Erste Ergebnisse aus der Salzburger „Good Vibrations“ Studie
Salzburg (universität) - Die Salzburger Sportwissenschaftler Dr. Hans-Peter Wiesinger (Universität
Salzburg) und Dr. Florian Rieder (Universität Salzburg & Salzburger Landeskliniken) führen seit Beginn
2017 die Studie „Good Vibrations“ an Probanden durch. Dabei werden die Auswirkungen degenerativer Sehnenerkrankungen
erforscht. Die Wissenschaftler untersuchen veränderte mechanische Eigenschaften der Sehne und deren Folgen.
Darüber hinaus probieren sie neue, vielversprechende trainingstherapeutische Maßnahmen aus. Nun liegen
die ersten Ergebnisse der Salzburger „Good Vibrations“ Studie vor.
„Ohne Sehnen läuft nichts. Sehnen übertragen Muskelkräfte auf den Knochen, doch Veränderungen
ihrer mechanischen Eigenschaften beeinflussen gleichermaßen maßgeblich die Bewegungseffektivität
und das Verletzungsrisiko“, sagt der Sportwissenschaftler Hans-Peter Wiesinger. Über- und/oder Fehlbelastungen
führen häufig zur Degeneration des Bindegewebes und zu sogenannten Tendinopathien (Sehnenerkrankung).
Diese treten vor allem bei Läufern in der Achillessehne und bei Sprungsportlern in der Patellarsehne am Knie
auf. Die Folgen sind: Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Funktionsverlust und neben enormen Einschränkungen
der Lebensqualität auch eine Erhöhung der Morbidität.
Erste Ergebnisse aus der „Good Vibrations“ Studie zeigen, dass tendinopathisches Sehnengewebe zwar verdickt, aber
dennoch eine reduzierte Steifigkeit besitzt, d.h. sich unter gleicher Belastung mehr dehnt als gesundes Gewebe.
„Das hat gleich mehrere negative Konsequenzen“, sagt Rieder. Vor allem bei Sprüngen, bei denen der Sportler
in kurzer Zeit enorm viel Kraft aufwendet, benötigt er eine hohe Sehnensteifigkeit zur schnellen Kraftübertragung.
Zudem muss die Sehne der hohen Zugbelastung gerecht werden. „Dies bedeutet, dass ein Sportler, der sein Training
oder den Wettkampf trotz Tendinopathie fortsetzt, nicht nur eine geringere Leistung erbringen wird, sondern auch
einem deutlich höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt ist. Das Worst-Case-Szenario ist eine Ruptur, d.h. ein
Riss der betroffenen Sehne“, erläutert Rieder.
In der vom FWF (Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung) geförderten klinischen Studie des
Interfakultären Fachbereichs für Sport- und Bewegungswissenschaft untersuchen beide Wissenschaftler zusammen
mit der Einheit für Physikalische Medizin und Rehabilitation der Salzburger Landeskliniken eine neue Behandlungsmethode
für dieses Krankheitsbild in der Patellarsehne, das sogenannte Vibrationstraining. Diese neue Trainingsmethode
wird mit dem aus dem skandinavischen Raum kommenden und gut etablierten „Heavy Slow Resistance“ Krafttraining verglichen.
Das Ziel ist es, eine adäquate und vor allem auch von allen durchführbare Alternative zu den intensiven
und teilweise schmerzhaften herkömmlichen Trainingsinterventionsformen zu finden. Die Studie setzt sich mittlerweile
aus einem Pool von über 30 TeilnehmerInnen zusammen und sowohl die PatientInnen als auch die Studienleiter
sind mit den Zwischenergebnissen sehr zufrieden. Bis Ende 2019 sollen weitere PatientInnen erfolgreich betreut
werden“, betont Florian Rieder. Deshalb suchen die Wissenschaftler weitere Probanden für die Studie.
TeilnehmerInnen erhalten im Rahmen der klinischen Studie eine kostenlose umfassende Diagnostik (u.a. Ultraschall-
und MRI-Untersuchung) sowie eine dreimonatige Trainingstherapie. Teilnehmen können alle zwischen 18- und 40
Jahre, die seit mindestens drei Monaten an einem Patellarsehnenspitzensyndrom leiden. Eine ärztliche Attestierung
ist keine Voraussetzung und Unsicherheiten können im Vorfeld der Studie (Vorscreening) abgeklärt werden.
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