LH-Stv. Pernkopf: Bei Planung und Sanierung auf veränderte Klimabedingungen Rücksicht
nehmen
St. Pölten (nlk) - Der Sommer zeigt momentan, was er kann, und die nächsten Rekordtemperaturen
stehen bevor. Überhitzte Räume im Sommer gehören bei vielen Wohngebäuden bereits zum Alltag.
Grund dafür sind oft falsche Planung und falsches Benutzerverhalten. Die Energieberatung Niederösterreich
gibt Tipps, wie man das Haus auch ohne Klimaanlagen kühl durch den Sommer bringt.
Durch den Klimawandel wird es immer wärmer. Seit 1900 gibt es in Niederösterreich einen Anstieg der Durchschnittstemperatur
von fast zwei Grad Celsius. Besonders auffällig ist der Anstieg von Hitzetagen. Ohne Klimaschutzmaßnahmen
würden die Temperaturen in Niederösterreich bis 2100 um weitere vier Grad ansteigen. Dies würde
eine Verdoppelung der Hitzetage bedeuten. Als Hitzetage werden jene Tage bezeichnet, an denen die Tageshöchsttemperatur
über 30 Grad erreicht. Im Extremfall kann das bis zu 45 Tage im Jahr der Fall sein.
„Es ist wichtig, schon bei der Planung von Neubauten oder bei der Sanierung auf veränderte Klimabedingungen
Rücksicht zu nehmen“, empfiehlt LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf. Die Expertinnen und Experten der Energieberatung
NÖ geben praktische Tipps, denn der richtige Mix aus Sonnenschutz, Lüftung und massiven Bauteilen bringt
das Haus auch ohne Klimagerät kühl durch den Sommer. „Angesichts der aktuellen Wetterkapriolen wird deutlich,
dass unsere Gebäude ‚klimafit‘ gemacht werden müssen“, meint auch Herbert Greisberger, Geschäftsführer
der Energie- und Umweltagentur NÖ.
Die Ausrichtung der Fensterflächen hat großen Einfluss auf die Raumtemperatur. Süd-Ost und Süd-West
orientierte Glasflächen fangen die Sommersonne besonders gut ein. Um die Innenräume kühl zu halten,
hilft hier nur konsequente Verschattung. Dabei gilt: Eine außenliegende Verschattung bringt mehr als eine
innenliegende. „Während ein Vorhang oder eine Innenjalousie nur ein Viertel der Sonnenenergie abhält,
blockt eine Außenjalousie drei Viertel der Sonnenstrahlen ab“, weiß Greisberger.
Nachdem man die kräftigen Sonnenstrahlen ausgesperrt hat, muss man auch die warme Luft aussperren: Nur wer
tagsüber die Fenster geschlossen hält, kann die Raumtemperatur unter der Außentemperatur halten.
Erst in der Nacht wird ordentlich durchgelüftet, die kühlere Nachtluft transportiert die Wärme nach
außen. Massive Bauteile, wie zum Beispiel Beton, Estriche und gemauerte Wände puffern Temperaturspitzen
ab und stabilisieren die Innenraumtemperaturen. Andrea Kraft, Leiterin der Energieberatung NÖ, dazu: „Je schwerer
die innenliegenden Baustoffe sind, desto langsamer steigt die Innentemperatur bei längeren Hitzeperioden.“
Gut geplant wird die notwendige Speichermasse sowohl im Massivbau, als auch im Leichtbau erreicht. Sommerliche
Überwärmung kann auch berechnet werden: Beim Neubau sollte man daher auf jeden Fall vom Planer eine Berechnung
nach ÖNORM B 8110 T.3 verlangen.
Wärmedämmung schützt den Innenraum im Winter und im Sommer. So hält man die Sommerhitze draußen
und die Speichermasse im Inneren bleibt kühl. Speziell bei hitzegefährdeten Konstruktionen wie Dachschrägen
und Flachdächern ist die Wärmedämmung ein Schutzschild gegen die Hitze. Falls es aufgrund der baulichen
Gegebenheiten doch nicht ohne Klimaanlage geht, rät die Energieberatung von Geräten ohne direkte Schlauchverbindung
zur Außenluft auf jeden Fall ab. Da die warme Luft nicht abtransportiert wird, verbrauchen solche Geräte
viel Strom ohne effektiv zu kühlen. Wirklich effizient sind allerdings nur Split-Geräte mit Innen- und
Außenteil. Der Stromverbrauch ist trotzdem hoch, vor dem Kauf sollte man sich über die effizientesten
Geräte auf http://www.topprodukte.at informieren.
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