Traditioneller Gottesdienst in Wiener Hofburgkapelle vor erster Nationalratssitzung im Herbst
Wien (kap) - In einer zunehmend polarisierten Gesellschaft soll die Kirche den innersten Kern ihrer Botschaft
leben und damit Halt und Haltung vermitteln. Das betonte der evangelische Bischof Michael Bünker beim bereits
traditionellen ökumenischen Gottesdienst mit Nationalratsabgeordneten am Abend des 25. September in Wien.
Es gelte Maß zu nehmen an den Erfahrungen aus der Anfangszeit der Kirche: "In einer Welt der tief eingefahrenen
Exklusionen wurde eine Gemeinschaft der Inklusion gestiftet und sichtbar gelebt", sagte Bünker unter
Bezugnahme auf den im Gottesdienst verlesenen Bibeltext aus dem Epheserbrief des Neuen Testaments.
Der ökumenische Gottesdienst fand bereits zum vierten Mal bewusst zum Beginn der herbstlichen Parlamentssession
statt. Über 20 Abgeordnete aus allen Fraktionen des Nationalrats waren zur Feier in der Wiener Hofburgkapelle
gekommen, unter ihnen auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP). Den Gottesdienst leiteten der
griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der katholische Bischof Wilhelm Krautwaschl und Bischof
Bünker.
In der Christengemeinde "sind alle willkommen, aber nicht alles", führte Bischof Bünker aus,
der davon sprach, dass "die Kirche zwar in der Welt, aber nicht von der Welt ist". Der Lebensstil der
Christen solle - wie in der Bibel beschrieben - getragen sein von "Gerechtigkeit und Heiligkeit". Lüge,
Zorn, "das böse Wort der Abwertung, der Hetze" sollten von daher keinen Platz haben. Die heutige
Kirche müsse diesen "Zauber des Anfangs wahren" und daran Maß nehmen. Sie habe heute in einer
von Gegensätzen gezeichneten politischen und sozialen Landschaft eine besondere Mission: Die Kirche "will
und kann nicht einsehen, dass wir unsere Energie in erster Linie darauf richten, uns von dem Leid und Elend der
Menschen abzuschotten, statt andere, gangbare Wege zu suchen, auf denen Hilfe für Schutzsuchende, für
Asylwerbende, für Migranten und Migrantinnen möglich ist", so Bünker.
Der evangelische Bischof rief zum Einsatz dafür auf, dass Benachteiligte und Bedürftige "die größtmögliche
Unterstützung einer solidarischen Gesellschaft erhalten". Schließlich dürfe sich die Kirche
nicht damit abfinden, wenn "sich unsere Demokratie konfrontiert sieht mit Hass, Rassismus, Antisemitismus
und der Parole 'Wir gegen die anderen'". An die Mandatare gerichtet dankte Bünker für "Leidenschaft,
Verantwortung und Augenmaß beim politischen Geschäft".
Die Initiative zum ökumenischen Gottesdienst mit den Parlamentariern ging wie schon in den Vorjahren vom Generalsekretär
der Bischofskonferenz, Peter Schipka, aus, der für Einladung und Vorbereitung zuständig war. Für
die musikalische Gestaltung war der Wiener Kirchenmusiker und Priester, Konstantin Reymaier, verantwortlich.
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