Klimawandel zeigt seine Folgen in der Landwirtschaft. Zukunftsfitte Sorten sind wichtige Bausteine,
um die Landwirtschaft in Österreich klimafit zu machen.
Wien (bmnt) - Trockenheit, Dürre, Waldbrände, Borkenkäfer und Starkwetterereignisse sind
nur einige von vielen Ausläufern des Klimawandels, die Österreich und viele andere europäische Staaten
in diesem Sommer zu spüren bekommen haben. Im Ackerbau ist mit Ernteeinbußen von 10 bis 15 Prozent zu
rechnen. Im Grünland sind es regional bis zu 40 Prozent an Einbußen. „Der Klimawandel und seine Folgen
sind spätestens nach diesem Sommer in allen Köpfen angekommen“, sagte Bundesministerin Elisabeth Köstinger
am 3. September und ergänzt: „Die extreme Trockenheit der letzten Monate ist für die Land- und Forstwirtschaft
zu einem immer größeren Problem geworden.“
In den österreichischen Wäldern hat der Borkenkäfer für enorme Schäden gesorgt. Im Vorjahr
wurden schon rund 3,5 Mio. Festmeter Holz geschädigt und damit wertgemindert. Das war der bislang höchste
Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. „Im Jahr 2018 wird der Schaden noch höher sein“, warnt die Ministerin.
„Besonders wird allerdings der Pflanzenbau in Zukunft vom Klimawandel betroffen sein. Die Folgen werden unterdurchschnittliche
Ernten durch geringere Bestandesdichten bzw. geringere Kornzahlen pro Ähre sein. Die angebotenen Pflanzensorten
erfüllen nicht die Voraussetzungen, um diese Schäden wirkungsvoll abzuwehren. Es bedarf daher zukunftsfitter
Sorten, die stabile Erträge und Qualitäten des Erntegutes auch bei Wetterextremen hervorbringen. Daher
haben wir das Projekt „Klimafit“ gemeinsam mit Saatgut Austria gestartet“, so Köstinger. Rund eine Million
Euro werden das Ministerium und die Bundesländer in dieses Forschungsprojekt pro Jahr investieren. Das Projekt
läuft unter Federführung und Begleitung der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) und ist
vorerst auf zwei Jahre angelegt, mit einer Option auf eine Verlängerung, nachdem die Fortschritte evaluiert
wurden.
Zukunftsfitte Sorten gegen die Folgen des Klimawandels
Neue Entwicklungen im Sortenbereich können Antworten auf den Schädlingsdruck aber vor allem auf die Trockenheit
und die zunehmenden Extremwetterereignisse geben. Getreide und Kartoffel, zum Beispiel, bevorzugen ein gemäßigtes
Klima und sind daher besonders vom Klimawandel betroffen. Die derzeitigen Kartoffelsorten etwa bringen bei Temperaturen
über 30°C trotz Bewässerung nicht den gewünschten Ertrag. Es braucht tolerante Sorten, die mit
weniger Wasser auskommen und die Knollenbildung und das Wachstum auch bei hohen Temperaturen nicht einstellen.
„Die Landwirtschaft muss den Klimawandel antizipieren und die Züchtung ist ein wichtiger Beitrag dazu. Wenn
wir dem Klimawandel entgegentreten und die österreichische Ernährungs- und Versorgungsicherheit sicherstellen
wollen, müssen wir zukunftsfitte Sorten in Österreich forcieren. Das Projekt „Klimafit“ bildet eine wichtige
Grundlage dafür, in dem es Vorarbeiten zur Züchtung neuer Sorten unterstützt und einen Genpool mit
klimafitten Sorten schafft“, so Michael Gohn, Obmann von Saatgut Austria.
Weg vom Katastrophenprinzip hin zum Vorsorgeprinzip
Expertinnen und Experten rechnen in den nächsten Jahren mit einer Verschärfung bei Hitze und Wasserknappheit.
Die Anzahl der Hitzetage wird von 15 auf 35 Tage steigen. „Wir müssen in die Zukunft denken und neue Wege
einschlagen bzw. ausbauen. Hier werden Versicherungssysteme eine wesentliche Rolle spielen“, so Bundesministerin
Elisabeth Köstinger. Die im Jahr 1995 eingeführte Förderung der Prämien für Hagel- und
Frostversicherungen für landwirtschaftliche Kulturen wurde weiterentwickelt und im Jahr 2016 zu einer umfassend
bezuschussten Ernteversicherung ausgebaut. Schon jetzt leisten Bund und Länder Zuschüsse von bis zu 50
% der Versicherungsprämien und geben dafür mehr als 60 Mio. Euro pro Jahr aus. Versicherbar sind Schäden
nach Hagel, Frost, widrigen Witterungsverhältnissen (Dürre, Stürme) sowie starken oder anhaltenden
Regenfällen. „Bereits vor dem Sommer haben wir im Ministerrat beschlossen die Versicherungssteuer von 11 Prozent
auf 0,02 Prozent zu reduzieren. Damit werden Versicherungen für unsere Bäuerinnen und Bauern ab 2019
noch attraktiver.
Neben den Versicherungen ist aber auch die Weiterentwicklung von Saatgut ein wichtiger Schritt in Richtung Vorsorgeprinzip,
um für zukünftige Herausforderungen gewappnet zu sein. Daher ist dieses Projekt für uns sehr wichtig“,
so Köstinger abschließend.
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