„Bildungsdirektion Burgenland“ startet mit 1.1.2019. Durch Auslaufen von 15a-Vereinbarungen
drohen Kürzungen
Eisenstadt (blms) - Ab 1.1.2019 wird die Bildungsdirektion Burgenland wie vorgesehen den bisherigen Landesschulrat
ersetzen. Über die damit einhergehenden Neuerungen und aktuelle bildungspolitische Themen informierten Bildungsreferent
Landeshauptmann Hans Niessl, Bildungsdirektor Mag. Heinz Zitz und Prof.(FH) Mag. Dr. Michael Roither, Vizerektor
für Internationales an der FH Burgenland, am 23.08.
„Wir sind im Burgenland im Bereich der Bildung auf einem sehr guten Weg. Das belegen zum einen die Betreuungsquoten
der 0 bis 6-Jährigen, mit denen wir im Bundesländervergleich im Spitzenfeld liegen, zum anderen auch
die Maturantenquote und die Ergebnisse bei der Zentralmatura und bei Bildungstests, oder das kostenlose Studium
an der Fachhochschule. Durch einzelne bildungspolitische Maßnahmen der Bundesregierung kommt es aber zu Kürzungen,
die zulasten der Qualität des Bildungssystems gehen“, erklärte Niessl.
Was die Bildungsreform betreffe, so warnten auch unabhängige Experten; es würde sich bei dieser Reform
lediglich um eine Verwaltungsreform handeln. „Das Ziel einer Bildungsreform kann nur sein, dass die Qualität
der Bildung angehoben wird“. Auf das Thema Integration müsse nicht nur verbal, sondern auch durch konkrete
Maßnahmen Wert gelegt werden. Er erwarte sich, dass beginnend mit dem Bereich der Frühkind- und Elementarpädagogik
die entsprechenden Mittel auch weiterhin zur Verfügung gestellt werden, damit rasch die deutsche Sprache gelernt
werden könne. „Hier zu sparen, heißt, am falschen Ort zu sparen“, so Niessl, der auch mehr ganztägige
Schulformen fordert.
Mehrere 15a-Vereinbarungen laufen aus
Angesichts der Einführung des 12-Stundentags sei sowohl im Elementar- als auch im Pflichtschulbereich
das Angebot der ganztägigen Betreuung auszubauen; gerade hier gebe es aber Einsparungen. Heuer liefen eine
Reihe von 15a-Vereinbarungen aus, etwa zur sprachlichen Frühförderung, zum kostenlosen letzten Kindergartenjahr
oder zum Ausbau der Kindergärten, für die es keine Folgevereinbarungen gebe. Bei den Ganztagsschulen
werde die Summe von 750 Mio. Euro bis 2032 gestreckt. Das bedeute eine Reduzierung von 107 Mio. Euro auf 53 Mio.
Euro jährlich.
Integration funktioniert im Burgenland
Kritisch sieht Niessl auch die Deutschförderklassen; hier wünsche er sich mehr Schulautonomie. Individualisierung
sehe er als wesentliches Thema der Zukunft. Als Beispiel nennt Niessl die hervorragenden Bildungsergebnisse von
Kindern in Südtirol, wo seit vielen Jahren in der gemeinsamen Schule der 10 bis 14-Jährigen die Individualisierung
in kleinen Gruppen gelebt werde. Gut funktioniere im Burgenland die Integration; „weil wir sie ernst nehmen, vom
Kindergarten bis in die Pflichtschulen, in allen Bereichen“, so der Landeshauptmann, der vom Bund Planungssicherheit
auf allen Ebenen einfordert, nicht zuletzt auch im Bereich des Ärztemangels und der Medizinerausbildung; hier
könne er sich die Anrechnung des Sozialjahres vorstellen. „Wir benötigen einen sozialen Zugang“.
