LHStv. in Prettner: Behinderte Arbeitnehmer sind überdurchschnittlich engagiert, loyal
und echte Teamplayer - Thema ist nach wie vor mit Hürden und Barrieren verbunden - LR Zafoschnig: Inklusion
sollte überall funktionieren
Klagenfurt (lpd) - Im Spiegelsaal des Amtes der Kärntner Landesregierung fand am 24. September
auf Einladung von Landeshauptmann Peter Kaiser, seiner Stellvertreterin Sozialreferentin Beate Prettner, Wirtschaftslandesrat
Ulrich Zafoschnig, der Wirtschaftskammer, der IV-Kärnten, der Essl-Foundation und der AutArK Sozial Dienstleistungs
GmbH der zweite „Zero Projekt Unternehmensdialog“ unter dem Motto „Behinderung als Chance und wirtschaftliches
Potential“ statt. Bei ihm erfuhren Wirtschaftstreibende bzw. Unternehmerinnen und Unternehmer wie eine erfolgreiche
Integration von Menschen mit Behinderung aussehen kann, welche unterstützende Rahmenbedingungen und Vorteile
es für Unternehmen bringt und was ausschlaggebende Schlüsselfaktoren sind. Impulsvorträge, Best-Practice-Beispiele,
Interviews und Fachdiskussionen rundeten diesen Dialog ab.
Im Rahmen einer Pressekonferenz im Medienraum des Amtes der Kärntner Landesregierung nahmen seitens des Regierungskollegiums
Prettner und Wirtschaftsreferent Zafoschnig zum Dialog-Motto Stellung.
Prettner erinnerte daran, dass 2013 seitens des Landes ein neun Leitlinien umfassender Behinderten-Landesetappenplan
aus der Taufe gehoben wurde und die UNO Behinderten-Rechtskonvention auch umgesetzt werde. Für sie als Sozialreferentin
hätten dabei zwei Leitlinien oberste Priorität, nämlich das Wohnen und die Beschäftigung bzw.die
Arbeitswelt. „Behinderte Angestellte sind zusätzlich zu ihren fachlichen Kenntnissen überdurchschnittlich
engagiert, loyal und echte Teamplayer und zeichnen sich durch besondere Kreativität aus“, brach Prettner eine
Lanze für die Behindertenbeschäftigung.
Die Sozialreferentin verhehlte jedoch nicht, dass die Entwicklung am Arbeitsmarkt in den letzten Jahren gerade
Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen überproportional betroffen habe. „Von 2007 bis 2017 hat
sich die Zahl der beim AMS als arbeitslos vorgemerkten Betroffenen von 31.392 auf 75.545 mehr als verdoppelt. Das
ist eine Steigerung um 141 Prozent gegenüber 39 Prozent bei Personen ohne gesundheitliche Einschränkung“,
nannte sie konkrete Zahlen.
Bezüglich der geltenden Gesetzeslage teilte Prettner mit, dass Betriebe gesetzlich verpflichtet seien, laut
Behinderteneinstellungsgesetz pro 25 Mitarbeiter einen Mitarbeiter mit Behinderung einzustellen. Das sind Personen
mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent. „Rund 69 Prozent der heimischen Unternehmen kommen aktuell
der Beschäftigungspflicht von Menschen mit Behinderung nicht nach. Sie müssen eine Ausgleichstaxe von
mindestens 257 Euro pro Pflichtstelle zahlen, die zweckgebunden ist. Ich fordere hier bereits seit längerem
eine deutliche Erhöhung. Die Kompetenz fällt allerdings in den Verantwortungsbereich des Bundes“, teilte
Prettner mit.
Viele Unternehmen würden nicht wissen, dass sie bei Ausbildung von Menschen mit Behinderung seitens des AMS
eine umfassende Unterstützung erhalten würden, auch in Form einer Prämie in der Höhe der Ausgleichstaxe.
Zudem sei der Kündigungsschutz seit 2011 erheblich gelockert worden. „Er wird erst vier Jahre nach Dienstbeginn
wirksam“.
Von den Großbetrieben in Kärnten, die Menschen mit Behinderung aufnehmen, hob Prettner die KABEG (454
Personen), das Land Kärnten (235) und das Magistrat Villlach (66) hervor.
Zafoschnig stellte fest, dass die Inklusion alle Lebensbereiche betreffe, darunter auch den Sport. „Inklusion muss
und sollte überall funktionieren. Der Antrieb muss jedoch aus der Gesellschaft kommen“, so der Wirtschaftsreferent.
Das Zero Projekt sei dazu geeignet, Skepsis, Unsicherheit, Angst und Hürden auch in den Köpfen abzubauen.
„Ich danke Martin Essl für seine so wichtige Initiative. Sie geht weit über das hinaus, was heute hier
zur Sprache kommt“, so Zafoschnig.
Dass die Kärntner Wirtschaft bereit sei, sich diesem Thema zu stellen, würden Zahlen beweisen. „Die Talente
dieser Menschen werden gefördert. Umfragen wie der Chancen Barometer zeigen, dass über 90 Prozent der
Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen, mit ihrer Entscheidung sehr zufrieden sind. Wir liegen
bei den Einstellungen von Menschen mit Behinderung in Kärnten weit über 20 Prozent“, stellte Zafoschnig
fest.
Martin Essl ist überzeugt, dass man mit Netzwerken, wie dem „Zero Projekt Unternehmensdialog“, Menschen mit
Behinderung eine Chance gibt, und eine dreifache Win-Win Situation dadurch entstehe. „Man gibt den Menschen neue
Chancen und eine neue Perspektive für das Leben. Die inklusive Bildung wird forciert und die Wirtschaft und
Gesellschaft würden davon profitieren“, so der Essl-Foundation Initiator.
Das „Zero Projekt Unternehmensdialog“ ist ein weltweites Netzwerk, an dem 4.000 Expertinnen und Experten aus 180
Ländern mitarbeiten. „Von ihnen werden neuen Ideen, Lösungen, welche die tägliche Lebenssituation
von Menschen mit Behinderungen verbessern und ihre Rechte stärken, angedacht und umgesetzt“, gab Essl bekannt.
autArk-Geschäftsführer Andreas Jesse stelle die soziale Non-Profit Organisation, sie ist seit 1997 in
Kärnten tätig und Partner der Essl-Foundation, vor. Das Unternehmen begleitet derzeit 550 Personen mit
Benachteiligungen oder Behinderungen, erarbeitet Arbeitskonzepte die einen Best-Practice-Charakter haben. Jesse
ist überzeugt, dass die Verbindung Soziales-Wirtschaft immer wichtiger wird „Sie bringt allen einen volkswirtschaftlichen
Benefit.“
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