarbeiten und Schmuck.
Die zunehmende Abhängigkeit von einem kleinen Kreis von Mäzenen veranlasst Moser im Jahr 1907 zum Austritt
aus der Wiener Werkstätte. Moser startet einen neuen Abschnitt in seiner künstlerischen Laufbahn und
widmet sich bis an sein Lebensende 1918 fast ausschließlich der Malerei. Das letzte Ausstellungskapitel „Abschied
von der Einheit der Künste“ gibt einen Überblick über Mosers malerisches Spätwerk, mit dem
er an den Ausgangspunkt seines Schaffens zurückkehrt. Gleichsam als roter Faden begleitet eine reich illustrierte
Chronologie zu Mosers Schaffen durch die Ausstellung.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog.
|