Bronchiale Rheoplastie wird weltweit erstmals in Wien angewandt – Studie zeigt vielversprechende
Ergebnisse der Therapie
Paris/Wien (lbg) - Husten und Auswurf sind die Hauptsymptome einer chronischen Bronchitis, wobei das Ausmaß
der Beschwerden sehr unterschiedlich sein kann. Häufigste Krankheitsursache ist das Rauchen. Neben Rauchen
und Passivrauchen tragen auch andere Schadstoffe in der Luft wie Industrieabgase oder Mineralstäube zur Entstehung
einer chronischen Bronchitis bei. Die Beschwerden bei einer chronischen Bronchitis entwickeln sich über Monate
oder Jahre. Üblicherweise husten die Betroffenen einen zähen weißlichen oder verfärbten Schleim
ab („Raucherhusten“). Atemnot bei körperlicher Belastung ist ein möglicher Hinweis darauf, dass die chronische
Bronchitis in eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) übergegangen ist. In der kalten Jahreszeit
können sich die Beschwerden durch zusätzliche akute Atemwegsinfektionen deutlich verstärken.
Studie am Ludwig Boltzmann Institut für COPD und Pneumologische Epidemiologie am Otto-Wagner-Spital
in Wien
„Die primäre Behandlung der chronischen Bronchitis ist der Rauchstopp“, sagt Doz. Dr. Arschang Valipour, Oberarzt
an der 1. Internen Lungenabteilung des Otto-Wagner-Spitals in Wien und Forschungsgruppenleiter am Ludwig Boltzmann
Institut für COPD und Pneumologische Epidemiologie. „Sollte bereits eine COPD diagnostiziert sein, so gilt
die Inhalationstherapie als Basis der medikamentösen Behandlung“, so Valipour. „Bei vielen Patientinnen und
Patienten stößt die Inhalationstherapie jedoch an ihre Grenzen, Husten und Atemnot bessern sich kaum.
Diesen PatientInnen kann die bronchiale Rheoplastie helfen, die wir gerade in einer Studie testen. Wir wenden diese
Therapie weltweit zum ersten Mal zur Behandlung von chronischer Bronchitis an.“
Bronchiale Rheoplastie kommt in Wien weltweit das erste Mal zum Einsatz – Präsentation der Studienergebnisse
am Europäischen Lungenkongress in Paris
Gemeinsam mit klinischen Forschungseinrichtungen in den USA und Australien untersucht Valipour am Ludwig Boltzmann
Institut für COPD und Pneumologische Epidemiologie am Otto-Wagner-Spital in Wien die Auswirkungen der bronchialen
Rheoplastie, einer endoskopischen Therapie der chronischen Bronchitis. „Dabei handelt es sich um ein Verfahren,
das während einer Lungenspiegelung (Bronchoskopie) in Allgemeinnarkose durchgeführt wird und bei dem
die krankhafte Schleimhaut der Atemwege verödet wird. Elektrische Impulse werden über einen Katheter
an die Bronchialschleimhaut abgegeben, die krankhafte Schleimhaut stirbt ab und gesunde Schleimhaut wächst
nach“, erklärt Valipour den Eingriff. Nach der Rheoplastie führt der körpereigene Reparaturmechanismus
zu einer Heilung der vormals mit schleimproduzierenden Zellen übersäten Schleimhaut und somit zu einer
Abnahme der Beschwerden.
Im Rahmen einer internationalen Studie untersuchten die Studien-ÄrztInnen unter der Leitung von Valipour die
Sicherheit und Wirksamkeit der bronchialen Rheoplastie bei PatientInnen mit chronischer Bronchitis. Bei der Studie
wurden bislang dreißig erwachsene PatientInnen mit chronischer Bronchitis der neuen Therapie unterzogen.
„Patientinnen und Patienten, die mit der bronchialen Rheoplastie behandelt wurden, zeigten nach sechs Monaten eine
deutliche Verbesserung ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität“, berichtet Valipour. Der Lungenfacharzt
aus Wien verweist dabei nicht nur auf subjektive sondern auch auf objektivierbare Verbesserungen der krankheitsspezifischen
Marker im Anschluss an die Behandlung. So zeigte sich eine durchschnittliche Verbesserung des Volumens der Atemwege
um 25 Prozent.
„Die bronchiale Rheoplastie erwies sich in unserer Studie nicht nur als sicheres sondern auch als wirksames Verfahren.
Wenn zukünftige Studienergebnisse unsere frühen Erfahrungen bestätigen, wird die bronchiale Rheoplastie
eine wesentliche Bereicherung unserer Behandlungsmöglichkeiten für die chronische Bronchitis darstellen“,
resümiert Valipour. Die Ergebnisse der Studie wurden unter dem Titel „First-in-Human Results of Bronchial
Rheoplasty: An Endobronchial Treatment For Chronic Bronchitis (CB)“ erstmals beim Europäischen Lungenkongress,
der im September in Paris stattfand, vorgestellt.
Ludwig Boltzmann Gesellschaft
Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG)
ist eine Forschungseinrichtung mit thematischen Schwerpunkten in der Medizin und den Life Sciences sowie den
Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften und stößt gezielt neue Forschungsthemen in Österreich
an. Die LBG betreibt zusammen mit akademischen und anwendenden Partnern aktuell 19 Ludwig Boltzmann Institute und
entwickelt und erprobt neue Formen der Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und nicht-wissenschaftlichen AkteurInnen
wie Unternehmen, dem öffentlichen Sektor und der Zivilgesellschaft. Gesellschaftlich relevante Herausforderungen,
zu deren Bewältigung Forschung einen Beitrag leisten kann, sollen frühzeitig erkannt und aufgegriffen
werden. Teil der LBG sind das LBG Open Innovation in Science Center, das das Potenzial von Open Innovation für
die Wissenschaft erschließt, das LBG Career Center, das 200 PhD-StudentInnen und Postdocs in der LBG betreut,
und zwei neue Forschungsgruppen zum Thema psychische Gesundheit von Kindern. In der Ludwig Boltzmann Gesellschaft
sind insgesamt 550 MitarbeiterInnen beschäftigt.
Wiener Krankenanstaltenverbund
Mit zehn Spitälern, zwei Geriatriezentren (und dem Sozialtherapeutischen Zentrum Ybbs) sowie acht Pflegewohnhäusern
zählt der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) zu den größten Gesundheitseinrichtungen in
Europa. Rund 30.000 MitarbeiterInnen aus
70 Nationen, die dutzende Sprachen sprechen, kümmern sich 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr, um das Wohl der
ihnen anvertrauten Menschen.
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