Österreichs Industrie mit geringerem
 Schwung zu Herbstbeginn

 

erstellt am
26. 09. 18
13:00 MEZ

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt im September auf 55,0 Punkte, den schwächsten Wert seit fast zwei Jahren, trotz immer noch dynamischen Wachstums
Wien (bank austria) - Die zu Jahreswechsel begonnene Verlangsamung der österreichischen Industriekonjunktur setzt sich im Herbst fort. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im September auf 55 Punkte gesunken. Zwar weist der Indikator damit weiterhin auf ein kräftiges Wachstum hin, aber die Zuspitzung des Handelskonflikts zwischen den USA und China und dessen mögliche negativen Folgen für den globalen Handel sowie die bestehenden politischen Unsicherheiten schlagen sich offensichtlich nieder“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Im September ist der österreichische Einkaufsmanagerindex damit auf ein 22-Monats-Tief gesunken. Seit dem Rekordstand von 64,3 Punkten im Dezember 2017 ist der Index in acht der vergangenen neun Monate zurückgegangen. Die jüngsten wirtschaftspolitischen Ereignisse haben nicht nur die aktuelle Industriestimmung beeinflusst, auch die Geschäftsaussichten werden nun etwas weniger günstig gesehen. „Der Index für den Jahresausblick ist auf 55,8 Punkte gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit fast drei Jahren. Die österreichischen Betriebe gehen mit weniger Optimismus als bisher in die kommenden Monate, erwarten aber weiterhin eine durchaus kräftige Ausweitung der Geschäfte innerhalb der Jahresfrist“, so Bruckbauer. Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria gehen weiterhin von einem Anstieg der Industrieproduktion im Jahresdurchschnitt 2018 von 5 Prozent aus.

Neugeschäft aus dem Ausland lässt nach
Der Rückgang des aktuellen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist vor allem auf das nachlassende Plus im Neugeschäft aus dem Ausland zurückzuführen. „Weniger Zuwachs von Neuaufträgen im Exportgeschäft konnten im September nicht durch eine zusätzliche inländische Nachfrage kompensiert werden. Daher haben die österreichischen Industriebetriebe die Ausweitung der Produktion etwas verlangsamt. Das Tempo des Produktionswachstums war im September so niedrig wie zuletzt im April 2016“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Aus der Kombination aus geringerem Neugeschäft und langsamerer Produktionsausweitung ergab sich eine weitere Zunahme der Auftragsrückstände der österreichischen Industrie, allerdings mit der niedrigsten Rate seit knapp zwei Jahren. Dennoch bestehen weiterhin gravierende Lieferschwierigkeiten, insbesondere im Investitionsgüterbereich.

Lieferengpässe lassen Preise steigen
Die bestehenden Lieferprobleme bei Vormaterialien und Rohstoffen haben im September die Einkaufspreise weiter nach oben getrieben, so kräftig wie zuletzt im Jänner dieses Jahres. Seit mittlerweile zwei Jahren stehen die österreichischen Betriebe zum Teil stark steigenden Einkaufspreisen gegenüber. Trotz des nachlassenden Tempos erfordert die steigende Produktion weiterhin eine Ausweitung der Einkaufsmenge in den Betrieben. Zwar wurden im September die hohen Steigerungsraten von 2017 und dem ersten Quartal 2018 nicht erreicht, der Anstieg seit nunmehr über 30 Monaten - und damit so lange wie nie zuvor seit der Erholung nach der Rezession im Jahre 2001 - sorgt für Preisdruck nach oben. „Die weiterhin steigenden Produktionserfordernisse sorgten im September für eine Fortsetzung des Anstiegs der Einkaufsmenge, was angesichts der bereits bestehenden Lieferprobleme die Einkaufspreise stark nach oben getrieben hat. Die steigenden Kosten konnten nur teilweise in höhere Verkaufspreise umgesetzt werden, wodurch tendenziell die Ertragslage der heimischen Betriebe negativ belastet wurde“, meint Pudschedl.

Insbesondere die Autoindustrie sorgt für hohes Beschäftigungswachstum
Trotz des nachlassenden Neugeschäfts und der geringeren Produktionsausweitung hat sich im September der Jobaufbau etwas beschleunigt. Der Teilindex für die Beschäftigung erreicht aktuell 56,7 Punkte und weist damit auch zu Beginn des Herbsts auf ein kräftiges Beschäftigungsplus in der heimischen Industrie hin, wenn auch die Dynamik bereits klar den Höhepunkt überschritten hat. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres ist die Beschäftigung in der Sachgütererzeugung um mehr als 3 Prozent gewachsen. Insbesondere in der Fahrzeugherstellung und im sonstigen Fahrzeugbau, aber auch in der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen sowie von elektronischen und optischen Erzeugnissen war die Beschäftigungsdynamik überdurchschnittlich hoch. Vor allem im traditionellen Industriebundesland Steiermark hat sich, gestützt auf die Fahrzeugindustrie, die Beschäftigung in der Industrie mit einem Plus um 6,5 Prozent besonders positiv entwickelt.

Weniger Optimismus, aber weiterhin gute Wachstumsaussichten
Die steigenden Unsicherheiten in Zusammenhang mit der US-Zollpolitik haben der stark exportorientierten heimischen Industrie zu Beginn des Herbsts zugesetzt. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex tendiert wieder leicht nach unten, da das Neugeschäft aus dem Ausland nachgelassen hat. Dadurch hat sich das Verhältnis der Neuaufträge zu den Lagerbeständen verschlechtert und lässt darauf schließen, dass die Verkaufslager aktuell fast ausreichend befüllt sind, um die einkommenden Aufträge ohne deutliche Produktionssteigerungen zu bewältigen. „Der aktuelle UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex signalisiert für die Industrie in Österreich trotz des Rückgangs gegenüber dem Vormonat mit 55 Punkten ein immer noch recht dynamisches Wachstum. Zudem präsentiert sich die heimische Industrie im europäischen Vergleich in einer überdurchschnittlich guten Verfassung: Sowohl der europäische Einkaufsmanagerindex als auch jener des wichtigsten Absatzmarktes Deutschland liegen mit 52,8 bzw. 53,7 Punkten unter dem österreichischen Wert“, so Bruckbauer abschließend.

 

 

 

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