Mobilität gemeinsam gestalten – neue Wege in der Region Linz – Das neue Mobilitätsleitbild
für die Region Linz wurde im zuständigen Ausschuss und Unterausschuss von Land und Stadt vorgestellt
Linz (lk) - Erstmals ist es gelungen, ein gemeinsames Mobilitätsbild des Landes Oberösterreich
und der Stadt Linz für den oberösterreichischen Zentralraum zu erstellen. Ein wichtiger Teil der oberösterreichischen
Verkehrsbeziehungen findet innerhalb dieses Raumes statt, daher beziehen sich auch die wesentlichen Maßnahmen
des neuen Leitbilds auf ihn.
„Der Großraum Linz ist ein dynamisch wachsender Lebens- und Wirtschaftsraum, der sich als Ballungsraum kontinuierlich
weiterentwickelt. Die zahlreichen Arbeitsplätze ziehen täglich viele Pendlerinnen und Pendler aus den
Umlandgemeinden sowie dem gesamten Bundesland an. Um die Herausforderungen meistern zu können, ist eine vorausschauende
und vernetzte Verkehrsplanung unabdingbar“, so Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner.
„Linz hat sich in den vergangenen Jahren zu einer pulsierenden und lebendigen Stadt entwickelt. Für viele
Menschen ist die Stadt zum Lebensmittelpunkt geworden. Linz wächst und damit steigt auch nach wie vor die
Anzahl der Autos auf unseren Straßen. Aber auch aus den Umlandgemeinden und anderen Orten kommen viele Menschen
täglich nach Linz – zur Arbeit, zum Einkaufen, für den Kulturgenuss, als Touristen oder um Behördenwege
zu erledigen“, so Infrastrukturstadtrat Markus Hein
Mobilitätsleitbild Teil I
Wo stehen wir und was zeichnet sich ab?
Europäischer Verkehrsknoten und österreichische Nummer 1 in der Wirtschaftsleistung – Linz im Wandel
Linz hat österreichweit die höchste Wirtschaftsleistung pro Einwohner/in. Dabei nutzt es seine Lage als
transeuropäischer Verkehrsknoten optimal aus. Dabei wurde in den letzten Jahrzehnten ein Wandel vom Schwerindustrie-
zum Hightech-Standort vollzogen. Zwar sind nach wie vor 25% aller Beschäftigten in Industrie und Gewerbe tätig,
ein Imagewandel zum Kultur- und Dienstleistungszentrum ist aber dennoch offensichtlich. Damit einher geht auch
eine Aufwertung des öffentlichen Raumes.
Verkehrsbelastung als Schattenseite des Erfolgs
Eine Kehrseite dieses wirtschaftlichen Erfolgs ist der Stau. Aktuell hat Linz mehr Arbeitsplätze als Einwohner.
Das zügige Wachstum in der Region hat eine Zersiedelung der Wohnflächen bewirkt, die teils eine schlechte
oder gar keine Anbindung an den öffentlichen Verkehr haben. So sind nicht nur viele Arbeitspendler auf den
PKW angewiesen. Auch Einkaufs-, Freizeit- und Erledigungswege werden zu 70% mit selbigem beschritten.
Auch Oberösterreich ist den Vereinbarungen zum Klimaschutz verpflichtet
Die Zeiten, in denen Linz mit Smog, schlechter Luft und den damit zusammenhängenden gesundheitlichen Schäden
assoziiert wurde, sind zwar lange vorbei. Aufgrund der Stickstoffdioxid- und Feinstaubbelastung ist die Stadt in
Sachen Luftqualität aber dennoch auf den zweitletzten Platz zurückgefallen (österreichweit, im Europavergleich
rangiert Linz nach wie vor im Spitzenfeld).
Eine wachsende Bevölkerung bedeutet auch mehr Fahrzeuge
Der Motorisierungsgrad in Linz ist von 519 auf 497 PKW / 1000 WE zurückgegangen. Dies ist auf ein sich änderndes
Mobilitätsverhalten der Bewohner/innen zurückzuführen. Trotz dieses Trends nimmt die Anzahl der
PKW in Linz im Gesamten weiter zu – aufgrund des dynamischen Wachstums der Bevölkerung.
Mobilitätsleitbild Teil II
Was wollen wir gemeinsam erreichen?
Ziel des neuen Mobilitätsleitbilds ist zum einen, eine wahlfreie, flexible und saubere Mobilität zu ermöglichen.
Außerdem soll die Infrastruktur der Region Linz fit sein für den Wirtschaftsstandort.
Wahlfreie, flexible und sichere Mobilität
Unter wahlfreier und flexibler Mobilität ist die Möglichkeit der Verkehrsteilnehmer/innen zu verstehen,
sich zwischen mehreren Angeboten entscheiden zu können. Bereitzustellen ist ein attraktives ÖV-Angebot,
sowie eine gut ausgebaute Fußgänger- und Radinfrastruktur, um die Abhängigkeit vom PKW zu verringern.
