Arzneimittel und Investitionen in digitale Gesundheit im Fokus – Hartinger-Klein: Patientennutzen
muss bei allen Entscheidungen im Mittelpunkt stehen
Brüssel/Wien (bmasgk) - „Wir haben uns gestern und heute intensiv mit zwei Themenbereichen beschäftigt,
die in den vergangenen Jahren im Hinblick auf unsere Gesundheitssysteme eine immer größere Bedeutung
erlangt haben: die Versorgungssicherheit mit Medikamenten und der Einsatz moderner elektronischer Kommunikationsmittel
in der Gesundheitsversorgung“, erklärte Bundesministerin Beate Hartinger-Klein gemeinsam mit EU-Kommissar
Vytenis Andriukaitis anlässlich der Informellen Tagung der Ministerinnen und Minister für Gesundheit
am 10. und 11. September 2018 in Wien.
Im Bereich der regulatorischen Anforderungen an Arzneimittel präsentierte die Bundesministerin eine breite
Palette an Themen zur Beratung.
Unter anderem ortete Hartinger-Klein Verbesserungspotenzial im strukturierten Informationsaustausch zwischen Zulassungsbehörden
für Arzneimittel und anderen Stakeholdern im Gesundheitssystem. Etwa bei Mechanismen, die es den Zahlern (zum
Beispiel in Österreich der Hauptverband der Sozialversicherungsträger) ermöglichen, sich möglichst
frühzeitig, auf die Entwicklung neuer Produktgruppen und Produkte einzustellen und entsprechende planerische
Vorkehrungen zu treffen.
Die Bundesministerin sowie ihre Kolleginnen und Kollegen unterstrichen weiters: „Ganz wesentlich ist die Frage
des Patientennutzens. Wie können wir sicherstellen, dass zum Beispiel sehr teure Medikamente, die zur Behandlung
von schwer kranken Patientinnen und Patienten tatsächlich den Patientennutzen haben, der unseren Erwartungen
entspricht? Wir brauchen dazu möglicherweise erweiterte, für die Zulassung dieser Medikamente maßgebliche
Kriterien, die verlässliche Informationen über neue Medikamente ermöglichen. Die Dauer und die Kosten
des Zulassungsprozesses sollen davon aber unbeeinflusst sein, sodass eine rasche Versorgung mit Innovationen gewährleistet
bleibt.“
Die Gesundheitsministerin sprach auch die Verfügbarkeit von Medikamenten in Europa an: „Die Erfahrungen der
jüngeren Vergangenheit zeigen, dass sogar in Europa bestimmte Arzneimittel in einzelnen Ländern nur zeitverzögert
oder manchmal auch überhaupt nicht auf den Markt gebracht werden. Wir werden uns daher Maßnahmen überlegen
müssen, wie die Arzneimittel-Versorgungsicherheit für alle Patientinnen und Patienten in der Europäischen
Union sichergestellt werden kann.“
Schließlich sollten nach Ansicht der Bundesministerin „Forschungs- und Entwicklungsausgaben für Arzneimittel
auch in jene Bereiche gelenkt werden, die aufgrund kleinerer Patientenzahlen weniger erforscht werden.“
Als Auftakt zu einer europaweiten Diskussion über Investitionen in digitale Gesundheit betonte Hartinger-Klein
die Bedeutung der Digitalisierung im Gesundheitswesen: “Zweifelsfrei ist die Bereitstellung und die Verwendung
von digitalen Gesundheitsdaten in der Diagnostik und Therapie im Krankheitsfall von großer Bedeutung."
Sie unterstrich weiters: “Jeder und jede einzelne Angehörige eines Gesundheitsberufs, egal ob in der Medizin
oder in der Pflege, wird durch die Verwendung von digitalen Gesundheitsdaten besser unterstützt: Wer mehr
über die zu behandelnden Patientinnen und Patienten weiß, kann eine bessere Diagnose, Therapie oder
Pflege beginnen.“
Auch sei die Bereitstellung und Verwendung digitaler Gesundheitsdaten wichtig für die Forschung und die Wissenschaft.
„Wir können positiv festhalten, dass wir als Mitgliedstaaten der Europäischen Union im Bereich von eHealth
– oder digital health – nicht am Anfang stehen“, betonten die Ministerinnen und Minister wie auch die Vertreterinnen
und Vertreter der Europäischen Institutionen.
Gleichwohl seien aber aufgrund technischer Barrieren große Teile der real existierenden digitalen Infrastruktur
im Gesundheitswesen nicht oder nur sehr eingeschränkt zum Datenaustausch außerhalb ihrer jeweiligen
Organisation geeignet. Demnach sei zu hinterfragen, mit welchen konkreten Schritten die unzweifelhaft nach wie
vor existierenden Barrieren überwunden werden können.
Als Ergebnis der Beratungen vereinbarten die EU-Mitgliedstaaten, im Rahmen des auf EU-Ebene bereits bestehenden
eHealth-Netzwerkes eng mit den Dienststellen der Europäischen Kommission zusammenzuarbeiten, um eine Leitlinie
für gezielte europaweite Förder- und Investitionsprogramme im eHealth-Bereich auszuarbeiten. Es geht
darum, die real existierende Infrastruktur bei Tausenden Gesundheitsdienstleisterinnen und -dienstleistern für
die Zukunft fit zu machen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der informellen Tagung kamen weiters überein, gemeinsame Anstrengungen
zu unternehmen, einen Katalog an Anforderungen, Standards und Formaten zum Aufbau einer europaweit interoperablen
digitalen Infrastruktur für Gesundheitsdiensteanbieterinnen und -anbieter zu erstellen.
Hartinger-Klein unterstrich zum Abschluss der Tagung: „Der Vorsitz wird den Rat "Beschäftigung, Sozialpolitik,
Gesundheit und Konsumentenschutz" im Dezember 2018 über die Ergebnisse der informellen Tagung informieren
und einige Schlüsselbotschaften präsentieren. Wir hoffen damit, die Diskussion auf europäischer
Ebene bereichern zu können und einer künftigen Europäischen Kommission bereits Anregungen zu geben,
welche Herausforderungen und Lösungsansätze von den Mitgliedstaaten identifiziert wurden.“
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