UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator erreicht im August erneut 3,5 Punkte: Rückgang
der ersten Jahreshälfte 2018 setzt sich nicht mehr fort
Wien (bank austria) - Nach dem kontinuierlichen Rückgang ausgehend vom Allzeithoch zum Jahreswechsel
hat sich die Konjunkturstimmung in Österreich mit Ende des Sommers auf einem weiterhin hohen Niveau stabilisiert.
„Die Verschlechterung der Konjunkturstimmung während der ersten Jahreshälfte 2018 setzt sich nicht mehr
weiter fort. Im August hat der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator 3,5 Punkte erreicht. Erstmals im laufenden
Jahr hält er das Ergebnis des Vormonats und signalisiert damit eine Stabilisierung des Wachstumstempos der
österreichischen Wirtschaft“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Nach dem starken
Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn von 3,4 Prozent im Jahresvergleich hatte sich der Rückgang des Indikators
in einem deutlich geringeren Wachstumstempo im Frühjahr dieses Jahres von 2,3 Prozent widergespiegelt. Die
stabil hohen Indikatorwerte über den Sommer sprechen dafür, dass sich das Wachstumstempo nicht mehr weiter
verlangsamt hat und die österreichische Wirtschaft im dritten Quartal 2018 einen BIP-Anstieg von zumindest
2,5 Prozent im Jahresvergleich erreichen wird.
„Die Stabilisierung des Wachstumstempos ist zum einen der anhaltend kraftvollen Inlandsnachfrage zu verdanken,
die unter anderem vom Optimismus der Konsumenten und der Hochstimmung am Bau gestützt wird. Zum anderen hat
sich mittlerweile der Abwärtstrend der Auslandsnachfrage eingebremst und zudem sind sogar erste Anzeichen
einer Trendumkehr erkennbar“, so Bruckbauer und ergänzt: „Das internationale Exportumfeld hat sich wieder
gefestigt und der Rückgang der Stimmung in der exportorientierten Industrie setzt sich nicht mehr fort.“ Tatsächlich
steigen die Aufträge für die österreichische Industrie aus dem Ausland seit Ende des Sommers wieder
an, insbesondere aus Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner, weht starker Rückenwind. Der globale Handel
nimmt trotz der Querschüsse durch protektionistische Maßnahmen wieder etwas an Fahrt auf, zumal sich
Sorgen über weitreichende Folgen der Türkeikrise als unbegründet erweisen. Darauf gestützt
hat sich die Stimmung in der heimischen Industrie im August wieder verbessert. Die Stimmung ist auch in den anderen
Sektoren abseits der Exportwirtschaft weiterhin ausgezeichnet. Auf die Geschäftseinschätzung der Dienstleister
hat sich im August der anhaltend hohe Optimismus der heimischen Konsumenten positiv niedergeschlagen. Die Entspannung
am Arbeitsmarkt beflügelt die Stimmung. Am Bau sorgen die vollen Auftragsbücher weiterhin für Hochgefühle.
Damit ist die Konjunkturstimmung in Österreich seit nunmehr einem Jahr deutlich besser als auf gesamteuropäischer
Ebene.
Kräftiges Wachstum hält an
„Die österreichische Wirtschaft sollte in den kommenden Monaten ihren kräftigen Wachstumskurs fortsetzen.
Daher erwarten wir unverändert einen Anstieg des BIP um 2,8 Prozent im Jahresdurchschnitt 2018. Aufgrund
der aktuellen Indikatoren sind wir wieder optimistischer hinsichtlich des vorhandenen Rückhalts für die
heimische Exportwirtschaft durch den globalen Handel“, meint Bruckbauer. Hinzu kommt, dass sich die US-Wirtschaft
gestärkt durch die Steuerreform überaus dynamisch präsentiert und weiterhin positiv auf die Konjunktur
in Europa ausstrahlt. Der in den kommenden Monaten voraussichtlich leicht steigende Wechselkurs in Richtung 1,20
US-Dollar für einen Euro zum Jahresende 2018 sollte dieses Bild nicht negativ beeinflussen. Unterschiedliche
geopolitische Unsicherheiten wie zum Beispiel der Brexit könnten zwar zwischenzeitlich den Euro unter Druck
bringen, doch sollte die fundamentale Stärke der europäischen Wirtschaft und die näher rückende
Normalisierung der Geldpolitik durch die EZB den Aufwärtstrend stützen.
Die wichtigste Stütze des Wirtschaftswachstums wird über den Jahreswechsel 2018/19 hinaus der private
Konsum bleiben, der dank hohem Beschäftigungswachstum und steigender Lohndynamik für Impulse sorgen wird.
