Linz (lk-ooe) - Zwar scheiden sich in Oberösterreich manchmal die Geister, ob die vielseitig verwendbare
Knolle als „Erdapfel“ oder als „Kartoffel“ bezeichnet werden soll, einig sind sich im Land der Erdäpfel-Genießer
aber alle, dass das Produkt eine hervorragende Qualität haben muss, egal ob nun mehlige Erdäpfel für’s
Püree oder speckige für den Erdäpfelsalat verwendet werden. Diese Qualität können die
oberösterreichischen Erdäpfelbauern bieten. Mittels diverser Kooperationen sorgen diese auch für
zielgerichtetes Marketing und Vielfalt im Handel.
Insgesamt werden in Oberösterreich auf 1.300 Hektar Erdäpfel angebaut, davon 850 Hektar Speiseerdäpfel,
der Rest verteilt sich auf Saat-, Futter- und Industriekartoffeln. Von den rund 2.800 Erdäpfel-Produzenten
vermarkten 264 die Erdäpfel direkt ab Hof und sind in der Direktvermarkter-Datenbank der Landwirtschaftskammer
OÖ gelistet. Etwa einhundert davon sind Bio-Betriebe. Erdäpfelbauern gibt es in allen Bezirken, das macht
es für die Konsumenten einfach, direkt ab Hof einzukaufen. Einen Überblick über Erdäpfelbauern
in der eigenen Region erhalten Konsumenten auf der Homepage des Qualitätssiegels „Gutes vom Bauernhof“.
„Die Ernte wird heuer leider trockenheitsbedingt um ein Viertel bis ein Drittel geringer als im langjährigen
Schnitt ausfallen. Nur dort, wo bewässert werden kann, sind die Mindererträge nicht so groß, aber
der monetäre Aufwand für die Bewässerung liegt bei 1.000 bis 1.500 Euro pro Hektar“, so Franz Reisecker,
Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.
Die geschichtsträchtige Knolle wird nicht nur nach den Sorten eingeteilt, sondern auch nach Kocheigenschaften
und Farben wie rot, lila oder gelb. Den Saisonauftakt machen jedes Jahr die „Heurigen“, jetzt findet die Ernte
der Lagerkartoffeln statt.
Prämierte Erdäpfel aus OÖ
Seit zwei Jahren gibt es von der AMA Marketing und der IG Erdäpfelbau veranstaltete österreichweite Erdäpfelverkostungen
und dort holen sich oberösterreichische Bauern regelmäßig einen „Goldenen Erdapfel“. 2018 ging
dieser in der Kategorie „vorwiegend festkochend/mehlig“ mit der Sorte Agria nach Mitterkirchen an den Betrieb Stadlbauer.
Dort werden seit 20 Jahren Erdäpfel angebaut und sie sind auf den einzelnen Feldern nur alle vier bis fünf
Jahre in der Furchtfolge, um geschmackvolle und gut lagerbare Erdäpfel zu ernten. Agria ist eine alte Sorte,
eher durchschnittlich im Ertrag, doch einzigartig im Geschmack. Sie ist eine mehlige Sorte, die hervorragend für
Knödel, Püree und Teige geeignet ist. Familie Stadlbauer nahm 2018 erstmals am Wettbewerb teil und errang
sofort einen Goldenen Erdapfel. Ab Hof werden neben Erdäpfeln auch Eier und Nudeln verkauft und seit 1983
stellen die Stadlbauers ihre Hofprodukte auch zu, ein Service, den die Kunden, zu denen auch Wirte zählen,
laut Familie Stadlbauer, sehr schätzen.
Erdäpfelkooperationen – mit Marketing zum Erfolg
Immer mehr Erdäpfel werden in Oberösterreich in bäuerlichen Gemeinschaften erzeugt und vermarktet.
Dazu zählen die Eferdinger Landl-Erdäpfel, die Sauwald Erdäpfel oder auch die Graniterdäpfel.
„Wir begrüßen in der Landwirtschaftskammer solche Kooperationen, weil diese die Vielfalt im Handel,
in der Gastronomie wie auch beim Ab-Hof-Verkauf steigern und die Konsumenten rückverfolgen können, aus
welcher Region ihre Erdäpfel kommen. Denn die Konsumentinnen und Konsumenten achten zunehmend auf Regionalität
beim Lebensmitteleinkauf“, ist Reisecker überzeugt.
Graniterdäpfel aus dem Mühlviertel
Die Graniterdäpfel werden von zwölf Biobauern im Mühlviertel seit 2010 in ihrer Region angeboten.
