UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex bestätigt im August mit 56,4 Punkten die Stabilisierung
des Industriewachstums nach Verlangsamung in ersten Halbjahr
Wien (bank austria) - Nach der kontinuierlichen Verlangsamung seit dem Jahreswechsel hat sich über
den Sommer die Industriekonjunktur stabilisiert. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex erreicht im August
nach einem nur minimalen Rückgang gegenüber dem Vormonat sehr solide 56,4 Punkte. Der Abwärtstrend
der ersten Jahreshälfte setzt sich also nicht fort“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer
und ergänzt: „Den dritten Monat in Folge liegt der Indikator auf diesem überdurchschnittlich hohen Wert,
der einen im Vergleich zum Jahresbeginn zwar etwas moderateren, aber weiterhin sehr kräftigen Wachstumskurs
der heimischen Industrie signalisiert.“ Insbesondere im Vergleich zur Entwicklung in anderen Ländern zeigt
die Industrie weiterhin stark auf. Seit zweieinhalb Jahren läuft die Industriekonjunktur in Österreich
im europäischen Vergleich überdurchschnittlich gut. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für
die Eurozone ist mit 54,6 Punkten weiterhin deutlich niedriger und auch der deutsche Wert, der im August auf 56,1
Punkte gesunken ist, wird in Österreich übertroffen.
„Die österreichischen Industriebetriebe haben im August die Produktion erneut stärker ausgeweitet, um
der wieder kräftiger steigenden Nachfrage, insbesondere aus dem Ausland, nachkommen zu können. Steigende
Einkaufsmengen und wachsende Auftragspolster bestätigen den anhaltend starken Rückenwind für die
heimische Industrie. Einzig der Beschäftigungsaufbau hat im August spürbar an Tempo verloren“, erläutert
Bruckbauer die wichtigsten Detailergebnisse der monatlichen Umfrage unter österreichischen Einkaufsmanagern.
Auslandsaufträge kommen wieder in Schwung
Nach der Verlangsamung in der ersten Jahreshälfte haben die heimischen Industriebetriebe im August nun bereits
den dritten Monat in Folge die Produktionsleistung stärker ausgeweitet. Der Produktionsindex erreicht mittlerweile
wieder 56,8 Punkte. „Das Neugeschäft hat wieder spürbar zugenommen, da die heimischen Betriebe im August
mehr Aufträge aus dem Ausland verbuchen konnten. Obwohl die Produktionsleistung wieder stärker ausgeweitet
wurde, sind die Auftragsrückstände dennoch gewachsen“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter
Pudschedl. Mit der gestiegenen Nachfrage haben sich die Lieferzeiten weiter verlängert, allerdings im Vergleich
zu den Vormonaten mit geringerem Tempo.
Gestützt auf das etwas günstigere Nachfrageumfeld haben die heimischen Betriebe die Beschaffungsmenge
an Vormaterialien und Rohstoffen den vierten Monat in Folge erhöht und profitierten dabei von einer im August
wieder etwas nachlassenden Preisdynamik im Einkauf. Die durchschnittlichen Bestände in den Vormateriallagern
erhöhten sich folglich, jedoch nicht mehr so stark wie im Vormonat. Die Bestände in den Verkaufslagern
wurden hingegen den zweiten Monat in Folge geringfügig reduziert. Trotz der verbesserten Nachfrageentwicklung
wurde in den Betrieben infolge der Verunsicherungen durch zunehmende protektionistische Tendenzen in der Handelspolitik
einer vorsichtigen Lagerpolitik der Vorzug eingeräumt. „Die geringer als in den beiden Vormonaten gestiegenen
Kosten im Einkauf konnten weitgehend auf die Verkaufspreise übertragen werden, so dass die Ertragslage der
Betriebe gegenüber dem Vormonat im Durchschnitt unverändert blieb. Die Anhebung der Abgabepreise war
dabei zuletzt vor eineinhalb Jahren so moderat“, so Pudschedl.
