Canberra/Innsbruck (universität) - Wittgenstein-Preisträger Hanns-Christoph-Nägerl hat ein attraktives
Angebot aus Australien erhalten: Neben einem Ruf an die University of Queensland wurde ihm jetzt ein Laureate Fellowships
des Australischen Forschungsrats in der Höhe von 1,8 Millionen Euro zugesprochen. Mit diesem Programm versucht
das Land, internationale Spitzenforscher nach Australien zu locken.
Nach dem Wittgenstein-Preis 2017 und einem ERC Advanced-Grant in diesem Jahr wird Hanns-Christoph-Nägerl vom
Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck neuerlich mit einer hochdotierten Förderung
ausgezeichnet. Das vom Australischen Forschungsrat ausgeschriebene Forschungsstipendium wird jedes Jahr an bis
zu 17 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt verliehen und soll die auf ihren Forschungsgebieten
führenden Persönlichkeiten zu einem Wechsel nach Australien bewegen. Mit dem Stipendium verbunden ist
eine Berufungszusage einer australischen Universität - für Hanns-Christoph-Nägerl kommt diese von
der University of Queensland, die im Times Higher Education Ranking der weltbesten Universitäten auf Platz
65 liegt.
Von Seiten des Australischen Forschungsrats heißt es, die Expertise des Physikers würde Australien in
die Lage versetzen, mit den Bemühungen anderen Nationen bei der Entwicklung von Quantentechnologien auf Basis
von ultrakalten Atomen und Molekülen mitzuhalten. Ob Nägerl dem Ruf nach Australien folgen oder seiner
langjährigen Heimat in Innsbruck treu bleiben wird, ist noch offen. „Dieses Angebot ist eine große Auszeichnung
für mich persönlich und es unterstreicht auch den internationalen Stellenwert, den die Innsbrucker Physik
heute weltweit genießt“, zeigt sich Hanns-Christoph-Nägerl erfreut. „In Tirol bieten sich der Quantenphysik
sehr gute Rahmenbedingungen für international konkurrenzfähige Forschung. Ein Wehrmutstropfen ist die
beengte räumliche Situation, die sich seit Jahren immer mehr zuspitzt.“
Molekularer Quantensimulator
Hanns-Christoph Nägerl und sein Team haben in den vergangenen Jahren demonstriert, wie man Quantengase
aus Molekülen bei hoher Teilchendichte und niedrigen Temperaturen im Nanokelvin-Bereich erzeugen kann. Nägerl
ist nun dabei, molekulare Quantensimulatoren zu realisieren, um direkt im Experiment komplexen Vielteilchenquantenprozessen
auf die Spur zu kommen. Diese Prozesse stehen beispielsweise hinter der bisher unerklärten Hochtemperatursupraleitung
in Festkörpern, ermöglichen bzw. verhindern den elektronischen Transport in zukünftigen elektronischen
Schaltkreisen und sind für die Bildung von neuartigen Supraflüssigkeiten relevant. Konkret will der Physiker
dafür einen Quantensimulator aus Kalium-Cäsium-Molekülen bauen. Diese weisen polare Eigenschaften
auf und bieten Zugang zu vielen Phänomen von Quantenvielteilchensystemen, die bisher nicht untersucht werden
können. So will der Experimentalphysiker neue Formen von Suprafluidität erzeugen und Quantenmagnetismus
untersuchen. Mögliche Anwendungen seiner Forschungen liegen in der Präzisionsmesstechnik und der Beantwortung
der Frage, ob fundamentale Naturkonstanten wirklich konstant sind.
Zur Person
Hanns-Christoph Nägerl, geboren 1967, studierte Physik und Mathematik in Göttingen und San Diego.
Sein Doktoratsstudium in Physik absolvierte er unter Prof. Rainer Blatt in Göttingen und Innsbruck. Nach einem
Postdoc-Aufenthalt am California Institute of Technology (1998-2000) schloss er sich der Arbeitsgruppe von Prof.
Rudolf Grimm in Innsbruck an, wo er sich auch habilitierte. 2006 wurde er zum außerordentlichen Professor
ernannt, im Jahr 2011 avancierte er zum Universitätsprofessor. Für seine Leistungen wurde er unter anderem
mit dem Wittgenstein-Preis, einen ERC Advanced-Grant und einen ERC Consolidator-Grant, dem START-Preis und dem
Rudolf-Kaiser-Preis ausgezeichnet.
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