Der weltbekannte Künstler und Vertreter des
Phantastischen Realismus, Anton Lehmden, verstarb am 7. August 2018 im 90. Lebensjahr
Eisenstadt (martinus) - Anton Lehmden, der weltbekannte und hoch geachtete Maler, Druckgrafiker und Vertreter
der sogenannten Wiener Schule des Phantastischen Realismus, verstarb am 7. August 2018 im 90. Lebensjahr. Zum Burgenland
und zur Diözese Eisenstadt hatte er eine besonders enge Beziehung, schließlich bezog der 1929 in der
Slowakei geborene österreichische Künstler 1966 das Renaissance-Schloss in der mittelburgenländischen
Weinbaugemeinde Deutschkreutz – zu einem Zeitpunkt, als Lehmden bereits am Höhepunkt seiner künstlerischen
Laufbahn stand, von Tokio über New York bis Berlin und Venedig ausgestellt wurde. Besonders verdient machte
sich Anton Lehmden auch um die Neugestaltung der Pfarrkirche in Deutschkreutz, wofür er sämtliche Entwürfe
beisteuerte. Die Diözese Eisenstadt mit Bischof Ägidius Zsifkovics an der Spitze trauert um einen großen
Künstler.
Zsifkovics: Appell zum Einklang von Mensch und Natur
"Anton Lehmdens Werk spiegelt die Einheit zwischen Natur und Mensch wider. Der Mensch erscheint darin
als integraler Teil der Schöpfung und nicht als abgehobener technokratischer Beobachter und Benutzer der Natur.
Seine Kunst entspricht somit ganz dem Anliegen von Papst Franziskus, der mit seiner Schöpfungsenzyklika Laudato
sí die Sorge um das gemeinsame Haus Erde uns allen ans Herz legt", würdigt Bischof Zsifkovics
den Verstorbenen. Die strukturierten, fast grafischen Bilder Lehmdens würden wie "Handschriften"
wirken, sie seien "sehr lasierend, sehr transzendent und zeigen einen Menschen, der immer Bestandteil dieser
Natur war und ist, mit einem entsprechenden Auftrag für ein verantwortungsvolles Tun der Schöpfung gegenüber",
so der Diözesanbischof.
Kunst als Ausdruck der eigenen Spiritualität
Besonders hob Bischof Zsifkovics die Verdienste Lehmdens für die Neugestaltung der Pfarrkirche in Deutschkreutz
hervor. Die Arbeiten seien ihm ein großes Anliegen gewesen, ebenso wie das von ihm erworbene Schloss: "Es
ging ihm aber nicht um ein Objekt oder um ein bloß distanziertes Machwerk. Es ging ihm vielmehr um die seelischen
und künstlerischen Inhalte. So wurde ihm auch die bauliche Gestaltung zum Ausdruck der Pflege seiner eigenen
Spiritualität. Genau deshalb nahm er sich auch der Kirche so hingebungsvoll an", betonte Bischof Ägidius
Zsifkovics.
Lehmdens Handschrift in Deutschkreutz
Die Arbeiten für die Um- und Neugestaltung der Pfarrkirche in Deutschkreutz begannen Anfang 1973 und wurden
nach bereits eineinhalb Jahren vollendet. Lehmden entwarf einen monumentalen Stiegenaufgang, Zubauten und die Innengestaltung.
Ein großes Mosaik an der Nordfassade ist ebenso sein Werk wie die Bemalung von sechs Glasfenstern und das
Andachtsbild "Madonna im Weinberg". Aus den Farben des Bildes baute Lehmden eine symbolische Brücke
zwischen Himmel und Erde – das Blau von Marias Mantel als Sinnbild für den Himmel, das Grün des Kleides
als symbolische Erdung.
