Kampf gegen Ragweed: Start der
 „Koordinierungsstelle Burgenland“

 

erstellt am
26. 09. 18
13:00 MEZ

EU-Projekt setzt Maßnahmen zur Bekämpfung der stark allergieauslösenden Pflanze
Eisenstadt (blms) - Das Land Burgenland arbeitet an der umfassenden Bekämpfung und Eindämmung der Ausbreitung von Ragweed. Im Rahmen des EU-INTERREG-Projekts „Joint Ambrosia Action“ entsteht derzeit ein grenzüberschreitendes Melde- und Bekämpfungsregime. Dazu wurde auch eine Ragweed-Koordinierungsstelle eingerichtet, die mit Anfang August ihre Arbeit aufgenommen hat. Aufgabe der Ragweed- Koordinierungsstelle ist es, über Ragweed zu informieren, Vorkommen zu verifizieren und in Folge Vorschläge für Bekämpfungsmaßnahmen auszuarbeiten, diese an die jeweiligen Grundeigentümer zu übermitteln und gesetzte Maßnahmen zu überprüfen. Ragweed gehört zu den stärksten Allergieauslösern und stellt auch in der Landwirtschaft wegen Ertragseinbußen in Ackerkulturen ein großes Problem dar. Über den Startschuss der Ragweed-Koordinierungsstelle sowie über Details des Projektes informierten Umweltlandesrätin Mag.a Astrid Eisenkopf und Agrarlandesrätin Verena Dunst am 25. September in Eisenstadt.

Die Bekämpfung von Ragweed sei aus zweierlei Gründen wichtig, betonen Dunst und Eisenkopf: „Die Pflanze ist ein besonders aggressiver Allergieauslöser und stellt für viele Menschen eine enorme Belastung dar. Zweitens verursacht Ragweed Einbußen bei der Landwirtschaft.“ Verstärkt durch den Klimawandel sei in den vergangenen Jahren die Zahl der Betroffenen als auch die Schwere der Symptome stark angestiegen, erläutert Eisenkopf. Von 1,5 Millionen Allergikern in Österreich leiden 30% auch unter Ragweed-Pollen. In Ostösterreich sind 11% der Bevölkerung von der Ragweedpollenallergie betroffen. Zur Behandlung der Allergie- und Asthma-Beschwerden durch Ragweed werden in Österreich jährlich rund 88 Millionen aufgwendet.

Das Land Burgenland habe im vergangenen Jahr begonnen, „an einer Strategie zu arbeiten, um zum einen bestehende Ragweed-Vorkommen zu bekämpfen, und dessen Verbreitung zu verhindern bzw. einzudämmen“, so Eisenkopf. Teil dieser Strategie sei das in Kooperation mit Ungarn gestartete INTERREG-Projekt „Joint Ambrosia Action“. Dabei gehe es darum, wie man Ragweed erkenne bzw. von ähnlichen Pflanzen unterscheide, aber auch darum, konkrete Maßnahmen gegen Ragweed auszuarbeiten. Mit der Koordinierungsstelle habe man dazu einen wichtigen Schritt gesetzt.

Auch in der Landwirtschaft verursache Ragweed Probleme. Die Ernteeinbußen seien bei manchen landwirtschaftlichen Erzeugnissen enorm, erläutert Dunst: „Bei Mais kann der Ertrag um bis zu 60% niedriger sein, bei der Sojabohne bis zu 30%. Beim Ölkürbis kann der Ausfall bis zu 70% betragen“, erläutert Dunst.

Seit Start der Koordinierungsstelle 259 Ragweed-Funde im Burgenland verifiziert
„Seit dem Start der Koordinierungsstelle im August 2018 wurden 266 Ragweed-Funde gemeldet, davon wurden 259 verifiziert“, erklärt Mag. Hermann Frühstück, Mitarbeiter der Koordinierungsstelle. In Folge habe man 121 Grundstückseigentümer angeschrieben und diese über „Bekämpfungsmaßnahmen, abgestimmt auf die Anzahl der Pflanzen und die jeweilige Nutzung der Fläche, informiert“. Bisher haben 30 Grundstücksbesitzer per Rückmeldung die Bekämpfung bestätigt. Natürlich sei noch viel Informations- und Aufklärungsarbeit nötig, so Frühstück. Auch sei die Bekämpfung freiwillig, da es keine gesetzliche Basis dafür gebe. Derzeit kann nur bei Baugrundstücken der Bürgermeister eine Ragweed-Bekämpfung anordnen, bei landwirtschaftlichen Flächen ist das derzeit nicht möglich. Allerdings arbeite man gerade an den rechtlichen Rahmenbedingungen zur Bekämpfung von Ragweed, sagt Mag. Peter Zinggl, Hauptreferat Landesplanung am Amt der Bgld. Landesregierung: „Konkrete Vorschläge werden gerade in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltrecht der UNI Linz ausgearbeitet und danach den politischen Entscheidungsträgern vorgelegt.“

