Wien (universität) - Bei Kindern unter sieben Jahren verleitet das Spielen mit Essen zu einem erhöhten
Konsum von Süßigkeiten. Bisherige Studien haben gezeigt, dass ältere Kinder im Spiel erlernen können,
Versuchungen zu widerstehen. Ein ForscherInnenteam um den Psychologen Arnd Florack von der Universität Wien
hat nun die Verwendung von Süßigkeiten in einem Spiel bei Drei- bis Sechsjährigen untersucht und
herausgefunden, dass der Effekt in dieser Zielgruppe sogar gegenteilig ausfallen kann und damit sogar eher zum
Essen angeregt wird. Die Ergebnisse sind kürzlich im Journal "Physiology and Behaviour" erschienen.
Süßigkeiten sind heute für Kinder ständig verfügbar. Zuhause, bei Freunden, auf dem Weg
zum Sport und oft sogar in der Schule locken süße Verführungen. Die Folgen einer oft nicht mehr
angemessenen Ernährung sind offensichtlich: Die Häufigkeit von Übergewicht bei Kindern ist in den
letzten Jahrzehnten stark angestiegen. Es ist daher ein wichtiges Ziel in der Forschung, Möglichkeiten zu
identifizieren, wie der Umgang mit stark kalorienhaltigen Lebensmitteln erlernt werden kann. Eine auf den ersten
Blick ungewöhnliche Vorgehensweise ist, Kinder mit Süßigkeiten zu konfrontieren, ihnen aber eine
Aufgabe zu geben, die nichts mit Essen zu tun hat. So sollen beispielsweise aus Buchstabenkeksen Worte gebildet
oder aus Fruchtgummi Kunstwerke gestaltet werden. Der Grundgedanke dabei ist einfach: Um die Aufgabe angemessen
auszuführen, müssen die Kinder den Impuls zu essen unterdrücken. Sie sollten damit lernen, das unmittelbar
auftretende Verlangen zu essen zu reduzieren und sich nicht von ihrer Aufgabe ablenken zu lassen.
Die bisherigen Studien wurden mit Kindern in einem Alter von über sieben Jahren durchgeführt. "Da
die Fähigkeiten der Selbstregulation in jüngeren Lebensjahren noch weniger stark ausgeprägt sind,
stellt sich die Frage, ob Spiele mit Essen auch einer jüngeren Zielgruppe helfen könnte, den Konsum von
Süßigkeiten zu reduzieren", so Arnd Florack, Psychologie an der Universität Wien. In einer
Studie mit Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren sollte an einem Tag ein Memoryspiel mit Fruchtgummi und an
einem anderen Tag das gleiche Spiel ohne diese Süßigkeiten gespielt werden. Nach dem Spiel konnten die
Kinder für eine vorgegebene Zeit Fruchtgummi und Kekse nach Belieben konsumieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass Spiele dieser Art bei den Kindern zwischen drei und sechs Jahren noch nicht in angemessener
Weise zur Reduktion des Konsums von Süßigkeiten eingesetzt werden können. Wurden die TeilnehmerInnen
im Spiel mit Süßigkeiten konfrontiert, aßen Sie danach mehr. Allerdings zeigen die Ergebnisse
auch Hinweise auf beginnende erwünschte Effekte in der untersuchten Altersgruppe. Die Kinder aßen in
der Bedingung mit Verwendung von Süßigkeiten im Spiel mehr von den Keksen, aber nicht mehr von verwendeten
Süßigkeiten. Dünnere Kinder aßen sogar weniger davon. Da diese Effekte aber nur auf das im
Spiel verwendete Produkt beschränkt waren und sich nicht auf den Konsum anderer Produkte ausgeweitet haben,
kann eine Verwendung von verlockenden Süßigkeiten im Spiel im Augenblick bei Kindern im Alter von drei
bis sechs Jahren nicht empfohlen werden. Sarah Hirschauer, eine der HauptautorInnen der Studie, bringt es auf den
Punkt: "Im Gegensatz zu älteren Kindern regulieren die Erwachsenen das Verhalten und Erleben von jenen
im Kindergartenalter. Dadurch gab es in dieser Zielgruppe beim Spiel mit den Süßigkeiten immer wieder
Schwierigkeiten, den Süßigkeiten zu widerstehen.“
Publikation in "Physiology and Behavior": Florack,
A., Haasova, S., Hirschauer, S., & Serfas, B. (2018). Playing with food: The effects of food pre-exposure on
consumption in young children. Physiology and Behavior, 195, 76-81. https://authors.elsevier.com/a/1XVF57Gm~4~bk
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