Kirche als Gesamtkunstwerk
Ein von Lehmden 1996 begonnener Kreuzweg auf 14 Carrara-Marmor-Platten wurde 1998 abgeschlossen. Zwei Jahre
später bemalte er auch noch die restlichen sechs großen Fenster, die Oberlichten und die kleinen Fenster
in der Kirche von Deutschkreutz, die zu einem Gesamtkunstwerk im künstlerischen Schaffen von Anton Lehmden
wurde. Zwei große Bildtafeln – "Die Geburt Christi" und "Die Auferstehung" – auf zwei
Carrara-Marmor-Platten sind gleichsam die finale Krönung des Gesamtkunstwerks der Lehmden-Kirche. Und auch
bei der Kirchenrenovierung im Jahr 2001 wurden die Vorstellungen Lehmdens, der mit einem zarten türkisgrünen
Farbton "eine besondere Leichtigkeit und eine helle, stille, angenehme Atmosphäre" schaffen wollte,
maßgeblich. Von seiner Kindheit an, wie der große Künstler im Interview mit der Kirchenzeitung
"martinus" im Jahr 2010 sagte, habe er sich mit großer Faszination mit der Bibel auseinandergesetzt:
"Das war fast wie ein Brevier für mich", so Lehmden wörtlich.
Schüler Heinz Ebner: "Kunst wie eine eifersüchtige Geliebte"
Zu den Schülern Anton Lehmdens gehört auch der burgenländische Künstler Professor Heinz
Ebner, heute einer der renommiertesten Kunstschaffenden im kirchlichen Bereich. Ebner erinnert sich: "Geprägt
hat mich in erster Linie seine Haltung, dass man sich ganz auf die Kunst einlassen muss, dass Kunst nicht als zweites
Standbein geeignet ist, sondern einer eifersüchtigen Geliebten ähnelt, die nichts und niemanden anderes
neben sich duldet. Leben ist Kunst, die Kunst ist Leben – das war der Lebensgestus Lehmdens ebenso wie seine Formsprache."
Leuchtende, farbige Freude an der Schöpfung
So wie Lehmden die Schöpfung als eine Einheit betrachtet habe, habe er "in seiner Kunst die Schöpfung
von innen her erblickt. Viele künstlerische Zeitgenossen analysieren und hinterfragen, bei ihm war es das
Gegenteil. In seinem Schaffen überwiegt das positive Denken, auch wenn oftmals erst auf dem zweiten Blick
sichtbar. Die Schöpfung und in ihr die Liebe besiegt auch das Böse: Das ist der Inhalt seiner Kunst",
weiß Prof. Heinz Ebner. Die Großartigkeit der Natur überschwappe und überwuchere in den Bildern
von Anton Lehmden alles, auch die schrecklichen Dinge: "Die Schöpfung ist nicht sinnlos, nicht blind,
nicht einmal angesichts des moralisch entgleisten Menschen. Durch seine klare Farbgebung hat er stark symbolisiert,
er war ein Freund des Alterns. Altes Mauerwerk, alte Landschaften haben ihn begeistert. Am Schluss seines Schaffens
wurde er richtig bunt, das Erdbraun wurde plötzlich vom leuchtenden Orange abgelöst", skizziert
Heinz Ebner den künstlerischen Weg seines ehemaligen Lehrers und Meisters.
Wien, Istanbul und die "Herzensangelegenheit" Deutschkreutz
Die künstlerische Laufbahn von Anton Lehmden selbst begann als Schüler des großen Phantastischen
Realisten, Malers und Schriftstellers Albert Paris Gütersloh. Von Anfang der 1970er bis Ende der 1990er Jahre
lehrte Lehmden selbst als Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. In der Öffentlichkeit
ist Anton Lehmden vor allem durch seine künstlerische Gestaltung der U-Bahn-Station Volkstheater in Wien sowie
der zum St. Georgs-Kolleg gehörigen Kirche in Istanbul bekannt. Er wohnte und arbeitete nicht nur auf Schloss
Deutschkreutz im Mittelburgenland, sondern veranstaltete auch gemeinsam mit seiner Tochter das Sommerspektakel
"Literatur im Grünen". Als "Schmuckkästchen" und "besondere Herzensangelegenheit"
bezeichnete Anton Lehmden die von ihm gestaltete Kirche in Deutschkreutz.
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