In einem nächsten Schritt wolle man 2019 verstärkt in die Schulung und die Information gehen, so Frühstück. Geplant sind weitere Schulungen für Ragweed-MelderInnen sowie Info-Kampagnen für Landwirte, Gemeinden, Schulen und die Bevölkerung. In den Bezirken Neusiedl am See und Oberwart wurden bereits heuer erste Schulungen durchgeführt.

EU-INTERREG-Projekt „Joint Ambrosia Action“
Im Rahmen des INTERREG Projekts „Joint Ambrosia Action“ soll die Erfassung und Eindämmung von Ragweed grenzüberschreitend ausgearbeitet und organisiert werden. Das Burgenland ist Lead Partner im Projekt. Start des Projektes war am 01.01.2017, Projektende ist der 31.12.2019. Projektpartner sind das Land Burgenland – Abt. 2 / Hauptreferat Landesplanung, die BOKU Wien – Department für integrative Biologie und Biodiversitätsforschung und auf ungarischer Seite das Regierungsamt des Komitates Gyõr-Moson-Sopron und die Széchenyi István Universität – Fakultät für Agrar- und Ernährungswissenschaften. Strategische Partner sind das Regierungsamt des Komitates Vas, die Städte Gyõr und Mosonmagyaróvár und der Naturschutzverein Schüttinsel.

„Im Rahmen des Projektes sind eine Reihe gemeinsamer Aktivitäten geplant, unter anderem die gemeinsame Erhebung und Grundlagenforschung in der Grenzregion, die Aufbereitung des rechtlichen Rahmens für Bekämpfungsmaßnahmen, der Aufbau eines gemeinsamen Ragweed-Meldesystems sowie Kommunikationsmaßnahmen“, erläutert Zinggl. Es gehe darum, einen „geregelten Workflow zur Ragweed-Bekämpfung“ zu etablieren, „von der Meldung über geschulte Ragweed-Melder, über die Koordinierungsstelle zur Verifizierung und Veranlassung der Bekämpfung, der Information der Grundbesitzer bis zur Durchführung der Bekämpfung und Nachkontrolle“. Neben der Koordination der Meldung und der Bekämpfung habe die Koordinierungsstelle noch weitere Aufgaben wie die Organisation von Schulungen, die Öffentlichkeitsarbeit, die Kontaktpflege zu wichtigen Partner oder die laufende Weiterentwicklung des Projektes. Die Meldungen über Ragweed-Vorkommen laufen in der Regel über http://www.ragweedfinder.at, betrieben von der Medizinischen Universität Wien. Meldungen, die das Burgenland betreffen, werden automatisch an die neu Ragweed-Koordinierungsstelle weitergeleitet.

Info Ragweed: Allergieauslöser, Ertragseinbußen in Landwirtschaft
Die Pflanze Ragweed oder beifußblättriges Traubenkraut (wissenschaftlich: Ambrosia artemisiifolia) breitet sich besonders in Ostösterreich rasant aus. Ragweed-Blütenstaub (Pollen) gehört zu den stärksten Allergieauslösern und verursacht Heuschnupfen, Bindehautentzündungen, Bronchitis mit Husten, Atemnot und allergisches Asthma. Auch in der Landwirtschaft stellt Ragweed wegen Ertragseinbußen in Ackerkulturen ein großes Problem dar. Eine einzige Pflanze kann gut eine Milliarden Pollen verbreiten, wobei schon 300 Pollen pro m³ Luft allergische Reaktionen auslösen können. In der Landwirtschaft stellt Ragweed wegen der schwierigen Bekämpfung und der Ertragseinbußen in einigen Ackerkulturen ein Problemunkraut dar.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.burgenland.at

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at