Siegerstädte unter anderem Bad Radkersburg, Bregenz, Gloggnitz, Grödig, Klagenfurt,
Lienz Salzburg, Wien, Zell am See
Wien (rk) - Das Motto des diesjährigen VCÖ-Mobilitätspreises lautete "Gesellschaft.Wandel.Mobilität"
– denn der Wunsch und Anspruch auf maximale Mobilität beschäftigt VerkehrsplanerInnen genauso so wie
PolitikerInnen. Das Verkehrssystem steht vor großen Veränderungen, deren Folgen noch kaum absehbar sind:
Digitalisierung, Automatisierung, Sharing und E-Mobilität sind einige Stichworte. Es ist zu erwarten, dass
v.a. durch steigende Grundpreise auch die Zersiedelung weiter zunehmen wird und somit die PendlerInnenzahlen.
Gerade im städtischen Bereich werden die negativen Auswirkungen von mehr Mobilität mehr und mehr spürbar.
So ist es vor allem der begrenzte Raum im dicht bebauten Stadtgebiet, der dem Zeitalter des motorisierten Individualverkehrs
Grenzen aufzeigt – begleitet von den Anforderungen, die EU-Grenzwerte im Bereich der Luftqualität auch tatsächlich
einzuhalten und entsprechende Maßnahmen zu setzen.
In Bezug auf Energie- und Platzbedarf, steigenden Treibhausgas-Emissionen und gesundheitliche und soziale Aspekte
ist der Verkehr ein Sorgenkind. Um Mobilität in eine klimaverträgliche, sozial gerechte und ökonomisch
effiziente Richtung voranzutreiben, braucht es vorbildliche Projekte, wissenschaftliche Erkenntnisse sowie innovative
Konzepte und Ideen.
Der Österreichische Städtebund leistet hier gerade im Bereich des Stadtgrenzen überschreitenden
Öffentlichen Verkehrs gemeinsam mit Bund und Ländern Pionierarbeit: in drei Studien wurde erforscht,
welche Maßnahmen es braucht, um die Schnittstelle an der Stadtgrenze für die Öffi-KundInnen möglichst
reibungslos zu gestalten, welcher unmittelbare Finanzierungsbedarf im Bereich der stadtregionalen Öffi-Infrastrukturen
besteht und mit welchen Mehrbedarf die öffentliche Hand rechnen muss, wenn der Verkehrsbereich bis 2050 tatsächlich
CO2-frei abgewickelt werden soll. Hier zeichnen sich im ÖPNV durch Antriebsumstellungen und vor allem Angebotsausweitungen
im ÖV ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf von etwa 16 Mrd. EUR bis 2050 ab. Dies entspricht einem durchschnittlichen
jährlichen Betrag von ca. 530 Mio. EUR, was die Städte und die Gemeinden in den Stadtregionen vor erhebliche
finanzielle und organisatorische Herausforderungen stellt.
Insgesamt 321 Projekte wurden bei den VCÖ-Preisen 2018 eingereicht und anschließend von einer Fachjury
bewertet.
Unter den Siegerprojekten finden sich zahlreiche innovative Projekte, die direkt von Städten und Gemeinden
initiiert oder unterstützt werden. Darunter die folgenden:
Der „Sonnengarten Limberg“ der Stadtgemeinde Zell am See ist ein Wohnbauprojekt, bei dem Bauträger und Gemeinde
gemeinsam an einem Mobilitätskonzept für die Siedlung arbeiten. Die Siedlung für 460 BewohnerInnen
enthält eine vollständige Infrastruktur, die die kurzen Wege fördert. Es gibt Fahrradabstellanlagen,
ein kostenloses Fahrrad-Reparaturservice, Car-Sharing und E-Bikeangebote, die Siedlung ist an das Radwegenetz Zell
am See angeschlossen.
