Zweites HERBSTGOLD-Festival in Eisenstadt vom 5. bis 16. September 2018
Eisenstadt (esterhazy) - Die zweite Ausgabe des HERBSTGOLD – Festival im Schloss Esterházy in Eisenstadt
steht unter dem Motto „Krieg und Frieden“: Eine Riege an international gefeierten Interpreten – darunter Stars
wie Giovanni Antonini und Il Giardino Armonico, Nicolas Altstaedt und die Haydn Philharmonie, Anna Prohaska, Julian
Rachlin, Paul Gulda, das Kronos Quartet oder Schauspielgrößen wie Konstanze Breitebner und Michael Dangl
– behandelt von 5. bis 16. September 2019 den musikalischen Widerhall dieses ewigen Menschheitsthemas von der Klassik
bis zur Gegenwart. Dabei erstreckt sich das von Andreas Richter künstlerisch verantwortete Programm vom Klavierabend
über Kammer- und Orchesterkonzerte sowie literarisch-musikalische Begegnungen bis hin zur halbszenisch dargebotenen
Haydn-Oper, einem neuen Fixpunkt auch für die kommenden Jahre: Diesmal ist es die Kreuzfahreroper „Armida“
mit Ana Maria Labin in der Titelpartie der Zauberin Armida und Julian Prégardien als Ritter Rinaldo. Begleitet
werden die Konzerte in den historischen Sälen des Schlosses von einem umfangreichen, vertiefenden Rahmenprogramm,
das von Podiumsdiskussionen über Jazz und Balkansounds bis hin zur kulinarischen Entdeckungsreise „Pan O’Gusto“
reicht.
„Revolutionen“ standen im erfolgreichen ersten Jahr des Festivals im Zentrum, 2018 widmet sich HERBSTGOLD nun „Krieg
und Frieden“. Ein „zweifacher Fokus“ bestimme das beziehungsreiche Programm, erklärt Andreas Richter, der
künstlerische Leiter des Festivals: „Im Mittelpunkt stehen die eminenten Konflikte der Frühzeit des 19.
wie des 20. Jahrhunderts, die bis zum Wiener Kongress 1814/15 bzw. bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918, vor
hundert Jahren, gedauert haben – und deren musikalische Feiern, Reflexionen und Nachwehen.“ Ausgangspunkt ist natürlich
der Genius loci Joseph Haydn: Bei ihm und seinem Schüler Ludwig van Beethoven fanden die Napoleonischen Kriege
ihren Niederschlag, die damals ganz Europa in Atem hielten. Haydns „Militärsymphonie“ (5.9.) und seine „Missa
in tempore belli“, auch „Paukenmesse“ genannt (12.9.), mit der bangen Friedensbitte, die vor bedrohlichem Kriegslärm
geäußert wird; seine Oper „Armida“, die vor dem Hintergrund der Kampfhandlungen des Ersten Kreuzzugs
spielt, bei denen sich Muslime und Christen gegenüberstehen (14.9.); Beethovens für die Freiheit kämpfenden,
politisch gedachten Symphonien 5 (5.9.) und 7 (16.9.) nebst seinem Schlachtengemälde „Wellingtons Sieg“ (7.9.)
machen die Sprengkraft der Musik und ihre Bedeutung als Spiegel der Zeit deutlich.
Längst gefeierte musikalische Größen wie Giovanni Antonini mit Il Giardino Armonico, Nicolas Altstaedt,
Enrico Onofri oder Julian Rachlin, jeweils mit der Haydn Philharmonie, dem Residenzorchester im Schloss Esterházy,
stehen für die unverminderte Dringlichkeit ihrer Botschaften ebenso ein wie der junge Valentin Uryupin, der
Gewinner des Sir-Georg-Solti-Dirigierwettbewerbs 2017, am Pult des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien – sowie im
Falle der „Armida“ auch Julian Prégardien, der soeben als Narraboth in Strauss’ „Salome“ bei den Salzburger
Festspielen gefeiert wurde, und nicht zuletzt das italienische Regie- und Theater-Multitalent Alessio Pizzech,
der für die Inszenierung im Haydnsaal sorgen wird.
