Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat die 42. Innsbrucker Festwochen der Alten
Musik eröffnet. Regisseur Jürgen Flimm plädierte in einer flammenden Festrede für Solidarität,
Neugierde und Offenheit.
Wien/Innsbruck (alte musik) - Am 10. August hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Innsbrucker
Festwochen der Alten Musik 2018 offiziell eröffnet. In seiner Ansprache auf Schloss Ambras erinnerte sich
der Bundespräsident an seine Studienzeit in Innsbruck in den 1960er-Jahren, die – passend zum diesjährigen
Festwochen-Motto der „Bewegten Welten“ – auch sehr bewegend war. Zudem zeigte er Parallelen der diesjährigen
Festwochen-Oper „Didone abbandonata“ zur heutigen Zeit auf und betonte, dass man, wie damals Aeneas, ständig
schwierige Entscheidungen treffen müsse, deren Konsequenzen man nicht immer abschätzen könne.
Der renommierte Regisseur Jürgen Flimm, der die Oper „Didone abbandonata“ für die Festwochen inszeniert,
hielt die Festrede. Man müsse „aufeinander zustrebend, aufmerksam und voller Neugier und mit offenen Armen“
der Welt begegnen. Zudem forderte Flimm: „Lasst also ab ihr Griesgrame, ihr Schwarzseher, ihr Spaßbremsen
und Bedenkenträger, kommt mit zur aufregenden Neugiersafari. Macht euch alle auf den Weg mit dem trefflichen
Reiseleiter De Marchi und seinen Künstlern in die Vergangenheit unserer bewegten Welten.“ Für Flimm sei
der Stillstand ein fataler Irrtum und der Fortschritt unaufhaltbar: „Der ist einfach da, den kann man weder einsperren
noch das Maul zukleben, er kommt und bleibt und bewegt. Wir müssen ihm offengeistig begegnen!“
Kultur-Landesrätin Beate Palfrader, die die zahlreichen Ehrengäste begrüßte, bezeichnete Vergils
antike Geschichte von „Dido und Aeneas“ als Lehrstück mit aktuellen Bezügen: „Der Auftrag der Götter
an Aeneas, die Welt zu erobern und Rom zu gründen, steht gegen die Liebe der Dido – der Imperativ männlicher
Zukunft gegen die Verbindlichkeit weiblicher Gegenwart.“ Landeshauptmann Günther Platter vergegenwärtigte,
wie in der Renaissancezeit Künstler aus vielen Teilen der Welt nach Tirol gekommen sind und dass dies auch
heute noch der Fall sei: „Wo sonst könnten wir besser nachdenken über eine Kultur des Miteinanders als
bei dieser Eröffnungsfeier der Festwochen der Alten Musik! Tirol ist ein weltoffenes Land“ und „eine Kultur
des Miteinanders ist die Zukunft dieses Landes.“
Für die Überraschung des Vormittags sorgte Bürgermeister Georg Willi. Anstatt der üblichen
Grußworte kam er mit seinem Chor auf die Bühne, mit dem er einen Psalm von Heinrich Schütz zum
Besten gab. Die Einlage sorgte für langanhaltenden Applaus und auch Festredner Jürgen Flimm gratulierte
spontan: „Ein Bürgermeister, der einen Chor leitet? Das gehört ins Guinness-Buch der Rekorde!“. Generell
rückte die Musik in den Mittelpunkt der Eröffnungsfeier. Junge MusikerInnen und SängerInnen aus
dem Cesti-Wettbewerb begeisterten die Gäste im Spanischen Saal. Zu hören gab es ein Duett aus der Monteverdi-Oper
„L’incornazione die Poppea“ und eine Szene aus der diesjährigen Barockoper:Jung-Produktion „Apollo e Dafne“.
Passenderweise ließ auch Festwochen-Intendant Alessandro De Marchi die Musik für sich sprechen, da er,
wie er betonte, für die „nonverbale Kommunikation“ zuständig sei. Gemeinsam mit Massimiliano Toni (Orgel)
spielte er am Cembalo eine Sonate von Severo Giussani. Betriebsdirektorin Eva-Maria Sens bedankte sich bei den
zahlreichen Unterstützern der Festwochen und appellierte an die Gäste: „Musik hat über Jahrhunderte
hinweg Welten versetzt und Menschen bewegt. Wir müssen einen offenen Geist bewahren und den Blick über
den Tellerrand hinaus wagen.“
Die 42. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik dauern bis zum 27. August. Zum vielseitigen Programm zählen
die Aufführungen der Belcanto-Oper „Didone abbandonata“, der Barockoper:Jung „Apollo e Dafne“ und der Serenata
„Semele“ sowie zahlreiche Konzerte in historischen Spielstätten wie Schloss Ambras, die Kaiserliche Hofburg
und die Kirchen von Innsbruck uns Stams.
|