Standorte erhalten, Qualität der Versorgung absichern, Mittel effizient einsetzen – LR Doskozil:
„Die Prämissen sind: Erhaltung aller fünf Spitalsstandorte, alle Arbeitsplätze erhalten, Qualität
und Finanzierbarkeit absichern“
Eisenstadt (blms) - Den Startschuss für die Ausarbeitung eines Masterplans für Burgenlands Spitäler
gab Landesrat Hans Peter Doskozil am 14. September im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt bei
einem gemeinsamen Pressegespräch mit den Vertretern der KRAGES, des Burgenländischen Gesundheitsfonds
(BURGEF), des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder und Joanneum Research. Ziel sei es, die hohe Qualität
und die Finanzierbarkeit der burgenländischen Spitalsversorgung für die Zukunft abzusichern. Den Auftrag
erteilte Doskozil dem jüngst neu aufgestellten Burgenländischen Gesundheitsfonds (BURGEF). In einem Jahr,
im Herbst 2019, werden die Ergebnisse präsentiert werden. Wichtigste Vorgaben seien die Erhaltung aller fünf
burgenländischen Spitalsstandorte und aller Arbeitsplätze.
Bei der Erstellung des Masterplans, der federführend von BURGEF in Abstimmung mit der KRAGES und den Krankenhäusern
erstellt werden soll, werden auch die Mitarbeiter und externe Experten eingebunden. „Wir wollen dabei auch querdenken,
neue Modelle andenken. Heute in einem Jahr muss das neue Strukturmodell vorliegen“, so Doskozil. Wichtigste Prämisse
sei jedoch: „Die Spitalsstandorte bleiben erhalten, und die Arbeitsplätze bleiben erhalten. Dabei bleibt es.
Darüber gibt es keine Diskussionen.“
Das Projekt soll ein Jahr dauern und wird vom BURGEF als Projektträger koordiniert. Der Fonds finanziert alle
fünf Spitalsstandorte im Burgenland, sowohl die vier im Landeseigentum (Oberwart, Oberpullendorf, Güssing
und Kittsee) sowie das größte Spital in Eisenstadt, unter der Rechtsträgerschaft der Barmherzigen
Brüder stehend. Konkret werde der „Masterplan Burgenlands Spitäler“ sich einer idealen Abstimmung der
Leistungen an den fünf Standorten annehmen. Zusätzlich gehe es um die Wohnsitznähe, um die Qualität
der Leistungen und um Effizienz im Umgang mit öffentlichen Geldern. Um die Spitalsfinanzierung und das gute
Niveau der medizinischen Versorgung im Burgenland im Gesundheitswesen angesichts allgemein steigender Kosten auch
in der Zukunft zu gewährleisten, bedürfe es einer Neugestaltung des Systems, erklärte Doskozil.
Experten gingen bei dessen Fortführung in der bisherigen Form von einem zusätzlichen Finanzbedarf von
zusammengerechnet mehr als 200 Mio. Euro bis 2021 aus. Deshalb sei im Hinblick darauf zu definieren, wie das Leistungsspektrum
eines Krankenhauses beschaffen sein müsse. „Wir müssen die Angebote sinnvoll verteilen, es wird nicht
das ganze Leistungsspektrum in jedem Krankenhaus angeboten werden können.“ Weiterhin werden das Krankenhaus
Eisenstadt und Oberwart Schwerpunktspitäler bleiben, daneben soll es Spezialisierungen geben. Und damit es
nicht nur um eine Spardiskussion ginge, müssten künftig auch die Spitäler selbst Möglichkeiten
bekommen, mehr Einnahmen lukrieren zu dürfen. Hierzu könnte auch ein eigener Rechtsträger des Landes
geschaffen werden, so Doskozil.
BURGEF-Geschäftsführer Karl Helm soll für die zeitgerechte Fertigstellung des Plans sorgen. Alle
Player im Burgenland – Kassen, Ärztekammer, Blaulichtorganisationen und andere Einrichtungen – sollen in den
Prozess eingebunden werden, die Schnittstellen sollen ideal definiert werden. Die Zusammenarbeit mit anerkannten
wissenschaftlichen Einrichtungen wie Joanneum Research, EPIG (Entwicklungs- und Planungsinstitut für Gesundheit)
und GÖG (Gesundheit Österreich GmbH) werde die adäquate wissenschaftliche Begleitung gewährleisten.
„Ich sehe das als wichtiges Zukunftsprojekt für das Burgenland, für die Gesundheitsversorgung des Landes“,
so Helm.
Das aktuelle Gesundheitssystem beruhe in einigen Teilen Österreichs noch auf den Strukturen aus den 70er Jahren
des 20. Jahrhunderts, konstatierte Univ.-Prof. Dr. Thomas Pieber. Er ist Vorstand in der Universitätsklinik
für Interne Medizin in Graz sowie Abteilungsleiter bei Joanneum Research und wird das Projekt – wie auch schon
die Spitalsreform in der Steiermark – wissenschaftlich begleiten. Prof. Pieber wies aber darauf hin, dass es im
Burgenland rein geographisch gesehen schon fünf Standorte geben müsse. Die Erreichbarkeit in einer bestimmten
Zeit sei eben vorgegeben. Gerade deswegen aber gelte: „Es geht um Modernisierung, darum, wie man den wissenschaftlichen
Fortschritt in der Spitalsversorgung abbildet. Die neuen Strukturen müssen schlanker und effizienter sein,
und sie müssen allen Burgenländerinnen und Burgenländern den Zugang zu einer gleich guten Versorgung
bieten. Eine Zwei-Klassen-Medizin wollen wir verhindern.“ Man müsse sich dazu Erfolgsmodelle in anderen Bundesländern
sowie international anschauen und werde sich an diesen orientieren. Es sei gut, dass das Projekt offen geplant
sei, dass alle Partner im Gesundheitswesen sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingebunden werden und die
Öffentlichkeit laufend informiert werde.
KRAGES-Geschäftsführer Harald Keckeis hält optimale Leistungsabstimmungen zwischen den Krankenhäusern
als ganz wesentlich. „Wir wollen die Spitäler zukunftsgerecht ausgestalten, dazu werden wir neue Ideen einfließen
lassen, da sind wir ergebnisoffen.“ Keckeis hat in seiner vorhergehenden Funktion als Finanzchef der Vorarlberger
Landesspitäler bereits einige derartige Projekte mitgestaltet.
Krankenhaus-Eisenstadt-Direktor Robert Maurer freut sich auf die Mitarbeit am Projekt. Dieses sei auch ein weiterer
Beleg für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Land Burgenland und beiden Spitalsträgern. Maurer begrüßte
die Entscheidung des Landesrates, den BURGEF ab sofort als eigenständige Landeseinrichtung zu führen.
Auch er sieht im Ausbau der Kooperationen und in der bestmöglichen Abstimmung und Vernetzung der Einzelstandorte
den richtigen Weg für die Zukunft für Burgenlands Spitalsversorgung. „Dieses Projekt ist richtungsweisend,
es stärkt unseren Standort. Wir werden dabei unterstützt, dass wir uns auf unsere Kernaufgaben konzentrieren“.
|