Noch wesentlich später freilich waren die Künstler nicht mit Napoleon fertig: Tschaikowski mit seiner
„Ouverture solennelle 1812“ (7.9.), Leo Tolstoi mit seinem Jahrhundertroman „Krieg und Frieden“, aus dem die Schauspielerin
und Autorin Konstanze Breitebner liest, wozu das Rolston String Quartet Tschaikowski beisteuert (12.9.), und Prokofjew
mit seiner gleichnamigen Oper, die der Russlandheimkehrer im Zweiten Weltkrieg schrieb (7.9.).
Die zweite tragende Säule des Programms ist das Gedenken des Endes des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren
– wobei Nicolas Altstaedt schon am Eröffnungsabend eine Brücke zwischen den Jahrhunderten schlägt,
wie Richter betont: nämlich mit Edward Elgars elegischem Cellokonzert, das die Menschheitskatastrophe reflektiert.
Der Pianist Paul Gulda verwirklicht mit dem Josefstadt-Star Michael Dangl als Sprecher und Freunden unter dem Titel
„Jubel und Elend“ literarisch-musikalische Begegnungen rund um den „Großen Krieg“ 1914–18 (9.9.); die Sopranistin
Anna Prohaska und Eric Schneider am Klavier spüren bei ihrem Liederabend „An der Front“ Schicksalen im Krieg
durch die Jahrhunderte nach, wobei auch Lieder von Haydn erklingen (13.9.); das Kronos Quartet, gleichsam eine
lebende Legende der zeitgenössischen Musik, wirft Schlaglichter auf die musikalische Gegenwart vor hundert
Jahren und macht die Kriegsrealität in einem beklemmenden multimedialen Projekt erfahrbar, das historisches
Filmmaterial mit neuer Musik verbindet.
Interessant besetzte Diskussionsrunden mit Vertretern aus Kultur und Wissenschaft, Religionen und Politik formieren
sich in den Reihen „Talk um 6“ sowie „Tee um 5“ und werden moderiert von Silvia Freudensprung-Schöll (ORF),
eine musikalische Stadtführung mit dem Wiener Kammerchor (16.9.) sowie, wie schon im letzten Jahr, ein Quartett-Marathon
im gesamten Schloss Esterházy (15.9.), an dem neben Kronos das Esmé Quartet, das Rolston String Quartet
und das Ensemble Continuum teilnehmen, runden das klassische Programm ebenso ab wie der Klavierabend von Ragna
Schirmer mit Musik von Haydn und Beethoven, wobei die Pianistin auf zwei verschiedenen historischen Hammerflügeln
spielen wird (9.9.), von denen einer aus der Sammlung Esterházy stammt. Überdies ist Arabella Steinbacher
Solistin im Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold (7.9.), der vor den Nazis fliehen musste und dem in Hollywood
eine neue Karriere gelang.
Hinzu kommen ein Auftritt der Jazzdiva Rebekka Bakken (6.9.), mitreißende Balkan- und Roma-Sounds mit dem
Gypsy Devils Orchestra, Branko Galoic & Francisco Cordovil sowie dem Barcelona Gipsy balKan Orchestra (8.9.),
nicht zu vergessen die unterhaltende Schiene „Nightline“ mit Fagotes Locos (7.9.) und dem Esmé Quartet (14.9.)
sowie musikalisch gestaltete Gottesdienste im Dom und in der Bergkirche mit Haydn-Messen.
Die künstlerischen und intellektuellen Genüsse und Anregungen werden optimal abgerundet mit dem Kulinarik-Festival
„Pan O’Gusto“ (8./9.9.): Das Beste aus Küche und Keller der reichhaltigen pannonischen Region hält Leib
und Seele zusammen.
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