Österreichische Exporte stark europalastig, auf wenige Länder konzentriert, Potenzial
in ASEAN-Ländern, Afrika und Lateinamerika zu wenig genutzt
Alpbach/Wien (ökb) - Von "Flexicurity", einer Wortkombination aus "Flexibility"
und "Security", hat vor einigen Jahren erstmals die EU-Kommission gesprochen. Sie bezeichnete damit eine
Strategie zur Stärkung von Flexibilität und Sicherheit auf dem Arbeitsmarkt. Beim diesjährigen Forum
Alpbach nutzten OeKB-Vorstandsmitglied Helmut Bernkopf, Humangenetiker Markus Hengstschläger, Ulrike Klemm-Pöttinger
von Kapsch TrafficCom AG und Barbara Potisk-Eibensteiner von Heinzel Holding GmbH diese Wortschöpfung, um
zum Thema "Spezialisierung und Diversifikation" zu diskutieren.
"Umgelegt auf Unternehmen bedeutet "Flexicurity", dass sie durch die Diversifikation ihrer Märkte
mehr Flexibilität erhalten. Die Risikostreuung nach Ländern hilft das Bestehen und Wachstum des eigenen
Unternehmens langfristig abzusichern und damit auch die gesamte österreichische Wirtschaft zu stärken.
Bei den Produkten spezialisieren und im Länderfokus diversifizieren ist eine gute Devise", so Helmut
Bernkopf, für den Geschäftsbereich Export Services verantwortliches Vorstandsmitglied der Oesterreichischen
Kontrollbank AG (OeKB).
Noch viel Potenzial bei der Diversifikation österreichischer Exportmärkte
Ein Blick auf die Exportstatistik Österreichs macht deutlich, dass der Diversifikationsgrad der Exportmärkte
noch viel Raum für Entwicklung offen lässt. Der österreichische Export ist sehr europalastig. 2017
gingen 70 Prozent des Exports in EU-Länder, 30 Prozent allein nach Deutschland. Wachstumsregionen wie die
ASEAN-Staaten im südostasiatischen Raum oder in Afrika sind nur schwach vertreten. "Der Anteil der ASEAN-Länder
an den österreichischen Ausfuhren betrug 2017 gerade einmal 1,4 Prozent, der Anteil der Exporte nach Afrika
überhaupt nur 1,2 Prozent. Da ist noch viel Luft nach oben", erläutert Bernkopf weiter.
Ähnliches gilt für Schwellenländer und die sogenannten Newly Industrialized Countries. "Angesichts
der zunehmenden Dynamik und Bedeutung von Schwellenökonomien sollte auch der österreichische Export von
dieser Nachfragedynamik vermehrt profitieren. Eine stärkere Ausrichtung auf China und den asiatisch-pazifischen
Raum würde die Wachstumsimpulse sicherlich erhöhen", ist Bernkopf überzeugt. Laut Schätzung
des Internationalen Währungsfonds sollte allein Asien in den nächsten beiden Jahren mehr als die Hälfte
des weltweiten BIP-Wachstums generieren.
Risikostreuung durch Länderdiversifikation macht Unternehmen zukunftssicherer
Neben der starken Europalastigkeit konzentrieren sich Österreichs Exporte auf nur wenige Länder. So wurde
2017 mehr als die Hälfte des österreichischen Exports mit Deutschland, den USA, Italien, Frankreich und
der Schweiz abgewickelt. "Eine größere Diversifikation des Außenhandels würde die Exportabhängigkeit
von diesen Märkten verringern und die Resilienz der Unternehmen – also deren Widerstandsfähigkeit gegenüber
ungünstigen Marktentwicklungen und Krisen – deutlich erhöhen", bekräftigt Bernkopf.
Neue Chancen und mehr Innovationskraft durch „Flexicurity“
Die Diversifizierung von Exportmärkten bringt viele Vorteile für die Unternehmen: Neben der Nutzung der
stärkeren Nachfragedynamik in aufstrebenden Ländern reduziert "Flexicurity" die Abhängigkeit
von bestehenden Märkten. Durch den Vertrieb in Ländern mit unterschiedlichen politischen und konjunkturellen
Risikoprofilen kann das Risiko gestreut werden. Eine wachsende Produktion aufgrund von Länderdiversifikation
führt zu Skaleneffekten und damit einer Kostenreduktion. Hohe Kosten für Forschung und Neuentwicklungen
lassen sich durch zusätzliche Verkäufe im Ausland rascher amortisieren. "Der Effekt der Exportdiversifizierung
wirkt auch ganz wesentlich auf die Innovationskraft von Unternehmen. Erfahrungen, die auf den neuen Märkten
mit ihren unterschiedlichen Kundenbedürfnissen gemacht werden, können zur Weiterentwicklung der Kompetenzen
sowie des Produkt- und Dienstleistungsangebots des Unternehmens auch im eigenen Land genützt werden",
so Bernkopf.
Unterstützung durch die Services der OeKB
Die OeKB fördert eine stärkere Diversifikation des österreichischen Außenhandels, da sie beim
Export in neue Märkte und risikoreichere Märkte unterstützt. Sie hilft Unternehmen, einen Teil des
Risikos aus dem Exportgeschäft und aus Auslandsinvestitionen durch Exporthaftungen des Bundes, die sie im
Auftrag des Bundesministeriums für Finanzen betreut, abzugeben. Zusätzlich stellt sie zinsgünstige
Finanzierungen zur Verfügung.
Über die OeKB Gruppe
Die Unternehmen der OeKB Gruppe mit ihren über 400 Angestellten erbringen wesentliche und relevante Services
für die österreichische Exportwirtschaft und den Kapitalmarkt, bieten Dienstleistungen für den Energiemarkt
und sind Teil der österreichischen Entwicklungsfinanzierung. All ihre Aktivitäten haben einen deutlichen
volkswirtschaftlichen Nutzen, stärken den Standort Österreich und unterstützen Österreichs
Wirtschaft im globalen Wettbewerb. Sie handeln sektorenübergreifend und nachhaltig verantwortungsbewusst.
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