Schönborn zu kirchlicher Erneuerung:
 Offen sein für die Not der Menschen

 

erstellt am
01. 10. 18
13:00 MEZ

Kardinal Schönborn beim Abschluss der 5. Wiener Diözesanversammlung: Gemeinden, die aus einer echten Liebe zu Christus leben und sich mit anderen Gemeinden verbinden, sind stark und lebendig.
Wien (pew) - Am letzten Tag der 5. Wiener Diözesanversammlung rief Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn am 29. September die 1700 Delegierten dazu auf, die Erneuerung der Kirche in ihren Gemeinden fortzuführen. Schönborn: „Dass die kleinen Gemeinden leben können, ist das Kernanliegen des Entwicklungsprozesses unserer Diözese.“ Die Zusammenlegung zu größeren Pfarreinheiten diene auch der Entlastung der Kleinen. Es sei ein Weg einer „Gemeinschaft von Gemeinschaften“, denn „Wenn unsere Gemeinden keine kommunizierenden Gefäße sind, werden sie sterben. Und wir wollen nicht, dass sie sterben“, so der Kardinal.

Starke und offene Gemeinden
Schönborn betonte, dass die Zukunft der Gemeinden aber vor allem von ihrer spirituellen Tiefe abhänge. Damit griff er das Thema "Jüngerschaft" der Diözesanversammlung auf, bei der sich 1700 Vertreter der Pfarren, Orden, Gemeinschaften und Dienststellen der Erzdiözese Wien von Donnerstag bis Samstag im Wiener Stephansdom versammelten. „Das A und O ist die Jüngerschaft der ganzen Gemeinde: Wo die Liebe zu Christus spürbar ist, da sind Gemeinden stark und lebendig“. Wenn Christen aus dem Wissen heraus leben, „dass Gott ein Vater ist, Güte, Barmherzigkeit - das strahlt aus, das macht Gemeinden anziehend“.

Damit richtete Kardinal Schönborn auch eine Absage an die Selbstgenügsamkeit: „Die erste Frage ist: Wollen wir, dass andere dazukommen? Dass sie wenigstens näherkommen? Oder dass wir ihnen näherkommen?“ Oft seien nicht die anderen die „Fernstehenden“, sondern „wir selber, weil wir selbstgenügsam sind.“ Er bat auch darum, „als persönliche Bitte“, die Kirchen untertags offenzuhalten: „Christus ist da – aber die Tür ist zu? Das geht nicht!“

Dank für Flüchtlingsarbeit
Tiefe Spiritualität müsse dabei Hand in Hand gehen mit dem Dienst an den Armen: „Geistliche Erneuerung und Caritas gehören zusammen, sie sind untrennbar.“ Schönborn: „Ich wünsche mir, dass wir aus der inneren Kraft der Beziehung zu Jesus und dem Vertrauen auf den Vater ganz offen sind für die Not der Menschen, die eigene und die der anderen.“ Es brauche „Wachsamkeit und Aufmerksamkeit für die Wunden der Menschen: compassion, Mitgefühl.“

In diesem Zusammenhang richtete der Kardinal einen ausdrücklichen Dank an alle, die sich für Flüchtlinge und in der Integration engagieren. Der Kardinal sprach auch die laufende Diskussion über Missbrauch an und dankte allen engagierten Katholiken für ihre Geduld mit der Kirche trotz allem Schlechten, das zutage trete: „Wir dürfen nicht wegschauen“.

Priester sollen Freude an Teamwork haben
Auch an die Priester richtete Kardinal Schönborn einen besonderen Dank, den er mit der Bitte verband: „Habt Freude am Teamwork!“ Man könne eine Gemeinde nur leiten mit Grundvertrauen in die Mitarbeiter und in ihre Begabungen: „Habt keine Angst vor dem Teilen der Leitungsvollmacht, es ist ein Gewinn.“ Beim Dank an die Diakone gab es Extraapplaus, als Kardinal Schönborn anmerkte, dass die Frage „grundsätzlich offen“ sei, ob es auch einmal weibliche Diakone geben könne.

Der Entwicklungsprozess der Erzdiözese Wien „Apg 2.1“ mit den drei Orientierungspunkten Mission, Jüngerschaft und Strukturwandel wurde seit 2009 von bisher fünf Diözesanversammlungen begleitet. Sie dienen dem gemeinsamen Austausch über die Erneuerung der Kirche und die dabei verfolgten Ziele und getroffenen Maßnahmen.

Neue Ökumene
Neben Diskussionsphasen, Workshops mit Best-Practice-Beispielen, Gebetszeiten und Gottesdiensten stand diesmal auch ein Vortrag des englischen evangelikalen Pastors Pete Greig, Mitbegründer der konfessionsübergreifenden weltweiten Gebetsinitiative 24/7 auf dem Programm. Schonborn sprach davon, dass dies für ihn „ein ganz starkes Zeichen“ gewesen sei für das, was sich in der Ökumene derzeit tue: Gott bringe die Christen näher zusammen. „Wir können voneinander lernen, ohne unsere Identität aufzugeben. Da ist etwas Großes in Bewegung, und wir dürfen Zeugen davon sein.“

 

 

 

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