LTP Sonderegger und LH Wallner erinnerten im Landtag an den "leidenschaftlichen und geradlinigen
politischen Einsatz Keßlers für das Land und seine Menschen"
Bregenz (vlk) – In einer Trauersitzung des Vorarlberger Landtags wurde am 10. September des verdienstreichen
politischen Schaffens und Wirkens des langjährigen Vorarlberger Landeshauptmanns Herbert Keßler (1964
bis 1987) gedacht, der Ende Juli im Alter von 93 Jahren verstorben ist. Über die Zeit Keßlers als Mandatar
im Landesparlament sprach Landtagspräsident Harald Sonderegger. Landeshauptmann Markus Wallner machte auf
die zahlreichen Weichenstellungen und Entscheidungen aufmerksam, für die Keßler während seiner
23-jährigen Amtszeit als Landeshauptmann verantwortlich war.
Keßler sei "zeitlebens für ein stark eigenständiges Handeln Vorarlbergs im Sinne der Subsidiarität"
eingetreten, führte Wallner aus. "Streitbar, aber alles andere als streitsüchtig" habe er aus
dem, was er für richtig erachtete, ebenso wenig einen Hehl gemacht wie aus dem, was er für falsch hielt.
Mit den Bürgerinnen und Bürgern sei ihm ein Kontakt auf Augenhöhe immer sehr wichtig gewesen. "Bescheiden
statt abgehoben", betonte der Landeshauptmann.
Ära Keßler mit etlichen Meilensteinen
In seiner Ansprache ging Markus Wallner auch auf die vielfältigen Weichenstellungen und bedeutenden Entscheidungen
in der Ära Keßler ein. Neben kulturpolitischen Meilensteinen wie dem Festspielhaus Bregenz, dem Bildungszentrum
Schloss Hofen in Lochau, der Landesbibliothek oder dem Landeskonservatorium in Feldkirch fallen in die Amtszeit
Keßlers auch der Neubau des LKH Feldkirch sowie große Verkehrsinfrastrukturprojekte wie die Rheintalautobahn
oder der Arlbergtunnel. Im Bereich der Gesundheitspolitik hat Keßler der Vorsorge einen deutlich höheren
Stellenwert eingeräumt und im Umweltschutz den Gewässerschutz und die Luftreinhaltung zur Chefsache erklärt.
Besonders wichtig war Herbert Keßler zudem die umfassende Stärkung der Familien als Keimzelle der Gesellschaft.
Großes Engagement zeigte er darüber hinaus bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit den
Nachbarländern. So zählt er etwa zu den Gründervätern der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer
(ARGE ALP), in der Keßler über viele Jahre die Kulturkommission geleitet hat, und auch beim Aufbau der
Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) wirkte er engagiert mit. "Wir werden ihn und seine wertvollen Verdienste
für immer in Erinnerung behalten", schloss Wallner seine Rede.
Demokrat und Parlamentarier
Landtagspräsident Harald Sonderegger beschrieb den Alt-Landeshauptmann als große politische Persönlichkeit,
die Vorarlberg geprägt und gestaltet hat: "Herbert Keßler war geprägt von christlich-sozialen
Grundwerten und Handschlagqualität trotz aller politischer Gegensätze. Er gehörte dem Landtag von
1954 bis zu seinem Ausscheiden als Landeshauptmann im Jahre 1987 an – also mehr als drei Jahrzehnte lang. Damit
zählt er zu den am längsten gedienten Abgeordneten unseres Landesparlaments seit Bestehen. Im Plenum
trat er für seine Fraktion vor allem als Sprecher in Rechts- und Wirtschaftsangelegenheiten ans Rednerpult.
Er war für seine sachliche, seine klare – manchmal auch spitze – Argumentation bekannt. Als überzeugter
Föderalist hat er sich stets für die Interessen des Landes und seine Eigenständigkeit stark gemacht.
Vor allem war Herbert Keßler aber auch ein großer Demokrat und Parlamentarier. Während seiner
Amtszeit als Landeshauptmann wurden die Kontrollrechte für die Minderheitenfraktionen ausgebaut, ebenso die
Instrumente der direkten Demokratie. Schon damals sah er in allen gesellschaftlichen Bereichen die aktive mündige
Bürgerin und den aktiven mündigen Bürger gefordert."
Die Trauersitzung des Vorarlberger Landtags soll Zeichen des Respekts gegenüber dieser außergewöhnlichen
Persönlichkeit sein, betonte der Landtagspräsident: "Wir verabschieden uns von Herbert Keßler
und erinnern uns an ihn als einen großen Vorarlberger, Österreicher und Europäer."
Vielfach gewürdigt und geehrt
Herbert Keßler wurde schon zu Lebzeiten vielfach gewürdigt und geehrt, etwa mit dem Goldenen Ehrenzeichen
des Landes Vorarlberg (1964), als Ehrensenator der Universität Innsbruck (1970), mit dem Großen Silbernen
Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (1972), dem Ehrenzeichen des Landes Tirol
(1978), einem Ehrendoktorat des Wagner-Colleges (1978), dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande für
Verdienste um die Republik Österreich (1981), dem Goldenen Ehrenzeichen der Diözese Feldkirch (2008),
dem Leopold-Bischof-Ring (2012) sowie dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik
Deutschland.
"Tue recht und scheue niemand"
Herbert Keßler, geboren am 2. Februar 1925 in Bludesch, zog für die ÖVP Vorarlberg im Jahr 1954
in den Vorarlberger Landtag ein. Von 1957 bis 1964 war Keßler auch Bürgermeister der Marktgemeinde Rankweil.
Im Alter von 39 Jahren wurde der studierte Jurist 1964 als Nachfolger von Ulrich Ilg zum Landeshauptmann gewählt.
Er bekleidete das Amt bis 1987. Wie er selbst auch immer wieder betonte, lautete seine Devise dabei stets "Tue
recht und scheue niemand!"
Herbert Keßler war mit Inge, geb. Beck, verheiratet und hatte mit dieser drei Kinder.
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