Gut 6.000 Pilgerinnen und Pilger nahmen an der Wallfahrt der Burgenlandkroaten von 24. bis
26. August 2018 nach Mariazell teil
Mariazell/Eisenstadt (martinus) - "Seid Brückenbauer": Der Aufruf von Papst Johannes Paul
II. bei seinem Besuch im Burgenland vor 30 Jahren mit dem Höhepunkt der Messfeier in Trausdorf mit 100.000
Gläubigen bildete das Motto für die diesjährige Wallfahrt der Burgenlandkroaten am vergangenen Wochenende
nach Mariazell, die bereits zum 87. Mal stattfand. Kroatische Pfarren aus dem Burgenland, Wien, Ungarn und der
Slowakei nahmen an der Wallfahrt mit Gottesdiensten, Kreuzweg und Rosenkranzgebet teil. Die gut 6.000 Pilgerinnen
und Pilger erlebten den Einzug der Wandermuttergottes mit anschließender, von Diözesanbischof Ägidius
J. Zsifkovics zelebrierter Messe am Samstag sowie tags darauf die Festmesse beim Hauptaltar mit Bischof Zsifkovics
und dem Bischof der kroatischen Insel Hvar, Petar Palic, als Höhepunkte der Wallfahrt.
Wandermuttergottes geht ins Pinkatal
Den feierlichen und traditionsreichen Abschluss der Kroatenwallfahrt bildete auch heuer wieder die Übergabe
der Wandermuttergottes am Sonntagnachmittag: Diese ging von der Pfarre Zagersdorf an die burgenlandkroatische Pfarre
Narda im westungarischen Pinkatal. Die Marienstatue geht alljährlich von einer kroatischen Pfarrgemeinde des
Burgenlandes, aber auch der Slowakei und Westungarns an eine andere weiter.
Gelebtes Symbol des menschlichen Brückenbaus
Diese Wanderschaft ist seit 45 Jahren ein gelebtes Symbol der Grenzüberschreitung, des Miteinanders, des
Brückenbaus – ganz im Sinne des diesjährigen Wallfahrts-Mottos "Seid Brückenbauer". In
dem einen Jahr, in dem die Muttergottes in der Pfarre Zagersdorf ein Zuhause hatte, kamen gut 4.500 Pilgerinnen
und Pilger zur vorübergehenden Heimstätte der Marienstatue und wurden dort sehr gastfreundlich empfangen.
Anziehungspunkt für tausende PilgerInnen
Zu Fuß brachten Gläubige der Pfarre Zagersdorf die Wandermuttergottes nach Mariazell, wo sie am
Ende der Wallfahrt an Feuerwehrleute aus der burgenlandkroatischen Pfarrgemeinde Narda im ungarischen Pinkatal
übergeben wurde. Im Pinkatal, von wo rund 250 Gläubige nach Mariazell kamen, wird die Wandermuttergottes
innerhalb des nächsten Jahres eine Bleibe haben und auch dort zum Anziehungspunkt für viele PilgerInnen
werden.
Muttergottes seit 1973 auf Wanderschaft
Die Idee zu dieser mittlerweile seit Jahrzehnten gelebten Tradition stammte vom ersten Eisenstädter Diözesanbischof
Stefan László, der in der Wandermuttergottes ein Symbol des friedlichen Miteinanders und des Brückenbaus
zur Zeit des Eisernen Vorhangs und des Kalten Krieges erkannte. Seit 1973, als die Kroatenwallfahrt ihr damals
50-jähriges Jubiläum feierte, ist die Marienstatue bereits auf Wanderschaft von einer burgenlandkroatischen
Pfarre zur anderen.
Stimmungsvolle Lichterprozession in der Basilika
Das Programm in Mariazell begann am Freitagabend, 24. August, mit dem festlichen Einzug der Pilgerschar und
einer Abendmesse mit Bischofsvikar P. Stefan Vukits OMV. Am Samstag feierten die Gläubigen eine Frühmesse
beim Gnadenaltar und die Festmesse beim Hauptaltar, musikalisch gestaltet von der Tamburizzagruppe Parndorf. Am
Nachmittag fanden ein Kreuzweg und das Rosenkranzgebet statt. Am Abend erfolgte der Einzug der Wandermuttergottes
in Mariazell und die Feier der Messe mit Diözesanbischof Zsifkovics, musikalisch umrahmt von der Tamburizzagruppe
Zagersdorf. Die anschließende stimmungsvolle Lichterprozession fand aufgrund von Schlechtwetter in der Basilika
statt.