Die Unterstützung durch die Investitionen wird dagegen etwas nachlassen. Zwar kommt von der Bauwirtschaft
weiter ein starker Rückenwind, doch die Dynamik der Ausrüstungsinvestitionen wird mehr und mehr dem bereits
langen Investitionszyklus Tribut zollen müssen. Trotz der Unsicherheiten durch die protektionistische US-Zollpolitik
sollte der Außenhandel auch 2019 wieder zum Wachstum in Österreich von 2 Prozent beitragen können.
Damit dürfte die österreichische Wirtschaft das dritte Jahr in Folge besser als die europäische
und die deutsche Wirtschaft abschneiden können.
Arbeitslosenquote im Sommer gestiegen
„Die Abschwächung des Konjunkturaufschwungs seit dem Frühjahr hat die Verbesserung der Lage am österreichischen
Arbeitsmarkt beendet. Ausschlaggebend ist die Verlangsamung des Beschäftigungswachstums. Die zusätzlich
auf den Arbeitsmarkt drängenden Arbeitskräfte können nicht mehr vollständig aufgenommen werden,
zumal das Schulungsangebot zurückgefahren wurde“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Während die Beschäftigung in den ersten acht Monaten 2018 um 2,6 Prozent höher als vor einem Jahr
und die Anzahl der Arbeitssuchenden um mehr als 9 Prozent bzw. 30.000 niedriger war, bewegt sich die saisonbereinigte
Arbeitslosenquote dagegen etwas nach oben und lag im August bei 7,8 Prozent. Zu Jahresbeginn waren durchschnittlich
noch mehr als 9.000 zusätzliche Arbeitsplätze pro Monate geschaffen worden. Allerdings verringerte sich
der Jobaufbau während des Sommers auf etwas über 5.000 pro Monat, was in Kombination mit weniger Schulungsmaßnahmen
seit Juni zu einem leichten Anstieg der Anzahl an Arbeitssuchenden führt. Die Zunahme des Arbeitskräftepotenzials
ist mit knapp über 4.000 Personen pro Monate weiterhin relativ konstant.
„Im Jahresdurchschnitt 2018 erwarten wir eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 7,7 Prozent und für
das kommende Jahr nur eine moderate Verbesserung auf 7,6 Prozent, zumal sich zunehmend strukturelle Probleme zeigen.
Die qualifikatorische Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage am heimischen Arbeitsmarkt dürfte in
den vergangenen Monaten abgenommen haben“, so Pudschedl. Neben der Arbeitslosigkeit steigt die Anzahl an gemeldeten
offenen Stellen weiter stark an. Die Vakanzquote, die Anzahl der offenen Stellen in Verhältnis zum Arbeitskräfteangebot,
hat mit 1,9 einen Rekordwert erreicht, der deutlich höher liegt als etwa in der Hochkonjunkturphase vor Ausbruch
der Finanzkrise.
Weiterhin höhere Preisdynamik als in Deutschland
Analog zur Entwicklung der Arbeitslosenquote zeigt nach einem Rückgang auch die Inflationsentwicklung in Österreich
seit dem Sommer wieder eine leichte Aufwärtsbewegung. In den ersten acht Monaten betrug die Teuerung in Österreich
durchschnittlich 2,0 Prozent bzw. 2,2 Prozent (HVPI). Damit liegt die Inflation weiterhin über dem Vergleichswert
von 1,7 Prozent im Nachbarland Deutschland, wenn auch der Abstand in den vergangenen Monaten abgenommen hat. Seit
Mitte 2009 ist die Preisdynamik in Österreich permanent höher als in Deutschland. Innerhalb dieser neun
Jahre sind die Preise in Österreich um insgesamt 19 Prozent gestiegen, in Deutschland dagegen nur um 13,5
Prozent. „Die höhere Inflationsentwicklung in Österreich seit 2009 hat zu einer realen Aufwertung im
Vergleich zu Deutschland von rund 5 Prozent geführt. Die österreichische Wirtschaft hat demnach an preislicher
Wettbewerbsfähigkeit verloren, was auch durch eine überdurchschnittlich starke und doppelt so hohe Anhebung
administrierter Preise als in Deutschland begründet wurde“, so Pudschedl. Die Inflationsdifferenz zwischen
Österreich und Deutschland wird vorerst weiter bestehen. Mit durchschnittlich 2,2 Prozent im Jahr 2018 und
2,0 Prozent im Jahr 2019 wird die Teuerung in Österreich nach Einschätzung der Ökonomen der UniCredit
Bank Austria um jeweils 2 bis 3 Zehntelprozent über dem deutschen Wert liegen.
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