Hutter: Wildnisgebiet Sulzbachtäler unter der Lupe / Wimperntierchen war 2010 der „Jackpot“
Neukirchen am Großvenediger/Salzburg (lk) - Was ist an einem Wimperntierchen besonders? Sehr viel,
wenn es eine neu entdeckte Art ist und den klingenden Namen „Urotricha spetai“ trägt. 2010 gelang Willhelm
Foissner von der Universität Salzburg diese Entdeckung im Rauriser Seidlwinkltal. Der Forscher war damals
bei den „Tagen der Artenvielfalt“ unterwegs. Auch dieses Jahr könnte wieder ein Sensationsfund gelingen, denn
30 Wissenschafterinnen und Wissenschafter gehen noch bis Sonntag im Wildnisgebiet Sulzbachtäler auf die Suche.
„Die Tage der Artenvielfalt im Nationalpark Hohe Tauern - diesmal in den Sulzbachtälern in Neukirchen am Großvenediger
- sind für die 30 Forscherinnen und Forscher aus diversen Fachgebieten eine Herausforderung. Im hochalpinen
Gelände ist eine gewisse Kondition nötig. Aber: Sie werden belohnt – mit einem unberührten Ökosystem
und dessen verschiedenen Entwicklungsstadien. Eine Seltenheit im gesamten Alpenraum“, so Landesrätin Maria
Hutter, die die Wissenschafter sozusagen auf die „Pirsch“ nach neuen Tieren und Pflanzen schickt.
Schon 5.800 Tier- und Pflanzen-Arten registriert
Seit 2007 wurden im Nationalpark Hohe Tauern unfassbare 5.800 Arten sowie Unterarten entdeckt und registriert,
darunter zahlreiche Neufunde. Die umfangreiche Biodiversitätsdatenbank führt das Haus der Natur in Salzburg.
Patrick Gros hat die Daten und Fakten: „Von Freitag bis Sonntag werden pro Tag zirka 4.500 Datensätze zu 1.500
Arten gesammelt. Insgesamt sind es bisher 48.000 Datensätze, also zirka zwölf Prozent der gesamten Biodiversitätsdatenbank
im Haus der Natur.“
Ein Tal, 30 Wissenschafter, überraschende Ergebnisse
Nationalpark-Direktor Wolfgang Urban schätzt die Tage der Artenvielfalt als Möglichkeit, ein relativ
kleines Gebiet von vielen Experten geballt untersuchen zu lassen. „Wir haben eine Fläche von 1.800 Quadratkilometern,
noch dazu mit Hochgebirgscharakter. Da ist eine flächendeckende Erhebung unmöglich. Luftbilder und Fachkartierungen
helfen, aber sind nur sehr grobmaschig möglich oder konzentrieren sich auf bestimmte Fragestellungen. Aber
hier wird drei Tage lang ein abgegrenztes Gebiet von vielen Forscherinnen und Forschern intensiv untersucht, da
gibt es immer wieder spannende, neue Erkenntnisse.“ Seit 2007 wird daher jeweils ein anderes Tal im Schutzgebiet
unter die Lupe genommen, die Bundesländer Salzburg, Kärnten und Tirol wechseln einander dabei ab.
Drei Bundesländer forschen gemeinsam
Landesrätin Maria Hutter hat derzeit den Vorsitz des bundesländerübergreifenden Schutzgebietes,
gute Zusammenarbeit steht bei ihr im Fokus. „Wissenschaft und Forschung müssen eng kooperieren, um fundierte
und umfangreiche Ergebnisse zu erzielen. Die gemeinsame Biodiversitätsdatenbank ist dafür ein perfektes
Beispiel“, unterstreicht Hutter und bedankt sich bei den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, die dieser Tage
ehrenamtlich im Wildnisgebiet Sulzbachtäler unterwegs sind.
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