Salzburgs Almwirtschaft reagiert auf den Klimawandel

 

erstellt am
10. 09. 18
13:00 MEZ

Maßnahmen gegen das Zuwachsen – Forschung und Testbetrieb auf der Vordergottschallalm in Obertauern – Gute Erfahrungen in Mühlbach
Salzburg (lk) - Es wird wärmer, das spüren Mensch und Natur im Alpenraum besonders. Auch die Vegetationszeit auf Salzburgs Almen wird länger, diese drohen zuzuwachsen. Um dem mit einer innovativen Weidewirtschaft entgegen zu wirken, wird auf der Vordergottschallalm von Thomas Scharfetter konkret geforscht. „Wir wollen den Almbauern ein Werkzeug in die Hand geben, mit dem sie die Qualität der Hochweiden verbessern können“, betont Landesrat Josef Schwaiger.

Es wird wärmer in unseren Bergen, die Vegetationszeit dadurch länger. Auf den ersten Blick sind das gute Nachrichten, weil mehr Futter für die Tiere da ist. Aber nur auf den ersten Blick. Der Klimawandel führt nämlich dazu, dass die Almen schneller verbuschen und zuwachsen, die Tiere kommen salopp gesagt mit dem Fressen gar nicht mehr nach. Auf der Vordergottschallalm in Obertauern wird daher im Rahmen eines Pilotprojektes nach Alternativen gesucht.

„Forschungssommer“ brachten erste Ergebnisse
„Das Land Salzburg, der Maschinenring, der Alm- und Bergbauernverein sowie die Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft mit Siegfried Steinberger als wissenschaftlicher Berater arbeiteten in den vergangenen Jahren eng zusammen. Auch der Naturschutz, die Jägerschaft und Tourismusvertreter wurden miteinbezogen. Wir wollen auf den Klimawandel nicht nur reagieren, sondern früh genug dafür sorgen, dass wir uns anpassen können“, fasst Landesrat Josef Schwaiger zusammen. Die Qualität der Futterflächen sei durch eine gelenkte Weideführung gestiegen, soweit die ersten Ergebnisse.

Tiere bekommen das Almfutter „häppchenweise“
Die Vordergottschallalm von Landwirt Thomas Scharfetter befindet sich zwischen 1.500 und 2.100 Meter Seehöhe und umfasst 178 Hektar, zirka 100 Hektar davon sind unproduktive Fläche. Milchkühe und Pferde weiden hier. Bisher war es so, dass die Tiere auf die Alm getrieben wurden und überall gefressen haben. Sie haben dadurch ein großes Angebot an Nahrung und werden „wählerisch“, bestimmte Bereiche beginnen zu verbuschen. Die Klimaerwärmung und längere Vegetationszeiten verstärken das Ganze noch, die Landwirte kommen mit dem Schwenden nicht mehr nach. „Es wurde daher heuer versucht, den Tieren nur bestimmte Bereiche zur Verfügung zu stellen, das Areal wurde durch Zäune aufgeteilt und für eine bestimmte Zeit beweidet bis der nächste Sektor dran kam“, beschreibt Josef Schwaiger die Versuchsreihe.

Gute Erfahrungen in Mühlbach am Hochkönig
Rudolf Nussbaumer hat auf seiner Dientalm in Mühlbach am Hochkönig mit dem System gute Erfahrungen gesammelt. „Wir haben damit schon vor sechs Jahren begonnen, weil wir mit dem Schwenden nicht mehr nachgekommen sind. Das braucht viel Zeit und Geld, drei Jahre später ist erst recht wieder alles zugewachsen“, beschreibt der Landwirt. Er setzt auf eine Mischung zwischen gelenkter Weidewirtschaft und verschiedenen Tieren - konkret Kühe, Jungrinder und Pferde - die jeweils die Pflanzen verschieden abfressen.

Neues Wissen für alle Almbauern
„Wir wollen mit dem Projekt praxistaugliche Erkenntnisse für unsere Almbauern gewinnen. Die Hauptziele sind die Verbesserung der Weidequalität und dass Landwirte die Pilot-Alm besichtigen können sowie aus den Ergebnissen lernen“, so Schwaiger. Das Projekt wird daher zu 75 Prozent vom Land Salzburg finanziert, die Gesamtkosten werden zirka 50.000 Euro betragen. Am Dienstag, 11. September, werden auf der Vordergottschallalm in Obertauern die ersten, wissenschaftlich fundierten Ergebnisse präsentiert. Experten des Landes Salzburg, der Landwirtschaftskammer, des Alm- und Bergbauernvereins sowie des Maschinenrings ziehen dabei eine erste Bilanz.

 

 

 

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