Auslandsnachfrage bringt Rückenwind
 für heimische Industrie

 

erstellt am
29. 08. 18
13:00 MEZ

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex bestätigt im August mit 56,4 Punkten die Stabilisierung des Industriewachstums nach Verlangsamung in ersten Halbjahr
Wien (bank austria) - Nach der kontinuierlichen Verlangsamung seit dem Jahreswechsel hat sich über den Sommer die Industriekonjunktur stabilisiert. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex erreicht im August nach einem nur minimalen Rückgang gegenüber dem Vormonat sehr solide 56,4 Punkte. Der Abwärtstrend der ersten Jahreshälfte setzt sich also nicht fort“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Den dritten Monat in Folge liegt der Indikator auf diesem überdurchschnittlich hohen Wert, der einen im Vergleich zum Jahresbeginn zwar etwas moderateren, aber weiterhin sehr kräftigen Wachstumskurs der heimischen Industrie signalisiert.“ Insbesondere im Vergleich zur Entwicklung in anderen Ländern zeigt die Industrie weiterhin stark auf. Seit zweieinhalb Jahren läuft die Industriekonjunktur in Österreich im europäischen Vergleich überdurchschnittlich gut. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Eurozone ist mit 54,6 Punkten weiterhin deutlich niedriger und auch der deutsche Wert, der im August auf 56,1 Punkte gesunken ist, wird in Österreich übertroffen.

„Die österreichischen Industriebetriebe haben im August die Produktion erneut stärker ausgeweitet, um der wieder kräftiger steigenden Nachfrage, insbesondere aus dem Ausland, nachkommen zu können. Steigende Einkaufsmengen und wachsende Auftragspolster bestätigen den anhaltend starken Rückenwind für die heimische Industrie. Einzig der Beschäftigungsaufbau hat im August spürbar an Tempo verloren“, erläutert Bruckbauer die wichtigsten Detailergebnisse der monatlichen Umfrage unter österreichischen Einkaufsmanagern.

Auslandsaufträge kommen wieder in Schwung
Nach der Verlangsamung in der ersten Jahreshälfte haben die heimischen Industriebetriebe im August nun bereits den dritten Monat in Folge die Produktionsleistung stärker ausgeweitet. Der Produktionsindex erreicht mittlerweile wieder 56,8 Punkte. „Das Neugeschäft hat wieder spürbar zugenommen, da die heimischen Betriebe im August mehr Aufträge aus dem Ausland verbuchen konnten. Obwohl die Produktionsleistung wieder stärker ausgeweitet wurde, sind die Auftragsrückstände dennoch gewachsen“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Mit der gestiegenen Nachfrage haben sich die Lieferzeiten weiter verlängert, allerdings im Vergleich zu den Vormonaten mit geringerem Tempo.

Gestützt auf das etwas günstigere Nachfrageumfeld haben die heimischen Betriebe die Beschaffungsmenge an Vormaterialien und Rohstoffen den vierten Monat in Folge erhöht und profitierten dabei von einer im August wieder etwas nachlassenden Preisdynamik im Einkauf. Die durchschnittlichen Bestände in den Vormateriallagern erhöhten sich folglich, jedoch nicht mehr so stark wie im Vormonat. Die Bestände in den Verkaufslagern wurden hingegen den zweiten Monat in Folge geringfügig reduziert. Trotz der verbesserten Nachfrageentwicklung wurde in den Betrieben infolge der Verunsicherungen durch zunehmende protektionistische Tendenzen in der Handelspolitik einer vorsichtigen Lagerpolitik der Vorzug eingeräumt. „Die geringer als in den beiden Vormonaten gestiegenen Kosten im Einkauf konnten weitgehend auf die Verkaufspreise übertragen werden, so dass die Ertragslage der Betriebe gegenüber dem Vormonat im Durchschnitt unverändert blieb. Die Anhebung der Abgabepreise war dabei zuletzt vor eineinhalb Jahren so moderat“, so Pudschedl.

Beschäftigung steigt langsamer
Trotz Rückenwinds durch das wieder wachsende Neugeschäft und der verstärkten Produktionsausweitung hat sich im August der Beschäftigungsaufbau spürbar verlangsamt. „Die Beschäftigung in der heimischen Industrie steigt zwar weiter kräftig, aber die Dynamik lässt mittlerweile deutlich nach. Der Teilindex für die Beschäftigung ist im August auf 56,2 zurückgegangen. Das ist der niedrigste Wert seit Anfang 2017“, meint Pudschedl. Trotz der einsetzenden Verlangsamung der Beschäftigungsdynamik wird in der heimischen Sachgütererzeugung die Anzahl der Jobs 2018 um rund 3 Prozent im Jahresvergleich zunehmen. Damit werden im Jahresdurchschnitt fast 620.000 Beschäftigte im Sektor tätig sein, so viele wie zuletzt Mitte der 1990er Jahre.

Verbesserte Aussichten auf erneute Belebung der Industriekonjunktur
Nach der halbjährigen Phase der Konjunkturverlangsamung bestätigt der aktuelle UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex die vom Vormonatswert bereits signalisierte Stabilisierung des Wachstumstempos in der heimischen Industrie. Der aktuelle Indikator ist zwar geringfügig gegenüber Juli gesunken, dies ist jedoch überwiegend auf die Verlangsamung der weiterhin sehr hohen Beschäftigungsdynamik zurückzuführen. Dagegen weisen die meisten anderen Komponenten des Indikators, insbesondere die Auftragsentwicklung, nicht nur auf eine Stabilisierung, sondern sogar auf eine mögliche erneute Belebung der Industriekonjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2018 hin.

Das Verhältnis der Neuaufträge zu den Lagerbeständen hat sich wieder verbessert. Die Verkaufslager sind voraussichtlich etwas zu wenig befüllt, um die wieder steigenden Auftragseingänge bewältigen zu können, daher sind weitere Produktionssteigerungen zu erwarten. Darüber hinaus schätzen die heimischen Betriebe auch die mittelfristigen Aussichten günstig ein. Der Zukunftsindex, der die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten angibt, hat sich auf 58,4 Punkte erhöht.

Die höhere Zuversicht in der heimischen Industrie basiert auf zwei Säulen. Zum einen sind die handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und der Europäischen Union vorerst nicht weiter eskaliert und die Gefahr höherer US-Zölle auf europäische Autos scheint derzeit vom Tisch zu sein. Zum anderen weist unser UniCredit Global Leading Indicator, der eine Vielzahl verschiedener Frühindikatoren kombiniert, ebenso wie der jüngst veröffentlichte IFO-Geschäftsklimaindex mit dem stärksten Anstieg seit fünf Jahren auf eine Belebung des globalen Handels in den kommenden Monaten hin, von der die exportorientierte österreichische Industrie profitieren sollte.

„Die vorläufige Entspannung im Handelskonflikt mit den USA und die zunehmenden Anzeichen einer erneuten Belebung des globalen Handels unterstützen unsere positive Wachstumseinschätzung für die heimische Industrie. Wir gehen von einem Anstieg der Industrieproduktion im Gesamtjahr 2018 von rund 5 Prozent aus“, erwartet Bruckbauer. Allerdings gefährden protektionistische Tendenzen im Handel und die Vielzahl an geopolitischen Spannungen die Stabilität der Industriekonjunktur. Die Abwärtsrisiken für die österreichische Industrie sind daher weiterhin nicht zu vernachlässigen.

 

 

 

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