Bildung 4.0 als Schlüsselfaktor
 für die Zukunft des Landes

 

erstellt am
25. 09. 18
13:00 MEZ

LH Niessl, BM Faßmann und Siemens-General Hesoun diskutierten beim 3. "Burgenlandgespräch" in Eisenstadt mit Bildungsexperten Herausforderungen und Chancen digitaler Bildung
Wien/Eisenstadt (blms) - Das Thema „Bildung 4.0 – Mit der Digitalisierung zur Individualisierung“ stand im Mittelpunkt des 3. Burgenlandgesprächs am 24. September im Kulturzentrum Eisenstadt, zu dem Landeshauptmann Hans Niessl geladen hatte. Mit dem Gastgeber diskutierten Univ.-Prof. Dr. Heinz Faßmann, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Ralph Müller-Eiselt, Bildungsexperte von der Bertelsmann Stiftung, Siemens-Austria-Generaldirektor KR Ing. Wolfgang Hesoun und Bildungsdirektor Mag. Heinz Zitz. Dem Gespräch wohnten neben Landesrätin Verena Dunst, 2. Landtagspräsident Rudolf Strommer, den Landtagsabgeordneten Doris Prohaska und KO Geza Molnar, Bürgermeister LAbg. Mag. Thomas Steiner auch mehr als 500 PädagogInnen sowie VertreterInnen aus der Wirtschaft und der Verwaltung bei.

Müller-Eiselt: „Digitales Lernen bietet passende Lerngeschwindigkeit für jeden“
Die Digitalisierung sei auch in den Schulen nicht aufzuhalten, erklärte Müller-Eiselt in seinem Impulsvortrag. Lernen durch digitale Unterstützung biete die große Chance, Inhalte individualisiert zu vermitteln und für jeden den passenden Lernweg und die passende Lerngeschwindigkeit zu finden: „Das verhindert Überforderung und Langeweile gleichermaßen“. Es brauche eine Fortbildungsinitiative für ganze Kollegien und eine Kultur des Ermöglichens statt Verbietens. Dazu müsste die ganze Schularchitektur, auch die Schulgesetze, ans digitale Zeitalter angepasst werden. Die Schüler würden dafür jedoch künftig auch mehr persönliche Daten von sich preisgeben (müssen); im Hinblick darauf mahnt der Experte Datensouveränität ein. „Da ist die Politik gefragt“.

Faßmann: „Brauchen passende Ausstattung, Software und entsprechend ausgebildete Lehrende“
Vielfalt sei eine große Herausforderung der Zukunft, betonte Faßmann. Auch er sehe in der Digitalisierung eine große Chance im Hinblick auf Individualisierung. Der Bildungsminister fordert eine an das digitale Zeitalter angepasste Ausstattung der Schulen und nannte die „Software“, d.h. Lehrpläne und auch die individualisierte Lernumgebung, als weiteren wichtigen Aspekt. „Wir müssen wissen, wo setzen wir digitale Methoden sinnvoll in Lehrpläne ein. Wo lernen wir auch algorithmisches Denken. Die Schüler sollen nicht nur Softwarebediener sein, sie sollen auch verstehen, wie man Software erstellt“. Und schließlich seien „die Lehrenden das Allerwichtigste. Wenn Lehrende das nicht sinnvoll im Unterricht einsetzen, nützt keine Investition irgendetwas“. Die Digitalisierung sei „eine enorm wichtige, aber auch komplexe Sache“, für die man Zeit brauche, „aber wir machen das. Mit den Bundesländern zusammen in einer konzertierten Aktion gehen wir in diese Richtung“. Die Herausforderung der Schülerpopulation erfordere dies.

Niessl: „Digitalisierung hat in Burgenlands Schulen längst Einzug gehalten“
Das Burgenland habe die Notwendigkeit der Vermittlung digitaler Kompetenzen an die Kinder schon früh erkannt, erklärte Niessl. „Wir haben diesen Weg schon vor langer Zeit beschritten“. Das digitale Lernsystem „Skooly“ für Vorschulkinder, Glasfaser-Internetanbindung in allen burgenländischen Schulen, die große Anzahl an E-Education-Schulen oder das digitale Lernmanagementsystem LMS zeigten, dass die Digitalisierung im Bildungsbereich im Burgenland längst Einzug gehalten habe. Und in den Neuen Mittelschulen erfreue sich das Fach „Coding & Robotik“ weiter steigender Teilnehmerzahlen. Die Digitalisierung könne nicht zuletzt einen wesentlichen Beitrag zur Chancengleichheit leisten, etwa hinsichtlich der Integration durch das Erlernen der deutschen Sprache. Keineswegs würden dadurch jedoch Arbeitsplätze von Pädagogen gefährdet: „Das Vermitteln sozialer Kompetenzen und ethischer Werte wird auch in der Zukunft gut ausgebildeter Pädagogen bedürfen“.

Ziel: ab 2025 kein Schulbuch mehr an Burgenlands Schulen
„Wir arbeiten im Burgenland bereits seit 16 Jahren an der Umsetzung digitaler Inhalte“, sagte Zitz. Mit der nötigen technischen Ausstattung, digital ausgebildeten PädagogInnen, digitalen Lernsystemen und den entsprechenden Lerninhalten habe man dafür die nötigen Voraussetzungen geschaffen. Die Entwicklung gehe rasend schnell vonstatten, digitale Bücher würden weiter an Boden gewinnen; „in weiterer Zukunft werden wir keine Bücher mehr haben“. Innerhalb des Landesschulrates habe man vor drei Jahren eine Gesamtstrategie entworfen. Ein Ziel sei, dass es ab 2025 kein Schulbuch mehr an burgenländischen Schulen gebe. Digitale Bücher böten nicht nur bessere Lesbarkeit, sondern auch die Möglichkeit, Filme einzubauen. „Das wird die Richtung sein, in die wir gehen“.

Hesoun: „Eingeschlagener Weg ist der richtige“
Er sei positiv überrascht von den Vorleistungen im Bereich der digitalen Bildung, stellte Hesoun fest. „Der eingeschlagene Weg ist der richtige“. Er wünsche sich jedoch insgesamt höhere Geschwindigkeit insbesondere beim Ausbau der Infrastruktur, etwa beim Breitbandausbau. Dies gelte nicht nur für die Betriebe, sondern letztlich für alle Bildungseinrichtungen, „die über diese Infrastruktur nicht nur besser ausbilden können, sondern auch besser vernetzt sind und Wissen entsprechend optimiert vermitteln können“. Die Industrie könne sofort 10.000 bis 20.000 IT-Mitarbeiter einstellen, diese seien aber nicht einmal mehr in den östlichen Nachbarstaaten zu finden. Mit der schnellen Entwicklung des Bedarfs habe niemand rechnen können.

Dialogplattform soll Impulse setzen
Die Burgenlandgespräche führen das 2001 gestartete „Wirtschaftsforum Burgenland“ mit erweitertem Themenspektrum fort. „Sie sollen eine neue Dialogplattform sein, bei der wichtige Zukunftsthemen erörtert werden, Impulse setzen und brisante Themen der Gegenwart sowie die wichtigsten Themen der Zukunft in den Blickpunkt rücken“, so Niessl.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.burgenland.at

 

 

 

 

 

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