Zsifkovics: "Ihr seid Brückenbauer"
Mit diesem Wort griff der Eisenstädter Diözesanbischof in seiner Predigt am Samstagabend das Vermächtnis
des heiligen Papstes Johannes Paul II. auf. "Die jährliche Wallfahrt und die Gnadenmutter von Mariazell
rufen uns jedes Jahr dazu auf, als Burgenlandkroaten Brücken zu bauen: Brücken untereinander, aber auch
Brücken hin zur alten Heimat." Es sind Brücken auch zwischen Eisenstadt und Hvar, deren amtierende
Bischöfe Ägidius J. Zsifkovics und Petar Palic als Burgenlandkroaten in eigener Person und Generationengeschichte
das Modell einer europäischen Zukunft abbilden, in der Kirche und Glaube Garant für die Freiheit des
Menschen bleiben. Beide Geistliche repräsentieren die fünfhundert Jahre alte Genetik eines vertriebenen
Volkes in der Diaspora mit dem in kirchlichen Eliteschmieden kultivierten Verständnis des Christentums als
Kraft, die die Grenzen von Nation, Rasse, Ideologie und Sprache überschreitet. "Unser Beitrag zu Europa
besteht darin, über die eigenen Grenzen hinaus zu gehen und uns mit anderen Menschen zu verbinden. Diese Brücken
müssen wie in der Architektur immer wieder gepflegt, gewartet und neu befestigt werden, damit es nicht zu
Einstürzen kommt", so der Eisenstädter Bischof unter Bezugnahme auf den tragischen Brückeneinsturz
in Genua.
Festmesse als Höhepunkt der Wallfahrt
Höhepunkt am Sonntag war die Festmesse beim Hauptaltar mit den Bischöfen Ägidius J. Zsifkovics und
Petar Palic (Hvar, Kroatien) sowie zahlreichen Priestern. Bischof Palic dankte in seiner Predigt Bischof Zsifkovics
für die Einladung nach Mariazell und für die innige Verbindung mit der Kirche in Kroatien. Es sei ein
authentisches Zeugnis der vielen Pilgerinnen und Pilger, sich aus Liebe und Verehrung für die Jungfrau Maria
auf den Weg zu machen und auf diese Weise die jahrhundertealte Verbindung der Mitglieder des Kroatischen Volkes
gerade in der Diaspora zu bezeugen. Palic erinnerte daran, dass seine Vorfahren bereits Anfang des 14. Jahrhunderts,
somit etwas früher als die nach Norden ziehenden Burgenlandkroaten, die Küsten des Adriatischen Meeres
aufgegeben und sich in die Diaspora im Kosovo begeben haben. Besonders bedankten sich die Bischöfe beim Organisator
der Wallfahrt, Željko Odobašic, Pfarrer in Trausdorf sowie diözesaner Beauftragter für die kroatischen
Wallfahrer, für die gute Planung und Umsetzung. Tamburizzagruppe und Chor aus Narda sowie der Kulturverein
Mura aus der kroatischen, unmittelbar an der slowenischen Grenze liegenden Kleinstadt Mursko Srediste sorgte für
die schwungvolle musikalische Gestaltung der Festmesse.
"Kroatenwallfahrt"
Die "Kroatenwallfahrt" wurde vor mittlerweile 95 Jahren vom damaligen Priester aus Großwarasdorf,
Martin Mersich, initiiert. Mersich rief die kroatische Volksgruppe auf, einmal jährlich gemeinsam nach Mariazell
zu pilgern. Rund 50.000 bis 60.000 Personen zählen sich zur Volksgruppe der Burgenlandkroaten, von denen ein
beträchtlicher Teil in Wien und in anderen Bundesländern lebt. Die Burgenlandkroaten machen etwa 6 Prozent
an der burgenländischen Gesamtbevölkerung aus.
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