Das heimische Pensionssystem wird Europa-tauglich – Internationale Ansätze als Beitrag
zum Ausbau der betrieblichen und privaten Altersvorsorge als Ergänzung der staatlichen Pension
Wien (pwk) - Am 28. September findet in Wien die fünfte Enquete zum heimischen Pensionssystem statt.
Im Mittelpunkt der jährlichen Veranstaltung aller Anbieter der betrieblichen und privaten Pensionsvorsorge
steht das österreichische Pensionssystem – dieses Jahr aus dem europäischen Blickwinkel. Ewa Björling,
ehemalige schwedische Ministerin, wird auf die Erfahrungen Schwedens in der Umsetzung des schwedischen Pensionsmodells
eingehen. Franz Schellhorn, Direktor der Agenda Austria, wird schildern, was Österreich von Schweden lernen
kann. Mit Rainer Münz, Mitglied des European Political Strategy Center, wird danach einer der führenden
Berater von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker eine Keynote halten. Daran anschließend diskutieren
Martin Kocher (IHS), Barbara Kolm (F. A. v. Hayek Institut) und Johannes Turner (OeNB) mit den Abgeordneten SPÖ-Budgetsprecher
Kai Jan Krainer und NEOS Sozialsprecher Gerald Loacker sowie Andreas Hanger von der ÖVP mögliche Ansätze
für die Reform des österreichischen Systems. Organisiert wird die Enquete von der ARGE Zusatzpensionen,
das sind der Fachverband der Pensionskassen, der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs VVO, die
Plattform der betrieblichen Vorsorgekassen und die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG).
Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist es, konkrete Optionen und notwendige Neuerungen aufzuzeigen, sowie die Verbesserung
der gesetzlichen Rahmenbedingungen anzuregen, um das heimische Pensionssystem gesamtheitlich und nachhaltig auf
hohem Niveau zu sichern.
Finanzminister Hartwig Löger, der als Sprecher leider verhindert war, richtet vorab folgende Grußworte
an die Gäste der Enquete: „Ich persönlich habe auch aus dem Regierungsprogramm heraus den Auftrag das
Thema Zusatzpension sowohl auf der Ebene der betrieblichen Pensionen, als auch der privaten Vorsorge, als sinnhafte
und notwendige Ergänzung zur staatlichen Pension zu fördern. Wir sind derzeit mitten in den Diskussionen
über die Steuerreform, die wir ab 2020 in die Umsetzung bringen werden. Ein wichtiger Aspekt dabei wird auch
sein, positiven Einfluss auf das Thema private Vorsorge und betriebliche Vorsorge zu nehmen.“
„Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern hat Österreich noch einen gewissen Nachholbedarf“
Univ.-Prof. Dr. Rainer Münz, Special Advisor on Migration & Demography, European Political Strategy
Center hält im Rahmen der Enquete eine Keynote und skizziert vorab: „Das österreichische Pensionssystem
steht in den nächsten Jahren vor größeren Herausforderungen. Unsere Lebenserwartung steigt jedes
Jahr um zwei bis drei Monate. Zugleich will mit den Baby-Boomern die größte Generation des 20. Jahrhundert
in den Ruhestand gehen. Um unser System im Gleichgewicht zu halten, müssen wir in dieser Situation entweder
länger arbeiten und später in Pension gehen, mehr Zuwanderer in den Arbeitsprozess integrieren oder gewisse
Abschläge in Kauf nehmen. Zumindest für jene, die nicht länger arbeiten möchten, könnte
dies bedeuten, dass die staatliche Pension möglicherweise nicht so hoch ausfallen wird, wie erhofft. Wer nach
dem Blick aufs eigene Pensionskonto zu dem Schluss kommt, dass die bei Pensionierung im Alter zwischen 60 und 65
Jahren zu erwartende Pension zu niedrig ist, hat aber – je nach Arbeitgeber und Einkommenshöhe – die Möglichkeit,
sich mit einer betrieblichen oder privaten Altersvorsorge abzusichern. Im Vergleich zu anderen westeuropäischen
Ländern hat Österreich hier noch einen gewissen Nachholbedarf“.
Das schwedische Pensionssystem – ein Vorbild für Europa?
