Dagmar Chobot Skulpturenpreis 2018

 

erstellt am
29. 08. 18
13:00 MEZ

Azra Akšamija, Plamen Dejanoff, Judith Fegerl, Barbara Kapusta, Claudia Märzendorfer und Roman Pfeffer sind für den Dagmar Chobot Skulpturenpreis 2018 nominiert
Wien (kunstpresse) Der Dagmar Chobot Skulpturenpreis ist ein mit 10.000 Euro dotierter Nominierungspreis, der jährlich von der Wiener Galeristin Dagmar Chobot und der Stiftungspartnerin Bildrecht, der Urheberrechtgesellschaft für Bildende Kunst, an eine/n zeitgenössische/n Bildhauer/in, die/der in Österreich lebt und arbeitet, vergeben wird. Als erster Preis seiner Art in Österreich ist er explizit dem Medium Skulptur gewidmet und berücksichtigt neben klassischen Zugängen auch experimentelle Ansätze und Installationen. Der Preis unterliegt keiner Altersbeschränkung.

Eine Fachjury legt ihr Augenmerk auf künstlerische Positionen, die sich durch eine eigenständige Formensprache und eine nachvollziehbare Profilierung innerhalb der österreichischen Kunstszene auszeichnen oder deren öffentliche Wahrnehmung noch eine Verstärkung verdient. 2017 wurde Sofie Thorsen mit dem Dagmar Chobot Skulpturenpreis ausgezeichnet.

Der Dagmar Chobot Skulpturenpreis 2018 wird von der Preisstifterin Dagmar Chobot am 23. Oktober 2018 um 19 Uhr in Anwesenheit der NominatorInnen und Jurymitglieder im Leopold Museum Wien übergeben.

Dagmar Chobot hat mit diesem Preis eine repräsentative und nachhaltige Förderung eines für sie maßgeblichen künstlerischen Mediums, das sie seit 1971 als Galeristin, Kuratorin und Sammlerin in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt, ins Leben gerufen. „Neben Qualität und technischem Können ehrt der Preis das innovative Potential, das in der österreichischen Bildhauerei, Plastik und Objektkunst augenscheinlich wird. Inzwischen ist der Skulpturenpreis etabliert, die vielen positiven Rückmeldungen bestätigen meine Initiative“, kommentiert Initiatorin und Preisstifterin Dagmar Chobot.

Günter Schönberger, Geschäftsführer der Bildrecht: „Wie kein zweites Medium reflektiert die zeitgenössische Skulptur auch die anderen Künste und erweitert Form und Material durch Diskursivität und intellektuellen Kontext. Der Dagmar Chobot Skulpturenpreis würdigt diesen zeitgenössischen, innovativen Anspruch, den österreichische KünstlerInnen konsequent und mit herausragender Qualität realisieren.“

Stiftungspartnerin Bildrecht
Um die Organisation und die Fortschreibung des Stiftungszweckes zu sichern, wurde die Bildrecht als institutionelle Stiftungspartnerin gewählt. Als Urheberrechtsgesellschaft stärkt sie die existenzielle Basis von 5000 KünstlerInnen in ganz Österreich, sensibilisiert die Öffentlichkeit für kulturrelevante Themen, fördert künstlerische Projekte und unterstützt Publikationen. Im Bildraum 01 und Bildraum 07 in Wien sowie im Bildraum Bodensee in Bregenz präsentiert die Bildrecht zeitgenössische Kunst, im 2018 eröffneten Bildraum Studio in der Brotfabrik Wien können Kunstschaffende anspruchsvolle künstlerische Vorhaben realisieren. www.bildrecht.at

Preisvergabe 2018 Modalitäten

Um eine unparteiische Jurierung zu gewährleisten, sind die Gremien des Dagmar Chobot Skulpturenpreis in NominatorInnen und Jurymitglieder unterteilt. 2018 wurde von sechs NominatorInnen jeweils eine Position aus dem Bereich zeitgenössischer Skulptur, Plastik, Objektkunst oder Installation eingereicht. Aus diesen Vorschlägen ermittelt die Jury den/die PreisträgerIn.

NominatorInnen 2018
Silvie Aigner (Chefredakteurin Parnass), Manuela Ammer (Kuratorin mumok Wien) Katrin Bucher-Trantow (Chefkuratorin Kunsthaus Graz), Elsy Lahner (Kuratorin Albertina Wien), Genoveva Rückert (Kuratorin OK - Offenes Kulturhaus Linz) und Christoph Thun-Hohenstein (Direktor MAK Wien)

Jury 2018
Dagmar Chobot (Preisstifterin und Juryvorsitzende), Heike Eipeldauer (Sammlungsleiterin, Kuratorin Leopold Museum Wien), Edelbert Köb (Kurator), Günter Schönberger (Geschäftsführer Bildrecht) und Hans-Peter Wipplinger (Direktor Leopold Museum Wien)

Nominierte 2018
Azra Akšamija (*1976 in Sarajevo, Bosnien-Herzegowina) verbindet technologische Entwicklung mit sozialer Plastik, um skulpturale Instrumente eines möglichen politischen Wandels zu schaffen. Mit dem Ziel, Gemeinschaft zu fördern und Traumata zu überwinden, beschäftigt sich die nach dem Jugoslawienkrieg in Graz aufgewachsene Azra Akšamija zudem mit kulturellen und religiösen Konstruktionen von Identität. Zu ihren bekanntesten Arbeiten gehören funktionale Objekte und Plastiken im öffentlichen Raum, wie etwa die ornamentale Schindel-Gebetswand im ersten muslimischen Friedhof in Vorarlberg (2012). Auch ihre jüngsten Arbeiten konzentrieren sich auf die Repräsentation islamischer Identitäten im Westen, sowie auf die Vermittlung zwischen der sozialen und ästhetischen Kritik im Kontext von Krieg und Krise. Sie lebt und arbeitet in Cambridge, USA, und Wien.