Saubere Mobilität für Lebensqualität
Saubere Mobilität ist eine unabdingbare Voraussetzung hoher Lebensqualität. Das Land Oberösterreich,
die Stadt Linz sowie die Gemeinden der Stadtregion arbeiten partnerschaftlich daran, diese sicherzustellen. Dies
ist schon alleine deswegen erforderlich, weil weder die Siedlungsentwicklung noch die Mobilitätsteilnehmer
sich an Gemeindegrenzen halten.
Mobilitätsleitbild Teil III
Die Handlungsschwerpunkte – was tun?
Den öffentlichen Verkehr als Rückgrat der Mobilität ausbauen
Das anhaltende Bevölkerungs- und Arbeitsplatzwachstum bewirkt neben seinen Vorzügen auch eine Stauproblematik
im Straßennetz sowie höhere Luftschadstoffemissionen. Ziel ist daher, einen Ausbau der Wahlmöglichkeiten
für jene sicherzustellen, die derzeit auf das Auto angewiesen sind. Im Zuge des Ausbaues der Infrastruktur
sind neben einer zweiten Schienenachse, mit der durchgebundenen Mühlkreisbahn und der Stadtbahn nach Gallneukirchen/Pregarten
auch zwei bedeutende weitere S-Bahn-Linien in Planung. Außerdem sollen zusätzliche Nahverkehrsknoten
etabliert werden.
Lücken im Straßennetz schließen
Die größte verkehrstechnische Herausforderung für die Region Linz ist der zunehmende stadtgrenzenüberschreitende
KFZ-Verkehr. Dieser muss gebündelt werden, um die Kernstadt zu entlasten. Engpässe gilt es bestmöglich
zu beseitigen. So soll ein besserer Verkehrsfluss ermöglicht und Staus reduziert werden. Um Luftschadstoff-
und Treibhausgasemissionen weiter zu reduzieren, müssen auch mehr Flächen für den Fußgänger-
und Radverkehr gewonnen werden.
Aktive Mobilität für eine gesunde Bevölkerung fördern
Gesunde Mobilität umfasst vor allem nicht-motorisierte Mobilitätsformen, etwa das Gehen, Radfahren oder
Rollerfahren. Ein vermehrter Umstieg auf diese Mittel der Fortbewegung wirkt nicht nur Kapazitätsengpässen
entgegen, sondern ist auch dem Klimaschutz und der individuellen Gesundheit dienlich. Zudem steigt die Lebensqualität
durch einen sparsameren Umgang mit den wertvollen Flächen des öffentlichen Raumes.
Bessere Information der Mobilitätsteilnehmer über ihre Wahlmöglichkeiten
Sowohl im Straßennetz wie auch im öffentlichen Verkehr werden die Kapazitätsgrenzen regelmäßig
erreicht. Den Stoßzeiten stehen solche mit reichlich ungenutzten Kapazitäten gegenüber. Diesem
Missverhältnis soll unter anderem durch die Bereitstellung umfassender Verkehrsinformation beigekommen werden.
Verkehrsmittel besser kombinieren
Die wachsende Flexibilität im Mobilitätsverhalten bietet eine große Chance für die Bewältigung
der künftigen Mobilität. Das Land Oberösterreich und die Stadt Linz wollen die bessere Kombination
von Verkehrsmitteln unterstützen. Beispielsweise das private Car Sharing oder das öffentliche Leihradsystem.
Diese sollen aktiv durch eine weitreichende Mobilitätsberatung beworben werden.
Siedlungsentwicklung und ÖV-Erschließung abstimmen
Wie bereits mehrfach erwähnt, wird die Bevölkerung von Linz und dessen Umland in den kommenden Jahren
weiterwachsen. Eine wichtige Frage für die tägliche Entscheidung, auf welches Fortbewegungsmittel ein
Verkehrsteilnehmer zurückgreift, ist die Anbindung seines Wohngebietes an den öffentlichen Verkehr. Diese
Anbindung soll je nach Siedlungsdichte und Nutzungsstruktur auf die Gegebenheiten des jeweiligen Gebietes abgestimmt
werden.
Die Region Linz als Verkehrsknoten ertüchtigen
Die Attraktivität der Region Linz als Wirtschaftsstandort liegt zum Teil durchaus in ihrer Funktion als Verkehrsknoten
im europäischen Netz begründet. Während der Westen und Osten bereits bestens ausgebaut sind, besteht
in den Verbindungen nach Norden und Süden noch Verbesserungsbedarf – allem voran auf der Schiene.
Evaluierung und Monitoring
Die angestrebten Zielsetzungen des Mobilitätsleitbildes sollen in regelmäßigen Abständen einer
Evaluierung unterzogen werden. Als Zeitraum für selbige sind fünf bzw. zehn Jahre angesetzt. Wenn es
sich als zweckmäßig erweist, werden gegebenenfalls Adaptierungsvorschläge in das Konzept eingearbeitet.
Nachdem das Mobilitätsleitbild im zuständigen Ausschuss bzw. Unterausschuss von Land und Stadt präsentiert
wurden, folgen in den nächsten Wochen die Beschlüsse des Linzer Gemeinderates und der Oberösterreichischen
Landesregierung.
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