Salzburg (sf) - Zur Feierstunde „100 Jahre Festspielidee“ lud der Verein der Freunde der Salzburger Festspiele
am Nachmittag des 16. August ins Mozarteum. Nachdem Vereins-Präsident KR Heinrich Spängler seine
Grußworte an die Gäste richtete, erklärte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler in ihrer
Festrede die historischen Hintergründe dieser Feierstunde:
Am 25. April 1917 übermittelte Max Reinhardt seine Denkschrift zur Errichtung eines Festspielhauses in
Hellbrunn von Berlin aus an die Generalintendanz der k. k. Hoftheater in Wien. Eindringlich warb er darin für
Festspiele in Salzburg „als erstes Friedenswerk“.
Reinhardt versuchte damals schon die öffentliche Meinung und die Politik auch mit wirtschaftlichen Argumenten
für das Festspielprojekt zu gewinnen. Kein leichtes Unterfangen in einer Zeit, in der Österreich und
Salzburg unter Hunger und Kriegsnot zu leiden hatten. Er versprach, dass Touristen aus dem ganzen deutschen Sprachraum,
vor allem aber aus Bayern, allsommerlich ihr Geld anlässlich des Festspielbesuches nach Salzburg bringen würden,
propagierte damals schon die Festspiele als künstlerischer und ökonomischer Motor einer ganzen Region.
Wie Recht er haben sollte, hat er selbst nicht mehr erlebt.
Fast taggleich mit Reinhardt, am 28. April 1917, reichte der Journalist Heinrich Damisch namens des Vereins „Salzburger
Festspielhaus Gemeinde“ dessen Statuten beim k.u. k. Ministerium des Inneren mit der Bitte um Genehmigung ein.
Am 1. August 1917 fanden sich dann das Wiener und das Salzburger Proponenten Komitee im Richard Wagner Saal im
Musikverein in Wien zur Gründungsversammlung ein. Am 7. Dezember hielt auch der Salzburger Verein seine Gründungsversammlung
ab.
Am 15. August 1918 war es dann endlich soweit, der Gesamtverein hielt seine erste ordentliche Generalversammlung
unter dem Vorsitz von Vizepräsident Karl A. Artaria im Marmorsaal von Schloss Mirabell ab. Der Journalist
Rudolf Holzer hielt die Festrede zum Thema „Die Festspiel-Idee“. Am Nachmittag fand die Begehung der möglichen
Bauplätze für das Festspielhaus statt, abends besuchten die Sitzungsteilnehmer ein Festkonzert im Mozarteum.
Am Vortag gab es bereits die erste Sitzung des Direktoriums im Hotel d’Europe. Auf der Tagesordnung stand unter
anderem der Antrag von Heinrich Damisch, einen mehrgliedrigen Kunstrat für künstlerische Fragen und programmatische
Direktiven einzusetzen. Als Mitglieder sollen Max Reinhardt, Franz Schalk und Richard Strauss gewonnen werden.
Die Generalversammlung bestätigte die jeweils neun vom Hauptverein Wien und vom Zweigverein Salzburg gewählten
Mitglieder des Direktoriums und beschloss die Einsetzung des Kunstrates.
Auch Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer richtete seine Grußworte an das Publikum. Mitglieder der Wiener
Philharmoniker werteten diesen Nachmittag der Rückbesinnung musikalisch auf und die Festspielpräsidentin
betonte die entscheidende Rolle, die die Wiener Philharmoniker in der gesamten bisherigen Geschichte der Festspiele
gespielt haben: „Ohne die Wiener Philharmoniker gäbe es zwar auch Festspiele in Salzburg, aber es wären
nicht die Salzburger Festspiele“. Die Wiener Philharmoniker spielten Richard Strauss‘ Sextett für Streicher
aus der Oper Capriccio und Mozarts Streichquintett C-Dur, KV 515. Außerdem lasen Stefanie Reinsperger und
Johannes Silberschneider aus Hugo von Hofmannsthals Der erste Aufruf zum Salzburger Festspielplan. Intendant Markus
Hinterhäuser spielte Luigi Nonos ...sofferte onde serene... gemeinsam mit dem SWR Experimentalstudio und machte
in seiner kurzen Einführung auf den Stellenwert der zeitgenössischen Musik bei den Salzburger Festspielen
aufmerksam. Nirgendwo wäre z.B. das Werk Luigi Nonos so großzügig und nachhaltig in das Programm
integriert worden wie in Salzburg.
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