Plamen Dejanoff (*1970 in Sofia, Bulgarien) lenkt in minimalistischen Skulpturen und Installationen den Blick auf soziale Fragestellungen zu Ökonomie und Konsum. Der Künstler tritt häufig gleichzeitig als Architekt oder Designer auf und lässt seine Arbeiten aus Marmor, Bronze, Holz, Keramik oder Glas zwischen Readymade, Nachbildung und Neuschöpfung oszillieren. Zudem untersucht Dejanoff die eigene und allgemeine Geschichte und stößt neue gesellschaftliche Möglichkeitsbezüge an. The Bronze House, Anfang 2018 in Sofia realisiert, zählt zu Plamen Dejanoffs aktuellsten Interventionen im öffentlichen Raum. Die modulare, selbsttragende und begehbare Konstruktion aus über tausend Elementen in Bronzeguss ist das größte bilaterale österreichisch-bulgarische Kulturprojekt der vergangenen Jahrzehnte. Er lebt und arbeitet in Wien.

Judith Fegerl (*1977 in Wien) befasst sich mit dem Raum, mit dessen Konstruktionen und Funktionen sowie mit chemischen und physikalischen Prozessen. Dabei sind ihre Arbeiten häufig ein Zusammenspiel von Wissenschaft und kalkuliertem Zufall: massive Stahlstangen werden mit Elektromagneten in Position gehalten oder Kupferplatten in Wasserbecken versenkt, um so eine überdimensionale Batterie zu rekonstruieren. Der Raum selbst dient der Künstlerin als Körper, dessen Oberfläche sie bearbeitet. So verlegt sie etwa Kupferdrähte in der obersten Putzschicht oder trägt dieselbe ab, um den Beton dahinter sichtbar zu machen. Draht wird rhythmisch zum Erglühen gebracht und versetzt den Raum in ein pulsierendes Universum. In ihren dreidimensionalen Werken bewegt sich Judith Fegerl zwischen den Gattungsgrenzen und erweitert konsequent den Skulpturenbegriff. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Barbara Kapusta (*1983 in Lilienfeld) beschäftigt sich in Objekten, Texten, Videos und Performances mit der Formensprache des Ausdrucks. Ihre aktuellen Porzellanobjekte scheinen dabei in Form von Schriftzeichen und Gesten nach neuen Möglichkeiten der Kommunikation zu suchen. Die meist wie Treibgut auf dem Boden präsentierten Skulpturen sind in einem doppelten Wortsinn fragil: Sie treiben Porzellan als Material an seine Grenzen und signalisieren zugleich eine prekäre Körperlichkeit. Damit lassen Kapustas Arbeiten an die "Passstücke“ eines Franz West denken und führen die Tradition der körperbezogenen Bildhauerei in der österreichischen Kunst fort. Die materiellen und immateriellen Dimensionen eines körperlichen Daseins unter den Bedingungen des Digitalen zu denken, ist der Verdienst von Barbara Kapustas nachdrücklich empathischer bildhauerischer Praxis. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Claudia Märzendorfer (*1969 in Wien) erprobt die Bedingungen der Bildhauerei und experimentiert mit Materialien, die ihrem Interesse am Unkontrollierbaren entgegenkommen. Musik und Zeit sind zentrale Achsen, die sie in ihren umfassend recherchierten Arbeiten auch als einzig neutrale Währungen versteht. Neben Eisabgüssen u.a. von Eisschallplatten (ongoing 2005-), und einem music typewriter (2012), gegossen in Tinteneis, schafft sie Skulpturen die im Live-Act verschwinden. „Die Zeit ist mir dabei eine subversive Partnerin, die Plastiken auflöst oder mir in zeitintensiven Prozessen die Kontrolle über die investierten Stunden entreisst, beispielsweise beim Freisetzen der Eisarbeiten oder den überdimensionalen Arbeitsprozessen bei der gestrickten Werkgruppe Ersatzteile (2005-2013) und Motor (2012-2013).Mit Verschiebungen von realen Situationen möchte ich eine Welt neben oder parallel zu der Welt erzeugen. Das ist auch der Motor für meine künstlerische Arbeit“, so Märzendorfer. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Roman Pfeffer (*1972 in Vöcklabruck) übersetzt mit formaler Strenge Alltagsobjekte wie Kochplatten, Wasserwaagen oder Kristallluster in mitunter bizarre Skulpturen und Objekte. Roman Pfeffer zerstückelt, verdreht, operiert wie ein Naturwissenschaftler, sucht nach unerwarteten, strategischen Coups, die rationale Ordnungssysteme ad absurdum führen.Diese Aneignung und Umordnung beschreibt auch das Leitmotiv der Arbeit Helix Deconstructor (2016), in der Pfeffer die ursprüngliche Form des 17,5m langen Sportruderboots der österreichischen Olympiamannschaft von 1972 in sechzehn Teile segmentiert und zu zwei spiralförmigen Skulpturenteilen arrangiert. Das Werk Pfeffers entzieht sich einer linearen Deutung, stellt Bezüge zu Mathematik, Naturwissenschaft und Kunstgeschichte her und führt das jeweilige Medium an seine formalen und materiellen Grenzen. Er lebt und arbeitet in Wien.

 

 

 

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