Die staatliche Pensionssäule Schwedens ist einzigartig in Westeuropa. Ein Teil der Sozialversicherungsbeiträge
wird auf persönliche Anlagekonten eingezahlt. Mit den eingezahlten Beiträgen bauen unabhängige Fondsgesellschaften,
die als Vermögensverwalter fungieren, eine kapitalgedeckte Rente auf. Darüber hinaus sind für Arbeitnehmer
in Branchen, für die landesweite Tarifverträge gelten, verpflichtende betriebliche Altersversorgungssysteme
vorgesehen. Arbeitgeber, die keinen Tarifverträgen unterliegen, können Programme auf freiwilliger Basis
anbieten. Freiwillige individuelle Rentensparpläne ergänzen das Pensionssystem in Schweden“, so Ewa Björling,
ehemalige schwedische Ministerin. „Das schwedische Rentensystem trat 1999 in Kraft. Die größte Neuerung
dabei war der Wechsel von einem leistungsorientierten zu einem beitragsorientierten System. Man könnte aber
auch sagen, dass die Reform eine neue Betrachtungsweise der Renten mit sich brachte. Vor der Reform galten die
Renten als ein soziales Recht, wobei eine bestimmte Ersatzquote im Verhältnis zum Gehalt vor der Pensionierung
versprochen wurde. Nach der Reform ergibt sich die Rente aus den Ersparnissen während des Arbeitslebens. Diese
Änderung bedeutete auch eine neue Situation bei der Renteninformation. Nach nunmehr fast 20 Jahren sehen wir,
dass das schwedische Rentensystem im Allgemeinen gut funktioniert und sind stolz darauf, eine Art Vorbild für
andere Länder in Europa zu sein. Dieser Bereich ist aber weiter entwicklungsfähig.“
Wichtige Impulse zur Weiterentwicklung des österreichischen Pensionssystems
„Als ARGE Zusatzpensionen beschäftigen wir uns seit Jahren intensiv damit, Ansätze zu erarbeiten,
wie ein starkes österreichisches Pensionssystem in Zukunft aussehen kann. Unsere Vision: Eine stabile staatliche
Grundsicherung und gut ausgebaute ergänzende betriebliche und private Angebote. Mit unseren diesjährigen
hochkarätigen Rednern wollen wir einige europäische Impulse – insbesondere aus dem in Pensionsfragen
oft angesprochenen Schweden – einbringen. Ich gehe davon aus, dass im kommenden Jahr - nach dem Ende der österreichischen
EU-Ratspräsidentschaft - mit Maßnahmen zur Stärkung der zweiten und dritten Säule als Ergänzung
zur staatlichen Altersvorsorge gestartet wird. Hier können diese Impulse sicherlich wertvoll sein“, erklärt
Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen, als einer der Veranstalter.
Gesellschaftliche Verantwortung zum individuellen Risikomanagement
"Der demographische Wandel in Österreich fordert in Ergänzung zur staatlichen Versorgung ein
aktives Auseinandersetzen mit dem Thema private Vorsorge.
Die Anbieter der privaten und betrieblichen Vorsorge übernehmen hierzu mit ihrem Produktangebot gesellschaftliche
Verantwortung zum individuellen Risikomanagement", so DI Manfred Rapf, Sprecher der Sektion Lebensversicherung
im österreichischen Versicherungsverband VVO.
Politik und Wirtschaft haben die Verantwortung, am Pensionssystem der Zukunft mitzugestalten
„Österreich ist ein guter Boden, um alt zu werden. Dafür braucht es aber auch die entsprechende finanzielle
Absicherung im Alter. Neben einer stabilen staatlichen Pension erwartet sich die Mehrheit der Bevölkerung,
dass auch Arbeitgeber einen Beitrag zur Zusatz-Pensionsvorsorge leisten. Das ist durch Umfragen belegt“, erklärt
Andreas Csurda, Vorstandsvorsitzender der Plattform der Betrieblichen Vorsorgekassen. „Politik und Wirtschaft haben
hier klar die Verantwortung, am Pensionssystem der Zukunft mitzugestalten.“
„Künftig den Lebensstandard der Menschen individueller nach ihren Bedürfnissen und vor allem verlässlicher
absichern“
„Aus Sicht der österreichischen Fondsgesellschaften sollte das extrem enge Korsett, dem die dritte Säule
zurzeit unterliegt, im Interesse der „Vorsorger“ flexibler gestaltet und einfacher abgewickelt werden können.
Ein „Pensionskonto“, das kostengünstig bei einem Kreditinstitut eingerichtet werden könnte und u.a. Garantie-befreite
Veranlagungsmöglichkeiten sowie höhere steuerbefreite Beträge anböte, würde künftig
den Lebensstandard der Menschen individueller nach ihren Bedürfnissen und vor allem verlässlicher absichern“,
erklärt Heinz Bednar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Investmentfondsgesellschaften (VÖIG).
Die Arbeitsgemeinschaft Zusatzpensionen umfasst alle Anbieter der privaten und der betrieblichen Pensionsvorsorge
in Österreich. Das sind der Fachverband der Pensionskassen, der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs
(VVO), die Plattform der betrieblichen Vorsorgekassen und die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften
(VÖIG).
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Zusatzpensionen vertreten gemeinsam ein veranlagtes Volumen von deutlich
mehr als 200 Milliarden Euro. Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist es, konkrete Optionen sowie notwendige Neuerungen
aufzuzeigen, sowie gesetzliche Rahmenbedingungen zu verbessern, um das heimische Pensionssystem gesamtheitlich
und nachhaltig auf hohem Niveau zu sichern. Im Mittelpunkt steht dabei stets eine substanzielle Ergänzung
der staatlichen Pension, keinesfalls aber eine Konkurrenz oder gar ein Ersatz des staatlichen Systems.
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