Bildungsdirektion ersetzt Landesschulrat
Ab 1.1.2019 treten die Bildungsdirektionen an die Stelle der Landesschulräte. Die Bildungsdirektionen
werden eine gemeinsame Bund-Länder-Behörde sein, in der Bundes- und Länderagenden vollzogen werden
– bis jetzt war der Landesschulrat eine reine Bundesbehörde. Das Burgenland hat allerdings schon 2006 die
Landeslehrerverwaltung an den LSR übertragen. Ab jetzt müssen sowohl Bundes- als auch Landeslehrerverwaltung
von einer Behörde ausgeführt werden.
Präsidialbereich und Bereich Pädagogischer Dienst
Neu im Burgenland: Die äußere Organisation der Pflichtschulen – Zu- und Umbauten, die Errichtung
und Auflassung von Pflichtschulen – muss vom Amt der Burgenländischen Landesregierung in die Bildungsdirektion
wandern. Präsident der Bildungsdirektion ist der Landeshauptmann, oberstes Verwaltungsorgan der Bildungsdirektor,
nachgeordnet sind die beiden Bereichsleitungen – der Präsidialbereich und der Bereich Pädagogischer Dienst.
Der Präsidialbereich fungiert als zentrale Geschäftsstelle der Bildungsdirektion; hier werden die budgetären,
die organisatorischen und rechtlichen Agenden vollzogen, aber auch die gesamte Personalverwaltung – der Bundeslehrer,
der Landeslehrer und des Verwaltungspersonals der Bildungsdirektion und der Schulen – abgewickelt. Landesschulratsdirektorin
Mag. Sandra Steiner wurde mit 1.7.2018 zur Leiterin des Präsidialbereichs bestellt; sie ist auch die Stellvertreterin
des Bildungsdirektors.
Alle pädagogischen Aufgaben unter einem Dach
Im Pädagogischen Dienst sind künftig alle pädagogischen Aufgaben unter einem Dach in der Bildungsdirektion
versammelt. Mag. Jürgen Neuwirth ist Leiter des Pädagogischen Dienstes. Im Gegensatz zu früher gibt
es ab jetzt einen gemeinsamen Verantwortlichen für alle pädagogischen Belange über alle Schularten
hinweg. Das umfasst die Schulaufsicht, die Sonderpädagogik und das burgenländische Minderheitenschulwesen.
Je Region ist eine Abteilung einzurichten; im Burgenland wurde für das Minderheitenschulwesen eine eigene
Abteilung eingerichtet. Eine der Aufgaben des Pädagogische Dienstes sei es, „ein adäquates, differenziertes
regionales, optimal aufeinander abgestimmtes Bildungsangebot zu ermöglichen“; die Kernaufgabe, „die Qualität
in der Schule weiterzubringen“. Dazu gehörten, die Übergänge zwischen Elementarpädagogik und
Schule fließender zu gestalten, die Zusammenarbeit zwischen Schule und dem regionalen Umfeld (d.h. anderen
Beratungs- und Fördereinrichtungen) zu koordinieren und den Bedarf an Fortbildung der LehrerInnen zu erheben
und mit der Pädagogischen Hochschule abzustimmen. Die Lernunterstützung für die Schüler durch
online-basierte Übungs- und Testformate soll forciert werden.
Sonderpädagogik wird in Bildungsdirektion übergeleitet
Neu ist auch, dass ab 1. September die Feststellung und Koordination des Sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs
künftig durch 4 Personen, sogenannte „FIDS“ (Fachbereich Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik),
erfolgen soll. Bisher war im Burgenland die Sonderpädagogik an 7 Zentren für Inklusion und Sonderpädagogik
an Sonderschulen angeschlossen; mit der Bildungsreform wird diese nun in den Pädagogischen Dienst der Bildungsdirektion
übergeleitet.
Jährlich muss künftig vom Bildungsdirektor ein Rahmenziel- und Leistungsplan erstellt und mit dem Präsidenten
und dem Bildungsminister abgestimmt werden. Es sei dem Burgenland als einzigem Bundesland gelungen, nur eine Bildungsregion
zu sein und so gleiche Bedingungen für alle sicherzustellen.
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