Festakt der Bundesländer anlässlich der Gründung der Republik vor 100 Jahren
im Palais Niederösterreich in Wien
Eisenstadt/Wien (blms/nlk/bka) - Am 4. Oktober fand anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Republik
Österreich“ eine außerordentliche Landeshauptleutekonferenz unter dem Vorsitz von Landeshauptmann Hans
Niessl statt. Der Unterzeichnung einer Erklärung der Landeshauptleute folgte ein Festakt, dem auch die höchsten
Repräsentanten der Republik, allen voran Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian
Kurz sowie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, beiwohnten.
„Mit der Gründung der Republik Österreich wurde der Grundstein geschaffen für ein Österreich,
das eine Erfolgsgeschichte werden sollte, die bis in die heutige Zeit wirkt“, so Niessl in seiner Ansprache. Man
dürfe aber auch nicht das dunkelste Kapitel dieser Geschichte ausblenden – „wir haben mindestens die Verantwortung
des Erinnerns. Und als Länder versuchen wir, dieser Verantwortung gerecht zu werden“. Gerade in Anbetracht
der Geschichte der Republik sei der Einsatz für Menschlichkeit, gesellschaftlichen Zusammenhalt und ein friedliches
Miteinander von ganz großer Bedeutung: „Das sollte unser gemeinsamer Auftrag sein - auch für die Zukunft
unseres Landes und für die Menschen in diesem Land.“
Landeshauptfrau Mikl-Leitner sprach in ihrer Rede von einem „wichtigen Tag für die Republik Österreich,
für die Bundesländer und für das Bundesland Niederösterreich“. Dies zeige auch die Tatsache,
dass heute „sehr viele besondere Persönlichkeiten“ ins Palais Niederösterreich gekommen seien: „Hier
in diesem Saal spüren wir: Diese Mauern sind standhafte Zeugen unserer Geschichte“, und darum gebe es „für
diesen Festakt wohl keinen besseren Ort“. Die Landeshauptfrau erinnerte an die Jahre 1848 und 1918, aber vor allem
auch an das Jahr 1945: „Es waren die Bundesländer, die hier in ihren beiden Länderkonferenzen ein klares
Bekenntnis zur Einheit Österreichs abgelegt haben. Eine wichtige Weichenstellung, die Österreich zu dem
gemacht hat, was es heute ist: Eine starke, geeinte Republik mit starken, erfolgreichen Regionen.“
Am heutigen Tag richte sich der Blick „sowohl zurück als auch nach vorne“, betonte Mikl-Leitner weiters: „Wir
neigen unseren Blick vor den Leistungen unserer Vorfahren, und wir weiten unseren Blick für die Verantwortung,
die wir heute tragen. Und diese Verantwortung heißt, die Geschichte wach zu halten.“ Es sei gerade in der
heutigen Zeit „wichtig, richtig und notwendig“, sich mit Geschichte auseinander zu setzen, hielt sie fest. Ein
Vorzeigebeispiel dafür sei das niederösterreichische Haus der Geschichte, das „einen Bogen von der Vergangenheit
in die Gegenwart, von Niederösterreich nach Europa“ spanne. Denn damit könne man auch dokumentieren,
„dass Werte wie Frieden, Freiheit und Demokratie keine Selbstverständlichkeit sind“, betonte sie: „Diese Werte
wurden hart erarbeitet und erkämpft, und für diese Werte müssen wir uns stark machen.“ Die Botschaft,
die vom heutigen Zusammentreffen im Palais Niederösterreich ausgehe, laute daher: „Alles tun, um Friede, Freiheit
und Demokratie hoch zu halten. Die Geschichte wach halten, um daraus die richtigen Schlüsse für die Gestaltung
der Gegenwart zu ziehen“.
„Diese heutige Veranstaltung ist sehr stark mit der Geschichte und mit der Stadt Wien verbunden. Die Stadt Wien
selbst, die Städte und Gemeinden Österreichs insgesamt sind aber auch heute noch von wesentlicher Bedeutung.
Bedeutend für die Entwicklung der Europäischen Union, bedeutend für das Gestalten unseres Kontinents,
für ein gemeinsames, sicheres und friedliches Europa“, betonte der Wiener Landeshauptmann und Bürgermeister
Michael Ludwig.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Die Bundesländer sind die Motoren der Entwicklung Österreichs.
Wie das Beispiel der positiven Zusammenarbeit des Burgenlandes mit Westungarn zeigt, sind diese Regionen in ihrer
Vielfalt aber auch ein wesentlicher Bestandteil eines föderalen Europas über die Grenzen Österreichs
hinaus.“
Bundeskanzler Sebastian Kurz: "Das Jahr 2018 ist ein Jahr, in dem wir uns intensiv mit unserer Geschichte
auseinandersetzen. Es ist wichtig, aus unserer Vergangenheit für die Zukunft zu lernen und die Erinnerung
an gute, aber auch an schwierige Zeiten hochzuhalten. Dazu ist ein gemeinsamer, respektvoller Diskurs notwendig",
so der Bundeskanzler.
"Wir sind wirtschaftlich, sozial, politisch und gesellschaftlich gesehen ein sehr vielfältiges Land.
Insbesondere die Bundesländer spielen in Österreich eine wichtige Rolle und sind stets identitätsgebend",
erklärte Sebastian Kurz. Die gute und respektvolle Zusammenarbeit mit den Ländern sei daher von wesentlicher
Bedeutung.
Der Bundeskanzler nahm gemeinsam mit dem Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker,
Bundespräsident Alexander Van der Bellen, den Landeshauptleuten und zahlreichen weiteren Fest- und Ehrengästen
an diesem Festakt teil. Die Anwesenheit des Kommissionspräsidenten erachtete der Bundeskanzler als eine besondere
Auszeichnung, denn "Österreich ist in der Europäischen Union fest verankert und stets gewillt, die
EU auch aktiv mitzugestalten."
Hinsichtlich der historischen Verantwortung betonte Bundeskanzler Kurz, dass Grundwerte wie "Rechtsstaat,
Demokratie, Freiheit, soziale Sicherheit und Wohlstand auch in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich
sind und daher weiterhin gewahrt und verteidigt werden müssen."
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker: „Österreich insgesamt und die Bundesländer im Speziellen
haben mit ihrer Funktion als Brückenbauer eine große Zukunft, weil sie nach innen Bestand und nach außen
Wirkung haben. Diese große Zukunft braucht aber auch Herkunft, braucht aber auch ein Kennen der Geschichte,
um sie erfolgreich gestalten zu können.“
Auch Landeshauptmann Niessl betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der europäischen Einigung und der Europäischen
Union. Nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ sei mit dem EU-Beitritt Österreichs ein weiterer historischer
Schritt erfolgt, der für Österreich, für alle Bundesländer neue Möglichkeiten und Perspektiven
eröffnete. Die Länder könnten „stolz sein auf eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte, die nur möglich
war, weil das Gemeinsame vor das Trennende gestellt wurde“.
Niessl weiter: „Gepflegt wurde und wird dieser Weg des Miteinanders stets auch von den Bundesländern. Sie
stehen für den Dialog und für den Zusammenhalt.“ Der Föderalismus stehe für eine Demokratie
der Nähe. Das Motto des burgenländischen Vorsitzes in der Landeshauptleutekonferenz lautet „Österreich
der Länder. Europa der Regionen.“ Damit solle zum einen das bundesstaatliche Prinzip zum Ausdruck gebracht
werden, aber auch die Bedeutung der Regionen in einem künftigen Europa, in welchem das Subsidiaritätsprinzip
gelebt und gestärkt wird.
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