BRUSEUM zeigt Ausstellung zum 80. Geburtstag von Günter Brus
Graz (museum joanneum) - Am 27. September 2018 wird Günter Brus 80 Jahre alt und anlässlich dieses
Jubiläums zeigt das BRUSEUM ab 28.09. in der Ausstellung Wie mit dem Skalpell seine Aktionszeichnungen. Die
Schau versammelt erstmals ausschließlich diese raren und fragilen Blätter, die unter anderem als Vorbereitungen
für seine Aktionen dienten. In nur wenigen Jahren entstanden parallel zu seinen legendären Aktionen rund
300 Zeichnungen mit einem originären und unverkennbaren Strich. Als Produkte der 1960er-Jahre, in denen Gesellschaften
weltweit im Umbruch waren, haben sie mit ihrer Intensität und existenziellen sowie politischen Kraft auch
nach 50 Jahren nichts an Aktualität und Wirkmächtigkeit verloren.
In den Zeichnungen, die Brus’ Aktionen vorbereiteten, begleiteten und erweiterten, zeigt er sich selbst als brutal
gefoltertes und verstümmeltes Individuum. Es sind ausgemergelte Körper, die aufgeschlitzt wurden, durchbohrt
sind und denen Gliedmaßen abgetrennt wurden. „jede norm wird gebrochen, jedes maß verletzt, jede ziellosigkeit
gebilligt“ (Peter Weibel). Die „Körperanalysen“, wie er seine späten Aktionen nennt, finden ihre zeichnerische
Umsetzung in der vielfachen Penetration und Vivisektion seines Leibes, in einer so scharfen wie schonungslosen
Linienführung, die an den Schnitt einer Rasierklinge denken lässt. Brus trennt mit seinem Stift wie mit
einem Skalpell den Körper auf und seziert seine Schichten. Die Aktionszeichnungen zeigen die potenziell uneingeschränkte
Grausamkeit, die auf einen Menschen einwirken kann. Es sind Offenlegungen, nicht nur von Adern, Sehnen und Nerven,
sondern auch von Ängsten und Zweifeln, von Wut und Verzweiflung, drastische Einblicke in die Fragilität
des Lebens und das Ausgeliefertsein unter eine Macht des Todes.
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