Beschäftigung steigt langsamer
Trotz Rückenwinds durch das wieder wachsende Neugeschäft und der verstärkten Produktionsausweitung
hat sich im August der Beschäftigungsaufbau spürbar verlangsamt. „Die Beschäftigung in der heimischen
Industrie steigt zwar weiter kräftig, aber die Dynamik lässt mittlerweile deutlich nach. Der Teilindex
für die Beschäftigung ist im August auf 56,2 zurückgegangen. Das ist der niedrigste Wert seit Anfang
2017“, meint Pudschedl. Trotz der einsetzenden Verlangsamung der Beschäftigungsdynamik wird in der heimischen
Sachgütererzeugung die Anzahl der Jobs 2018 um rund 3 Prozent im Jahresvergleich zunehmen. Damit werden im
Jahresdurchschnitt fast 620.000 Beschäftigte im Sektor tätig sein, so viele wie zuletzt Mitte der 1990er
Jahre.
Verbesserte Aussichten auf erneute Belebung der Industriekonjunktur
Nach der halbjährigen Phase der Konjunkturverlangsamung bestätigt der aktuelle UniCredit Bank Austria
EinkaufsManagerIndex die vom Vormonatswert bereits signalisierte Stabilisierung des Wachstumstempos in der heimischen
Industrie. Der aktuelle Indikator ist zwar geringfügig gegenüber Juli gesunken, dies ist jedoch überwiegend
auf die Verlangsamung der weiterhin sehr hohen Beschäftigungsdynamik zurückzuführen. Dagegen weisen
die meisten anderen Komponenten des Indikators, insbesondere die Auftragsentwicklung, nicht nur auf eine Stabilisierung,
sondern sogar auf eine mögliche erneute Belebung der Industriekonjunktur in der zweiten Jahreshälfte
2018 hin.
Das Verhältnis der Neuaufträge zu den Lagerbeständen hat sich wieder verbessert. Die Verkaufslager
sind voraussichtlich etwas zu wenig befüllt, um die wieder steigenden Auftragseingänge bewältigen
zu können, daher sind weitere Produktionssteigerungen zu erwarten. Darüber hinaus schätzen die heimischen
Betriebe auch die mittelfristigen Aussichten günstig ein. Der Zukunftsindex, der die Produktionserwartungen
in den kommenden zwölf Monaten angibt, hat sich auf 58,4 Punkte erhöht.
Die höhere Zuversicht in der heimischen Industrie basiert auf zwei Säulen. Zum einen sind die handelspolitischen
Spannungen zwischen den USA und der Europäischen Union vorerst nicht weiter eskaliert und die Gefahr höherer
US-Zölle auf europäische Autos scheint derzeit vom Tisch zu sein. Zum anderen weist unser UniCredit Global
Leading Indicator, der eine Vielzahl verschiedener Frühindikatoren kombiniert, ebenso wie der jüngst
veröffentlichte IFO-Geschäftsklimaindex mit dem stärksten Anstieg seit fünf Jahren auf eine
Belebung des globalen Handels in den kommenden Monaten hin, von der die exportorientierte österreichische
Industrie profitieren sollte.
„Die vorläufige Entspannung im Handelskonflikt mit den USA und die zunehmenden Anzeichen einer erneuten Belebung
des globalen Handels unterstützen unsere positive Wachstumseinschätzung für die heimische Industrie.
Wir gehen von einem Anstieg der Industrieproduktion im Gesamtjahr 2018 von rund 5 Prozent aus“, erwartet Bruckbauer.
Allerdings gefährden protektionistische Tendenzen im Handel und die Vielzahl an geopolitischen Spannungen
die Stabilität der Industriekonjunktur. Die Abwärtsrisiken für die österreichische Industrie
sind daher weiterhin nicht zu vernachlässigen.
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