„Nextbike Klagenfurt“: Über eine App können Fahrräder ganzjährig ausgeliehen werden und an
32 Stationen wieder abgestellt werden. Mittlerweile wurde das Projekt auch auf die Umlandgemeinden ausgedehnt.
Stadt Salzburg: Schulstraßen und „Radverkehrsstrategie 2015+“: Die Stadt Salzburg wurde gleich mit zwei Projekten
ausgezeichnet: Einerseits reagiert sie auf das Phänomen der „Elterntaxis“ vor Volksschulen, indem sie sechs
Volksschulen in der Stadt zu verkehrsfreien „Schulstraßen“ erklärt und sperrt. Andererseits mit der
„Radfahrstrategie 2025“, die im Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde. Demnach soll der Radverkehr von 20 auf
24 Prozent gehoben werden und stellt dafür eine Verdoppelung des Budgets für Radprojekte zur Verfügung.
Auch die Stadt Bregenz setzt auf den sicheren Schulweg und ruft das Projekt „Selbständig zur Schule“ aus.
An vier Volksschulen wurde an konkreten Beispielenm der Schulweg der Kinder analysiert und gemeinsam überlegt,
wie Kinder selbständig ohne „Elterntaxis“ den Schulweg bewerkstelligen können. Auch hier war eine teilweise
Straßensperre eine von mehreren Maßnahmen.
Die Stadt Lienz ist als regionales Zentrum Osttirols auch im Verkehrsbereich besonders gefordert. Täglich
pendeln hier Menschen zur Arbeit und zur Schule ein. Jetzt wird der Bahnhof als Mobilitätszentrum umgestaltet
und berücksichtigt dabei auch die überregiuonale erreichbarkeit durch E-Carsharing, Fahrräderverleih,
Trasportfahrräder etc.
Die Stadt Wien wird heuer durch zwei hervorragende Projekte überregional ausgezeichnet: einerseits „Greening
Aspang“: Die Aspangstraße im 3. Wiener Gemeindebezirk wird zum Pilotprojekt, wie durch einfache und kostengünstige
Begrünung eine Senkung der Hitze erreicht werden kann. Das zweite Projekt bezieht sich auf die Gestaltung
der Seestadt Aspern, wo FußgängerInnen, RadfahrerInnen und der Öffentliche Verkehr Vorrang hat.
„Der Österreichische Städtebund gratuliert allen Siegerprojekten sehr herzlich“, so Generalsekretär
Thomas Weninger anlässlich der Preisverleihung. „Städte spüren die Auswirkungen steigender Mobilitätsnachfrage
besonders stark. Einer der wichtigsten Ziele muss sein, dass alle sozialen Gruppen von mobilen Angeboten profitieren.
Daher braucht es einen starken öffentlichen Verkehr für die gesamte Stadtregion. Einmal mehr zeigt sich,
dass Städte die Laboratorien der Zukunft sind“, sagte Weninger.
Der VCÖ-Preis holt innovative Einzelprojekte vor den Vorhang und zeigt jedes Jahr, welche Innovationskraft
in den Städten und Stadtregionen steckt, um den öffentlichen Verkehr attraktiver und besser zu machen
und damit den Klimazielen näherzukommen. Der VCÖ-Mobilitätspreis erfüllt damit eine sehr wichtige
verkehrspolitische Aufgabe“, schloss Weninger
Der VCÖ-Mobilitätspreis
Der VCÖ-Mobilitätspreis ist Österreichs größter Wettbewerb für nachhaltige Mobilität
und wird in Kooperation mit dem bmvit, dem bmlfuw und den ÖBB durchgeführt. Der 26. VCÖ-Mobilitätspreis
stand unter dem Motto „Mobil in Stadt und Land“. Der Klimavertrag von Paris bedeutet sowohl für Städte
als auch für die Regionen, dass der Verkehr spätestens im Jahr 2050 vom Erdöl unabhängig sein
muss. Zudem werden die Städte und deren Umland in den kommenden Jahren stark an Bevölkerung wachsen.
Eine klimafreundliche, gesunde, kostengünstige und platzsparende Mobilität ist möglich – sowohl
in den Städten als auch in den Regionen. Das zeigen die beim VCÖ-Mobilitätspreis eingereichten Projekte.
|