Michèle Pagel. Homegrown Freaks

 

erstellt am
28. 09. 18
12:00 MEZ

Von 12. Oktober – 8. November 2018 in der Startgalerie Wien Museum MUSA
Wien (wien museum) - Eine kritische Beobachtung von staatlichen und familiären Erziehungsmechanismen führt bei Michèle Pagel zur Übersetzung in sehr eigenwillige Skulpturen. Den durch natürlich-organische und struktural-artifizielle Prozesse entstandenen Objekten ist nicht nur ein eigenes Wachstum, sondern auch ein eigener vitaler Wille eingeschrieben, der sich den Gesetzen der Gesellschaft zu entziehen versucht.

Folgerichtig entwickelt Michèle Pagel 2016 in der Werkgruppe „Office Dreamers“ Pflanzen, die in ihrer Repräsentation den ambivalenten Wachstumsprozess zwischen Mangel und Kultivierung offenlegen. Ihre Skulpturen entwickelte sie ausgehend von den Naturformen der klassischen Büropflanze, die oft unter widrigsten Umständen immer wieder einen Weg zu Licht und Leben findet und dabei aber erzwungen-verschlungene Formen annimmt. Diese faszinierende Balance zwischen der Hinwendung zum Licht und dem Beibehalten der Standfestigkeit dieser gequälten Pflanzen übersetzt sie nun unter Zuhilfenahme von einfachen Materialien wie Papier, Klebestreifen und Keramik in rein künstliche Pflanzenskulpturen.

Auch in anderen Werkgruppen gilt Pagels skulpturales Interesse den in der Natur vorhandenen und durch den Eingriff des Menschen massiv veränderten Lebewesen.
„The Brick Series“ nennt sie eine den „Homegrown Freaks“ beigemischte Gruppe von Ziegelobjekten, die das allgegenwärtige, stets unausgesprochene Motiv häuslicher Gewalt anvisieren. Aus dem groben Material von Rohziegeln geschnitzte Formteile setzt sie zu verschiedenen Haushaltsobjekten zusammen, die sich im Fall eines zwischenmenschlichen Konflikts als „stumpfe Gegenstände“ zur Domestic Violence anbieten. Die einzelnen Ziegel fügen sich zu Mauern, die begrifflich – und von außen unsichtbar – Situationen einschließen. Mit der fleckigen Glasur des „Cry Baby“ etwa, das – noch von Käseschmiere bedeckt – in seine Wiege eingespannt wird, verweist sie schmerzhaft unter die Oberfläche des Sichtbaren und wirft einen tragisch-komischen Blick auf die Conditio humana und die zivilisatorische, kultivierende Eingebundenheit als primären Gegenpol zur vermeintlichen Freiheit.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.wienmuseum.at

 

 

 

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