Jeweils 20 Prozent der gemeinsamen Ernte werden jeweils direkt Ab-Hof verkauft und an den Handel geliefert. Besonders
ist, dass 60 Prozent der Graniterdäpfel von einem bäuerlichen Eferdinger Verarbeiter zu Bio-Kartoffelsalat
veredelt werden. Die Rezeptur dafür wurde gemeinsam erstellt. Damit können alle geernteten Erdäpfel,
egal wie sie gewachsen sind, genossen werden. Franz Hauder, Graniterdäpfelbauer aus Herzogsdorf, freut sich
über eine weitere Absatzschiene, die Biostärkekartoffeln, die vor allem für Verarbeitungsprodukte
gebraucht werden. Dieser Markt kann nur bedient werden, so Hauder, weil die Gemeinschaft der Graniterdäpfelbauern
größere Mengen anbaut und die Liefersicherheit durch die Betriebe, die regional verteilt sind, gegeben
ist.
Sauwalderdäpfel stehen am 1. und 2. September im Fokus
Wer Erdäpfel verkosten will, der kann das beim Saisonstart der Sauwalderdäpfel beim Erdäpfelkirtag
in St. Aegidi am 1. und 2. September tun. Zwölf Sorten aus dem Versuchsgarten stehen zur Verkostung bereit
bzw. werden Erdäpfel aus dem Versuchsgarten in Zwei-Kilo-Säcken zum Kauf angeboten. Auf diesen Säcken
sind Bewertungsbögen angebracht, weil die zehn Sauwalderdäpfelbauern die Konsumentenmeinung zu neuen
Sorten kennen lernen wollen. Im Versuchsgarten sind Geschmack, Fleischfarbe und Lagerfähigkeit die drei Kriterien,
die dann bei jeder Sorte in einer Blindverkostung bewertet werden.
Erfolgreich seit mehr als 15 Jahren: die Eferdinger Landl Erdäpfel
Die Gründung der Erzeugergemeinschaft Eferdinger Landl Erdäpfel hat den Erdapfelanbau in Eferding wesentlich
verändert. 2001 wurden ca. 65 Prozent der Erntemengen über den Großhandel abgesetzt. Die schlechten
Großhandels-Erzeugerpreise zwangen viele Betriebe den Erdapfelanbau zu reduzieren. Der Erdapfel war nur noch
für die Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter als Ergänzung zum Gemüsesortiment von Interesse.
Durch die Gründung der Regionalmarke kam es zur Trendumkehr. In den letzten zehn Jahren haben sich die Erdäpfelflächen
in Eferding auf 400 Hektar verdoppelt. Viele Betriebe setzen nun als Betriebsschwerpunkt auf den Erdapfel, freut
sich Ewald Mayr, der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Eferdinger Landl Erdäpfel. 31 bäuerliche
Betriebe aus Eferding produzieren mittlerweile Erdäpfel für SPAR, Maximarkt, Nah&Frisch, Unimärkte,
Winkler-Markt, Pro-Kauf, Welas und Tabor. Den Gusteria Erdapfel-Käse gibt es in den meisten Geschäften
in Oberösterreich.
Erdäpfel sind gesund und machen satt
Die Bezeichnung „Sättigungsbeilage“ ist für Erdäpfel kein Schimpfwort, sondern Fakt, denn sie machen
satt. Der Kohlenhydratanteil ist geringer als oft gedacht, er beträgt nur etwa 15 Gramm auf 100 Gramm Erdäpfeln.
Die Kohlenhydrate sind jedoch schnell im Blut, da es sich bei den Kohlenhydraten um Stärke handelt und somit
um reine Glukose. Wenn Erdäpfel nach dem Kochen kurz erkalten, bildet sich eine „resistente Stärke“,
die der Körper schwerer spalten kann und so braucht die Glukose länger um ins Blut zu gelangen. Infolge
erhöht sich der Blutzuckerspiegel nicht so rasch.
Als Dickmacher sind sie zu Unrecht verschrien, nur mit einer ordentlichen Portion Fett zubereitet, also in Form
von Chips oder Pommes Frites, wäre der Vorwurf berechtigt. Erdäpfel sind mit ca. 70 Kilokalorien pro
100 Gramm energiearm, aber reich an wertvollen Nährstoffen. Die Knolle enthält eine beträchtliche
Menge an Vitamin C und den B-Vitaminen, 15 verschiedene Mineralstoffe, wobei der Magnesiumanteil mit 22 Milligramm
hervorzuheben ist. Aus ernährungsphysiologischer Sicht wird empfohlen die oberösterreichische Erdäpfelvielfalt
in vollen Zügen zu genießen!
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