LH Kaiser und LR Fellner bei Podiumsdiskussion über die Herausforderungen in einem Europa
der Regionen
Weissensee/Klagenfurt (lpd) - Über die Herausforderungen für Politik und Wirtschaft in einem Europa
der Regionen wurde am 28. September im Techendorfer Weissensee-Haus debattiert. An der Podiumsdiskussion nahmen
neben Landeshauptmann Peter Kaiser und Landesrat Daniel Fellner auch Weissensees Bürgermeister Gerhard Koch,
Erhard Juritsch vom KWF, Siegfried Huber, Vorstandsdirektor der Kärntner Sparkasse AG, Sozialgeografin Heike
Egner sowie Gertraud Berka-Schmid von der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst teil. Die
Diskussion fand im Rahmen der dreitägigen Veranstaltungsreihe „Landschaft des Wissens“ statt, die seit 2013
jährlich vom Universitätsclub Kärnten, gemeinsam mit der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
und weiteren Kooperationspartnern, am Weissensee veranstaltet wird. In diesem Jahr stand die Reihe unter dem Motto
„Wage zu denken! Europa der Regionen? Herausforderungen für Politik und Wirtschaft!“.
Landeshauptmann Peter Kaiser sprach sich dezidiert für ein starkes Europa der Regionen aus. „Wir brauchen
mehr denn je ein gemeinsames Europa!“, appellierte Kaiser. Denn obwohl die europäische Ebene stetig an Bedeutung
gewinne, sei das größte politische Engagement der Menschen im kommunalen Bereich zu spüren. Hier
seien die unmittelbaren Auswirkungen der EU täglich bemerk- und erlebbar, so etwa durch die Umsetzung von
grenzüberschreitenden Projekten durch die EU-Regionalpolitik. Kaiser erklärte, mit einer Forcierung der
interregionalen Zusammenarbeit könne man auch als relativ kleine Region sehr viel erreichen. Im Ausschuss
der Regionen, der EUREGIO, der Alpen-Adria-Allianz und mit weiteren außenpolitischen Kontakten zu anderen
Regionen sei Kärnten sehr aktiv in der interregionalen und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Kaiser
hielt es in diesem Zusammenhang mit dem Autor Robert Menasse: Der Nationalismus habe Europa zweimal in Schutt und
Asche gelegt, die Zukunft gehöre dem Regionalismus. Im Verlauf der Diskussion skizzierte Kaiser die Strategische
Landesentwicklung Kärntens, die besonders für die Regionen des Bundeslands hohe Bedeutung habe. Denn
hier würden regionale Bedürfnisse aufgenommen und in eine Gesamtstrategie für die Entwicklung Kärntens
eingebettet. Die Strategische Landesentwicklung müsse einerseits sehr flexibel sein, andererseits aber vor
allem drei strategische Konstanten immer im Blick haben: Bildung, Infrastrukturen sowie Kunst und Kultur seien
zentrale Eckpfeiler der Landesentwicklung, so Kaiser.
Landesrat Daniel Fellner betonte als zuständiger Gemeinde- und Raumordnungsreferent, dass es gerade auf kommunaler
und regionaler Ebene Politikerinnen und Politiker mit Weitsicht benötige. Nur wenn zukünftige Entwicklungen
vorhergesehen werden können, sei es auch möglich, langfristige und nachhaltige Entscheidungen zum Wohl
einer Region zu treffen. Es brauche daher politisch Verantwortliche, die sich vor allem Gedanken um die Entwicklungen
der Zukunft machen, so der Landesrat. Fellner skizzierte ebenso die Möglichkeiten in der interkommunalen Zusammenarbeit.
„Wir haben uns politisch dazu entschieden, das Budget für Fördermöglichkeiten in der interkommunalen
Zusammenarbeit massiv zu steigern, denn gemeindeübergreifende Kooperationen werden immer wichtiger – sei es
im Hochwasserschutz, in der Kultur, der Wirtschaft oder in anderen Bereichen“, so Fellner.
Weissensees Bürgermeister Gerhard Koch sprach sich vor allem im Bereich des Tourismus dafür aus, Regionen
zu bilden und diese gemeinsam zu vermarkten. Nur so sei es möglich, erfolgreich zu sein. Hier sei auch die
Unterstützung des Landes notwendig und dankenswerterweise sehr gut vorhanden, so Koch.
Erhard Juritsch definierte den KWF als Schnittstelle zwischen Politik und Unternehmen. Seit 25 Jahren sei der Kärntner
Wirtschaftsförderungs Fonds darum bemüht, heimische Unternehmen mit Förderungen zu unterstützen,
besonders auch in den Kärntner Regionen. Kooperation sei eine Haltung, es brauche für Zusammenarbeit
aber auch immer Spielregeln, denn nur so seien Kooperationen langfristig und nachhaltig.
Sozialgeografin Heike Egner stellte die Frage, welche Vorstellung man vom Begriff „Region“ habe. Denn der Regionsbegriff
werde vor allem dann wichtig, wenn Entwicklungsunterschiede bestünden. Es brauche immer eine Anstrengung,
Regionen zu definieren und zu kreieren. Gerade für die Regionalentwicklung brauche es Kooperationen, es müsse
aber vorab geklärt werden, wer zu einer bestimmten Region gehöre und wer nicht.
Gertraud Berka-Schmid sprach sich dafür aus, Regionen müssten zuerst Ziele zu definieren. Daraufhin gelte
es, Strategien zu entwickeln um diese Ziele zu erreichen. Wirtschaftlichkeit umfasse heutzutage zwar immer die
Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit, aber man dürfe auch die Sinnfrage nicht vergessen. Kreativität
in Organisationen und Regionen könne nur dann entstehen, wenn eine gewisse Flexibilität vorhanden sei,
erklärte Berka-Schmid.
Für Sparkasse-Vorstandsdirektor Siegfried Huber ist die Unterstützung von regionalen Entwicklungen alltägliches
Geschäft. Nachdem die Sparkasse zu 75 Prozent über einen gemeinnützigen Eigentümer verfüge
und Gewinne zum Teil sozialisiert werden, sei für sein Unternehmen ein Beitrag zur Regionalentwicklung selbstverständlich,
so Huber. Es brauche Tatkraft um die Attraktivität einer Region zu steigern. Diese Tatkraft würde seitens
der Sparkasse auch regelmäßig unterstützt, sei es im Sport, der Kultur oder im Bildungsbereich.
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