„Die kritische Theorie neu formuliert“ – Übergabe am 19. September 2018 im Billrothhaus
in Wien
Wien (aekwien) - „Mit den ‚Resonanzen‘ hat Rosa die kritische Theorie neu formuliert.” - Ein größeres
Kompliment kann man wohl kaum aussprechen, als es Michael Krüger, Poet und Verleger des renommierten Hanser
Verlags, getan hat. Hartmut Rosa, der zuletzt mit seinem Buch „Resonanzen“ für heftige Diskussionen gesorgt
hat, ist der Träger des Paul Watzlawick Ehrenrings 2018 der Ärztekammer für Wien.
Rosa nennt sein Buch im Untertitel „Eine Soziologie der Weltbeziehung“. Weltbeziehung ist auch die Anknüpfung
an Paul Watzlawicks Konstruktivismus und seine permanente Auseinandersetzung mit Sprache und deren Verhältnis
zur Realität.
Für Rosa ist der Paul Watzlawick Ehrenring – den vor ihm Peter L. Berger, Aleida Assmann, Rüdiger Safranski,
Friedrich Achleitner, der verstorbene Walter Thirring, Ruth Klüger, Konrad Paul Liessmann und Franz Schuh
erhalten haben – eine hohe Ehre: „Die Verleihung des Paul Watzlawick Ehrenrings ist mir eine große Freude
und eine wirkliche Ehre. Tatsächlich sehe ich eine enge Verwandtschaft zwischen Watzlawicks Denken und meinem
eigenen Versuch, subjektive Erfahrungen ebenso wie soziale Phänomene aus der Natur und die Struktur von Beziehungen
zu erklären und auf diese Weise Psychologie und Soziologie zu verbinden.“
Was Rosa aber ebenso freut ist die Materialität des Rings selbst: Er symbolisiert ein Möbiusband, „und
dieses Symbol benutzen wir in meinem Arbeitsbereich, um das Verhältnis von Sozialität und Materialität,
oder von Natur und Kultur, zu veranschaulichen“, so Rosa.
Der Paul Watzlawick Ehrenring ist eine Initiative der Wiener Ärztekammer, um den interdisziplinären Dialog
unter den Wissenschaften zu fördern. „Natur- und Sozialwissenschaften dürfen sich nicht auseinander bewegen
oder Hierarchien zueinander aufstellen. Ebenso wie die Medizin als Ganzheitsmedizin den Menschen im Fokus hat,
sollte ganzheitliches, kooperatives Denken mit anderen Wissenschaften mehr Raum erhalten“, betont der Präsident
der Ärztekammer für Wien, Thomas Szekeres.
Eine hochkarätige Jury unter dem Vorsitz von Erhard Busek und dem Kuratoriums- präsidenten Hubert Christian
Ehalt wählt – in mehreren Abstimmungsrunden – den jeweiligen Preisträger. Der Ehrenring in Gold wurde
im Rahmen eines Wettbewerbs an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien designt – von Studenten aus der
Meisterklasse des kürzlich verstorbenen Paolo Piva.
Professur in Jena und Autor zahlreicher Bücher
Hartmut Rosa, geb. 1965 im Schwarzwald, ist seit 2005 Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie
an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und seit 2013 zugleich Direktor des Max-Weber-Kollegs an der
Universität Erfurt. Davor lehrte er an der Universität Augsburg, an der Universität Duisburg-Essen
und an der New School for Social Research in New York. 2016 war er als Gastprofessor an der FMSH in Paris. Er promovierte
1997 an der Humboldt-Universität zu Berlin und habilitierte sich 2004 in Jena.
Rosa ist Herausgeber der internationalen Fachzeitschrift „Time & Society“. 2006 erhielt er den Thüringer
Forschungspreis für Grundlagenforschung, 2016 den Tractatus-Preis für philosophische Essayistik und 2018
den Erich-Fromm-Preis. Er leitet mehrere Forschungsprojekte, darunter die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
geförderte Kollegforschergruppe „Landnahme, Beschleunigung, Aktivierung. Dynamik und (De-)Stabilisierung moderner
Wachstumsgesellschaften“.
Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und weltweit rezipiert. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen
zählen: „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“ (Berlin, Suhrkamp 2016), „Beschleunigung. Die Veränderungen
der Zeitstrukturen in der Moderne“ (Frankfurt/M., Suhrkamp 2005), „Identität und kulturelle Praxis. Politische
Philosophie nach Charles Taylor“ (Frankfurt/M. und New York, Campus 1998) sowie „Soziologische Theorien“ (mit David
Strecker und Andrea Kottmann (Konstanz, UVK/UTB 2007).
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