Prag/Nieder-/Oberösterreich (bmlv) - In der Tschechoslowakei - dem heutigen Tschechien und der Slowakei
- kam es ab 1967 zum Versuch der Errichtung eines "Kommunismus mit menschlichem Antlitz", was für
die Bevölkerung des Landes vor allem die Möglichkeit zu Reisen auch ins nichtkommunistische Ausland und
eine Freiheit der Presse brachte.
Reaktionen der kommunistischen Bruderstaaten
Kommunistische Hardliner in der Sowjetunion und der Tschechoslowakei selbst, vor allem aber in der Deutschen Demokratischen
Republik, in Polen und in Bulgarien sahen duch diese Lockerungen beträchtliche Gefahren für das eigene
System. Im Lauf von zahlreichen großen Manövern wurde deshalb die Macht der Truppen des Warschauer Paktes
gezeigt. Die Regierung der Tschechoslowakei unter Alexander Dubcek konnte und wollte nicht von ihrem neuen und
erfolgreichen Kurs abgehen.
Österreich reagierte auf diese Entwicklungen mit Vorbereitungen zu einem Einsatz des Bundesheeres an der Staatsgrenze,
der sogenannten "Weisung Urgestein".
Einmarsch in der Tschechoslowakei
Beginnend mit der Besetzung der Flughäfen durch Spezialkräfte am Vorabend marschierten ab Mitternacht
vom 20. auf den 21. August 1968 vor allem Truppen der Sowjetunion in der Tschechoslowakei ein. Es kam dabei zu
starken Protestaktionen der Bevölkerung, was wiederum zu einer beträchtlichen Verunsicherung der Soldaten
des Warschauer Paktes führte, denen erklärt worden war, sie müssten das Brudervolk in der Tschechoslowakei
"befreien".
Alarmierung des Bundesheeres
Bereits in den frühen Morgenstunden des 21. Augustes wurden daher die gemäß "Urgestein"
vorgesehenen drei Brigaden des Bundesheeres alarmiert, die wenige Stunden später ihre Einsatzbereitschaft
meldeten.
"Verstärkung der nördlichen Garnisonen"
Die alarmierten Verbände des Bundesheeres warteten daraufhin stundenlang auf den Befehl zum Einsatz. Die österreichische
Bundesregierung entschloss sich aber im Verlauf von langen Verhandlungen, keinen Einsatz gemäß Wehrgesetz
anzuordnen, sondern lediglich die nördlichen Garnisonen zu "verstärken".
Die Verlegung der Brigaden ins Mühl-, Wald- und Weinviertel erfolgte ab 16.00 Uhr des 21. August. Grenznahe
Garnisonen wie Weitra waren durch die Truppen des Bundesheeres zu räumen, da ein Abstand von 30 Kilometern
von der Staatsgrenze einzuhalten war, was zu einer beträchtlichen Verunsicherung der Bevölkerung in den
grenznahen Gebieten führte. Die genau für den Zweck der Grenzsicherung ausgebildeten Einheiten des Grenzschutzes,
bestehend hauptsächlich aus Soldaten der Reserve (heute "Miliz"), wurden nicht einberufen.
Mitte September wurden die eingesetzten Verbände zurück in ihre Garnisonen verlegt. Das Bundesheer blieb
aber bis Jahresende mit beträchtlichen Kräften in Bereitschaft.
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