"Der Stillstand ist ein fataler Irrtum"

 

erstellt am
13. 08. 18
13:00 MEZ

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat die 42. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik eröffnet. Regisseur Jürgen Flimm plädierte in einer flammenden Festrede für Solidarität, Neugierde und Offenheit.
Wien/Innsbruck (alte musik) - Am 10. August hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2018 offiziell eröffnet. In seiner Ansprache auf Schloss Ambras erinnerte sich der Bundespräsident an seine Studienzeit in Innsbruck in den 1960er-Jahren, die – passend zum diesjährigen Festwochen-Motto der „Bewegten Welten“ – auch sehr bewegend war. Zudem zeigte er Parallelen der diesjährigen Festwochen-Oper „Didone abbandonata“ zur heutigen Zeit auf und betonte, dass man, wie damals Aeneas, ständig schwierige Entscheidungen treffen müsse, deren Konsequenzen man nicht immer abschätzen könne.

Der renommierte Regisseur Jürgen Flimm, der die Oper „Didone abbandonata“ für die Festwochen inszeniert, hielt die Festrede. Man müsse „aufeinander zustrebend, aufmerksam und voller Neugier und mit offenen Armen“ der Welt begegnen. Zudem forderte Flimm: „Lasst also ab ihr Griesgrame, ihr Schwarzseher, ihr Spaßbremsen und Bedenkenträger, kommt mit zur aufregenden Neugiersafari. Macht euch alle auf den Weg mit dem trefflichen Reiseleiter De Marchi und seinen Künstlern in die Vergangenheit unserer bewegten Welten.“ Für Flimm sei der Stillstand ein fataler Irrtum und der Fortschritt unaufhaltbar: „Der ist einfach da, den kann man weder einsperren noch das Maul zukleben, er kommt und bleibt und bewegt. Wir müssen ihm offengeistig begegnen!“

Kultur-Landesrätin Beate Palfrader, die die zahlreichen Ehrengäste begrüßte, bezeichnete Vergils antike Geschichte von „Dido und Aeneas“ als Lehrstück mit aktuellen Bezügen: „Der Auftrag der Götter an Aeneas, die Welt zu erobern und Rom zu gründen, steht gegen die Liebe der Dido – der Imperativ männlicher Zukunft gegen die Verbindlichkeit weiblicher Gegenwart.“ Landeshauptmann Günther Platter vergegenwärtigte, wie in der Renaissancezeit Künstler aus vielen Teilen der Welt nach Tirol gekommen sind und dass dies auch heute noch der Fall sei: „Wo sonst könnten wir besser nachdenken über eine Kultur des Miteinanders als bei dieser Eröffnungsfeier der Festwochen der Alten Musik! Tirol ist ein weltoffenes Land“ und „eine Kultur des Miteinanders ist die Zukunft dieses Landes.“

Für die Überraschung des Vormittags sorgte Bürgermeister Georg Willi. Anstatt der üblichen Grußworte kam er mit seinem Chor auf die Bühne, mit dem er einen Psalm von Heinrich Schütz zum Besten gab. Die Einlage sorgte für langanhaltenden Applaus und auch Festredner Jürgen Flimm gratulierte spontan: „Ein Bürgermeister, der einen Chor leitet? Das gehört ins Guinness-Buch der Rekorde!“. Generell rückte die Musik in den Mittelpunkt der Eröffnungsfeier. Junge MusikerInnen und SängerInnen aus dem Cesti-Wettbewerb begeisterten die Gäste im Spanischen Saal. Zu hören gab es ein Duett aus der Monteverdi-Oper „L’incornazione die Poppea“ und eine Szene aus der diesjährigen Barockoper:Jung-Produktion „Apollo e Dafne“.

Passenderweise ließ auch Festwochen-Intendant Alessandro De Marchi die Musik für sich sprechen, da er, wie er betonte, für die „nonverbale Kommunikation“ zuständig sei. Gemeinsam mit Massimiliano Toni (Orgel) spielte er am Cembalo eine Sonate von Severo Giussani. Betriebsdirektorin Eva-Maria Sens bedankte sich bei den zahlreichen Unterstützern der Festwochen und appellierte an die Gäste: „Musik hat über Jahrhunderte hinweg Welten versetzt und Menschen bewegt. Wir müssen einen offenen Geist bewahren und den Blick über den Tellerrand hinaus wagen.“

Die 42. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik dauern bis zum 27. August. Zum vielseitigen Programm zählen die Aufführungen der Belcanto-Oper „Didone abbandonata“, der Barockoper:Jung „Apollo e Dafne“ und der Serenata „Semele“ sowie zahlreiche Konzerte in historischen Spielstätten wie Schloss Ambras, die Kaiserliche Hofburg und die Kirchen von Innsbruck uns Stams.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.altemusik.at

 

 

 

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