Bedeutendenster Erneuerer der Fotografie im „Wien um 1900“ – Präsentation im Grafischen
Kabinett beleuchtet thematische und stilistische Vielfalt des unkonventionellen Fotografen
Wien (leopold museum) - Das Leopold Museum zeigt im Rahmen der Schau „Moriz Nähr. Fotograf der Wiener
Moderne“ erstmals umfassend das vielschichtige Oeuvre einer höchst unkonventionellen Fotografenpersönlichkeit
der Wiener Moderne. Moriz Nähr gilt gegenwärtig als einer der bedeutendsten Erneuerer der Fotografie
im „Wien um 1900“ und wird in einem Atemzug mit Eugène Atget, dem fotografischen Chronisten der Stadt Paris,
genannt. Nährs Werk spannt einen Bogen von der Landschafts- und Porträtfotografie über die Architekturfotografie
der „urban landscape“ Wiens bis hin zur Dokumentation der Ausstellungsinszenierungen für die Wiener Secession
ab 1898. Mit dem Jahrhundertkünstler Gustav Klimt, dem das Museum aktuell ebenso eine Ausstellung widmet,
verband Nähr eine lebenslange Künstlerfreundschaft und ein besonderes Netzwerk an prominenten Persönlichkeiten
aus Kunst, Kultur und Philosophie.
„Die Legendenbildung um Moriz Nähr basiert einerseits auf der engen Verbindung zu Gustav Klimt und der Wiener
Secession, und andererseits auf seiner Beziehung zur Familie von Ludwig Wittgenstein und dem habsburgischen Kaiserhaus,
speziell zum Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, zu dessen Kammerfotograf er 1908 ernannt wurde. Künstlerkollegen,
Fotografen, großbürgerliche und erzherzogliche Hoheiten aus dem Hause Habsburg zollten seinem fotografischen
Werk höchste Wertschätzung", so Uwe Schögl, Kurator der Ausstellung.
In sechs Aspekte gegliedert, bringt die Präsentation die thematische Vielfalt und stilistische Vielfalt von
Nährs Schaffen näher – seine Selbstinszenierungen bilden den Auftakt, gefolgt von Landschaftsbildern
und Städtelandschaften. Die im Zuge seiner Tätigkeit als Fotograf der Wiener Secession entstandenen Arbeiten
werden ebenso gezeigt wie jene, die er im Laufe der langjährigen Freundschaft mit Gustav Klimt sowie aufgrund
der engen Verbundenheit mit der Familie Wittgenstein schuf.
Die Ausstellung zeigt Nährs allmähliche Loslösung vom ursprünglich abgebildeten Motiv oder
Ereignis zugunsten eines freien, ungebundenen Einsatzes der fotografischen Gestaltungsprinzipien – Standpunkt,
Perspektive, Beleuchtung und Ausschnitt. Der experimentierfreudige, spielerische Umgang mit Ästhetik, Darstellungsprinzipien
sowie Stilmitteln innerhalb der unterschiedlichen Bildgattungen machen Nährs eigenständigen Werkcharakter
aus.
„Im Grafischen Kabinett des Leopold Museum wird das Oeuvre dieses einzigartigen Fotografen, bestehend sowohl aus
Auftragsarbeiten als auch aus in freiberuflicher Tätigkeit entstandenen Aufnahmen, umfassend und im Wechselverhältnis
mit der damaligen zeitgenössischen Kunst bis in die späten 1920er-Jahre veranschaulicht. Die Schau verweist
auf Zusammenhänge zwischen Fotografie, Malerei sowie Architektur und stellt die spezielle künstlerische
wie biografische Vernetzung von Moriz Nähr und Gustav Klimt dar“, so Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold
Museum.
Facettenreiches Werk eines unkonventionellen Fotografen
Mehr als 70 Jahre nach seinem Tod zählt Moriz Nähr heute auf Auktionen und Messen zu den hochpreisigen
Fotografen Österreichs, obwohl man sein Leben und Werk erst jetzt tiefgreifend zu erforschen beginnt. Die
Schau im Leopold Museum zeigt den Künstler in seinen unterschiedlichen Facetten. Er war zugleich kunstsinniger
Fotograf von Stadtszenerien und Landschaften, kreativer Interpret von Porträtaufnahmen, Architektur- und Ausstellungsfotograf
der Secession und des „Haus Wittgenstein“, Dokumentarist für das österreichische Kaiserhaus, Chronist
der Familie Wittgenstein und nicht zuletzt in inspirierender Künstlerfreundschaft verbunden mit Gustav Klimt.
In der Ausstellung sind insgesamt 98 Objekte, darunter 84 Fotografien, ein Fotoalbum, eine Grafik, einige Gemälde,
Briefe und sonstige Archivalien zu sehen. Präsentiert werden Arbeiten aus zahlreichen Privatsammlungen sowie
aus den Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek, der Akademie der bildenden Künste, der Albertina,
des Wien Museum, der Klimt-Foundation, der ARGE Sammlung Gustav Klimt, IMAGNO Brandstätter Images, der Fotosammlung
OstLicht sowie dem Georg Fritsch Antiquariat.
Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog in deutscher und englischer Sprache erschienen, mit Beiträgen
von Uwe Schögl und Markus Kristan, sowie einer Einleitung von Hans-Peter Wipplinger. Gemeinsam mit dem Direktorium
der Klimt-Foundation, Peter Weinhäupl und Sandra Tretter, arbeitet Uwe Schögl gegenwärtig an einem
Werkverzeichnis von Moriz Nähr, welches kommendes Jahr erscheinen wird.
Feierliche Eröffnung der Ausstellung
Der Einladung zur Eröffnung, die feierlich von Direktor Hans-Peter Wipplinger gemeinsam mit dem Kurator
der Präsentation, Uwe Schögl (Österreichische Nationalbibliothek) begangen wurde, folgten mehrere
hundert BesucherInnen, darunter Monika Faber (Photoinstitut Bonartes), Sammlerin Elisabeth Leopold, Sylvia Eisenburger
(Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste) Peter Weinhäupl und Sandra Tretter (Klimt-Foundation),
Belvedere-Kurator Franz Smola, die KünstlerInnen Martha Jungwirth und Walter Vopava, APA-OTS GF Martina Wiesenbauer-Vrublovsky,
Leopold Birstinger (Freunde des Leopold Museum), das Sammlerehepaar Diethard und Waltraud Leopold, Gerald Piffl
(APA-Picturedesk), Irina Kubadinow (Naturhistorisches Museum), Helene von Damm, Gustav Klimt-Nachfahre Gustav Huber
mit seiner Frau Brigitta, Felizitas Schreier, Hannah Liko (BmeiA), Peter Schubert (Jugendstil-Archiv), Andreas
Maleta, die Kuratorinnen Heike Eipeldauer und Verena Gamper (Leopold Museum), Designerin Brigitte Huber-Mader,
Markus Führer (Unternehmer), Peter Baldinger (Grafiker) u.v.m.
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