PsychologInnen der Universität Wien analysieren Olafur Eliasson-Ausstellung im Belvedere
Wien (universität) - In einer Fach-Publikation haben PsychologInnen der Universität Wien um Helmut
Leder gezeigt, welche Emotionen BesucherInnen einer Konzeptkunstausstellung – der "BAROQUE BAROQUE"-Schau
des berühmten Installationskünstlers Olafur Eliasson – erlebten. Durch die Kombination von neuentwickelten
Emotionsskalen und aufgezeichneten Augenbewegungen konnten sie unterschiedliche Profile ästhetischen Erlebens
ermitteln und plausibel erklären. Die Publikation ist ein Beispiel für eine Museumsstudie, bei der das
Zusammenspiel von Konzeptkunst, Betrachtungsdauer und Erlebnisqualität durch psychologische Theorien im realen
Kontext erforscht werden konnte.
Installationskunst ist eine der wichtigsten und für manche auch provokativsten Entwicklungen in der Bildenden
Kunst der letzten Jahrzehnte und hat sich zu einem Schwerpunkt zeitgenössischer KünstlerInnen und Museen
entwickelt. Viele KunstbetrachterInnen sehen diese Kunst als besonders herausfordernd an: Aufgrund ihres einzigartigen,
unmittelbaren und oft hoch immersiven Settings wird Installationskunst in der empirischen ästhetischen Psychologie
ebenfalls als zumindest schwierig zu erforschen, wenn nicht gar jenseits des Zugangs heutiger Methoden angesehen.
Matthew Pelowski und Helmut Leder vom Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden
der Universität Wien haben in einer neuen Publikation erstmals eine Museumsstudie vorgelegt, die unterschiedliche
Techniken nutzt, um das ästhetische, oftmals emotional geladene Seherlebnis zu erfassen.
Im Mittelpunkt der Studie steht die Ausstellung "BAROQUE BAROQUE" von Olafur Eliasson im Belvedere Museum
aus dem Jahr 2015/16. Sie war ideal für eine solche Untersuchung, stellt doch Eliasson selbst mit seinen Kunstwerken
herkömmliche Sehgewohnheiten infrage, denn Realität und Wahrnehmung sind zentrale Themen seines künstlerischen
Schaffens. Über 50 Testpersonen nahmen an der Studie teil. Sie erhielten zum einen vor und nach der Betrachtung
der Kunst Fragebögen, die sich auf Emotionen, Bedeutungen und Bewertungen zweier Raumskulpturen konzentrierten.
Zum anderen trugen die Hälfte der Personen während des Ausstellungsbesuchs mobile Eye-Tracker (Augenbewegungsmessgeräte).
Die emotionalen Reaktionen analysierten die WissenschafterInnen mit neu entwickelten Methoden. Die Klassifikationen
von Emotionen wurden anhand von psychologischen Theorien analysiert, die die AutorInnen bereits im letzten Jahr
veröffentlich hatten.
Die Daten der Verhaltensstudien und Eye-Tracking-Messungen zeigten Unterschiede in den emotionalen Zuständen
der TeilnehmerInnen, deren Bewertungen und der visuellen Exploration darauf, die zusammen ein Bild der ästhetischen
Reaktionen auf die Kunstwerke ergeben. Diese Unterschiede passten auch (vorhersagbar) zu der Art und Weise, wie
die Beurteilungsstrategien, die Aufmerksamkeitsmuster, das Herstellen von Bedeutung, körperlichen Handlungen
der KunstbetrachterInnen sowie die mehr oder weniger tiefe Auseinandersetzung mit der Kunst den letztendlichen
Kunstgenuss erklärten.
"Die hier angewandten Techniken sind ein wichtiger Schritt zur Klärung, wie Menschen mit Kunst in Beziehung
treten und wann und wie sie mehr oder weniger positive Erfahrungen gemacht haben", erklärt Helmut Leder.
Somit können diese Erkenntnisse in zukünftigen Arbeiten beispielsweise in Museen (z.B. Ausstellungsplanung)
und in der Kunsterziehung verwendet werden.
Publikation in "Frontiers in Psychology"
Pelowski, M., Leder, H., Mitschke, V., Specker, E., Gerger, G., Tinio,
P. P. L., Vaporova, E., Bieg, T., & Husslein-Arco, A. (2018). Capturing Aesthetic Experiences With Installation
Art: An Empirical Assessment of Emotion, Evaluations, and Mobile Eye Tracking in Olafur Eliasson’s “Baroque, Baroque!”.
Frontiers in Psychology, 9:1225. DOI: 10.3389/fpsyg.2018.01255
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