Faire Vergütung für Bildschaffende im Internet – Europäische Bild-Urheberrechtsgesellschaften
formulieren Positionen zu digitaler Bildnutzung
Wien (OTS) - Die Konferenz der europäischen Bild-Urheberrechtsgesellschaften, die am 18. September
auf Einladung der österreichischen Verwertungsgesellschaft Bildrecht und der Vereinigung European Visual Artists
(EVA) in Wien stattfand, stand unter einem guten Stern: Kurz davor hatte das Europäische Parlament eine richtungsweisende
Entscheidung getroffen, mit der die großen Internetplattformen in die Pflicht genommen werden, Kreative,
Urheber und Rechteinhaber angemessen zu vergüten.
Rechteinhaber/innen für ihre Leistungen an der Wertschöpfung beteiligen
Bildrecht-Geschäftsführer Günter Schönberger verdeutlicht das Problem des sogenannten Value
Gap: "Die großen Internetplattformen wie Google & Co. machen schon lange ein exzellentes Geschäft
mit dem Content der kreativen Köpfe. Jetzt muss von deren Wertschöpfung ein fairer Anteil bei den Urheberinnen
und Urhebern ankommen. Die jüngste Abstimmung im Europäischen Parlament ist ein Meilenstein auf dem Weg
zu einem zeitgemäßen Urheberrecht"
Luzia Strohmayer-Nacif, Leiterin von APA-PictureDesk, Österreichs größter Bildagentur, bestätigt:
"Der Wettbewerb mit Tech-Plattformen wie Google, Facebook und Instagram führt zu einer zunehmenden Marktkonzentration
bei professionellen Bildagenturen.“ Die großen Gewinne machen die Internetgiganten, die dank des unentgeltlichen
Contents von Bildschaffenden, Verlagen und Nachrichtenagenturen massive Werbeeinnahmen lukrieren.
Europaweite, praktikable Lösungen angestrebt
Was die EU vorerst als Richtlinie beschlossen hat, harrt nun der weiteren Ausformulierung in den Trilog-Verhandlungen
und der Umsetzung in den Beitrittsländern. „Es geht den Urheberrechtsgesellschaften darum, gemeinsam zu europaweiten,
praktikablen Lösungen zu kommen, die für UrheberInnen und UserInnen gleichermaßen sinnvoll sind“,
so Schönberger.
"Wir wollen keine Uploadfilter, wir wollen eine faire Vergütung, die im Gesetz festgeschrieben ist",
unterstreicht auch Anke Schierholz, Justitiarin der deutschen VG Bild-Kunst, die Position der europäischen
Bild-Urheberrechtsgesellschaften.
Bewusstsein für Qualität und Wert kreativen Schaffens
Den Kunstschaffenden und deren Stakeholdern - wie Foto- und Design-Agenturen - ging es bei der Konferenz um
substanzielle Aspekte: „Durch die ökonomische Einseitigkeit im Internet-Markt bleibt neben dem Wert unserer
kreativen Leistungen auch die Qualität der Inhalte, ja sogar ganzer Berufszweige auf der Strecke“, sind sich
der international vielfach ausgezeichnete Fotograf Lois Lammerhuber und Gerhard Hinterleitner, Chef der heimischen
Bildagentur ASAblanca, einig.
Nicht nur die Verantwortung der Internet-Konzerne sei gefordert, auch ein geschärftes Bewusstsein der Internet-User
sei nötig, betonte der austro-französische Künstler Alexander Arotin: "Wer auf ein Bild klickt,
sollte eine Ahnung haben, welchen Wert dieses darstellt, wieviel an künstlerischer Recherche und Ausbildung,
wieviel an kreativem und finanziellem Aufwand in der Bildschöpfung steckt"
Einhellig für die faire Vergütung der Bild-UrheberInnen sprachen sich auch die Vertreter von Museen und
Nationalbibliothek aus, die sich von der neuen Urheberrechtsrichtlinie jene Rechtssicherheit erwarten, die es für
die umfangreiche Digitalisierung ihrer Sammlungsbestände braucht.
Europaweit 1,2 Millionen Beschäftigte im Bereich bildende Kunst
„In der gesamten Kreativbranche leisten die Bildschaffenden den deutlichsten volkswirtschaftlichen Beitrag zu Wachstum
und Beschäftigung,“ betont Bildrecht-Geschäftsführer Schönberger. „Mit europaweit 1,2 Millionen
direkt und indirekt Beschäftigten liegt die bildende Kunst an der Spitze aller Kunstsparten.“ Die Bildproduktion
ist somit der viralste Kultursektor, dessen Inhalte im Internet entsprechend umfangreich genutzt werden.
Kollektiv-Lizensierungen bewähren sich
Vincent van den Eijnde, Präsident des Dachverbands der europäischen Bildgesellschaften (EVA) meinte
zusammenfassend: "Wir brauchen klare, gesetzliche Rahmenbedingungen, die die Massennutzung von Bildern im
Internet definieren" Der Schlüssel liege bei erweiterten Kollektiv-Lizensierungen durch die zuständigen
Verwertungsgesellschaften, wie sie bereits in den skandinavischen Ländern und teilweise auch in Österreich
erfolgreich praktiziert werden.
Kunst und Kreativität stärken Demokratie
Gastgeber Günter Schönberger wies angesichts der Fragen zu angemessenen Vergütungen schließlich
auf einen wesentlichen Aspekt urheberrechtlich geschützter Werke hin, den man schwer monetarisieren, aber
leicht erfahren kann: "Kunst und Kreativität inspirieren uns persönlich, sie sind zentraler Teil
unserer Identität und schärfen unsere Sicht auf die Welt. Sie stärken damit demokratisches Bewusstsein,
das heute notwendiger ist denn je.“ "Die klare Position von Kulturminister Gernot Blümel, der die großen
Tech-Publisher in Sachen Urheberschutz in die Pflicht nehmen und kreative europäische Inhalte im Web stärken
will, sei im Interesse der Kunstschaffenden. Mit Blick auf die nun folgenden Trilog-Verhandlungen während
der österreichischen Ratspräsidentschaft sei das doppelt wichtig und ermutigend.
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