Graz (neue galerie) - Ab 5. Oktober zeigt die Neue Galerie Graz in der Ausstellung Hrdlicka/Martinz. „Aufforderung
zum Misstrauen“ die Zusammenführung der Œuvres der beiden österreichischen Künstler Alfred Hrdlicka
und Fritz Martinz. Sie lernten sich bereits während des Studiums an der Akademie der bildenden Künste
in Wien kennen und stellten 1960 erstmals gemeinsam aus. Beide verarbeiten in ihren Werken die Traumata des Faschismus
sowie tagesaktuelle Ereignisse. „Der Mensch als Bestie und Opfer ist diesen Werken inhärent – das Erzeugen
starker Bilder war das Ziel beider Künstler. Sie arbeiteten für die Öffentlichkeit, nicht für
das Wohnzimmer“, so Kurator Günther Holler-Schuster. Noch bis 6. Jänner 2019 sind die zahlreichen Plastiken,
Grafiken und Gemälde der beiden Realisten der Nachkriegszeit zu sehen.
Das Individuum im Zentrum
Beide – Hrdlicka durch den familiären Kontext, Martinz sogar als Soldat – haben den Krieg und die Schreckensherrschaft
der Nationalsozialisten erlebt, litten unter Repressalien des autoritären NS-Regimes und wurden letztlich
kompromisslose Antifaschisten im Sinne des Wahlspruchs „Niemals vergessen!“. Ihre Kunst ist geprägt von den
Schreckensbildern des Krieges, von der allgemeinen Zerstörung und von der grundsätzlichen Gewalt und
Grausamkeit des Menschen. Alfred Hrdlicka arbeitete vor allem als Bildhauer, er verwebt mythologische und historische
Motive mit Dynamiken der Gegenwart, stets mit dem Blick auf das Individuum. Martinz bildet sein Pendant als Maler,
stellt das Individuum als Mensch oder auch Tier in den Mittelpunkt seiner Reflexionen über Kreatürlichkeit,
Leid, Gier und Gewalt. „Das Leid der Tiere wirkt bei Martinz oftmals stellvertretend für die Grausamkeiten
des Krieges, die den Menschen heimsuchten“, erzählt Kuratorin Angelika Katzlberger.
Protest als Kunst
Mit ihrer Spielart des Realismus vertraten Hrdlicka und Martinz eine Haltung des politischen Protests und des
Aufschreis durch Kunst. Sie wählten damals nicht den direkten Weg der Agitation, sondern hielten bewusst an
den formalen Gesetzmäßigkeiten der Kunst (Skulptur, Malerei, Grafik) fest. Die Ausstellung kann daher
auch als Beitrag zum Gedenkjahr 2018 gesehen werden: Sie ruft mahnend den offiziellen Beginn der NS-Herrschaft
in Österreich 1938 in Erinnerung, lässt sich jedoch auch zum Protestjahr 1968 in Bezug setzen. Nicht
zuletzt verbindet sich die Schau mit den Ausstellungen Wie mit dem Skalpell. Die Aktionszeichnungen von Günter
Brus im BRUSEUM und Congo Stars im Kunsthaus Graz zu einem Kaleidoskop gesellschaftspolitischer Kunst, die sich
ihrer Zeit und deren Zuständen kritisch nähert.
|