Der Nationalratspräsident und der EU-Kommissar sehen Aufklärungsarbeit
als zentralen Faktor, um Akzeptanz zu schaffen
Brüssel/Wien (pk) - Den europäischen Gedanken am Balkan zu festigen, sei eine "Grundvoraussetzung
für ein stabiles Europa", sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka in einem Doppelinterview
mit EU-Kommissar Johannes Hahn in der "Kleinen Zeitung". Johannes Hahn bezeichnete die europäische
Perspektive für die Länder des Westbalkans als "enormen Hebel". "Aber, was zählt,
ist die Qualität in der Vorbereitung, nicht die Geschwindigkeit", unterstrich der EU-Kommissar.
Kooperation auf parlamentarischer Ebene
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka beabsichtigt, eine Kooperation mit den Staaten des Westbalkans auf
parlamentarischer Ebene zu etablieren, um die Möglichkeit zu geben, unseren Parlamentarismus kennenzulernen.
Hahn hob den grundsätzlich hohen Grad der Einbindung der österreichischen Zivilgesellschaft in den Begutachtungsverfahren
hervor. In Balkanländern herrsche ein Schwarz-Weiß-Denken vor: "Entweder, du bist Gewinner oder
du bist Verlierer", sagte Hahn. "Aber Demokratie besteht aus Kompromissen."
Aufklärungsarbeit und an internen Schrauben drehen
Angesprochen auf Umfragen, die eine geringe Bereitschaft der Unionsbürger zeigen, die Balkanländer in
der EU aufzunehmen, erklärte Hahn, dass es notwendig sei, einerseits den Bürgerinnen und Bürgern
die Fortschritte dieser Länder zu zeigen und andererseits "auch an internen Schrauben zu drehen".
Hahn hinterfragte in diesem Zusammenhang das Einstimmigkeitsprinzip im Rat. Es würde dazu führen, dass
die EU oft nur mehr reagieren könne anstatt zu agieren. Was die Letztentscheidung über den Beitritt eines
neuen Mitglieds betreffe, sollte aber das Einstimmigkeitsprinzip erhalten bleiben.
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