Wien (rk) - Maria Happel verwandelte am 4. Oktober den Stadtsenatssitzungssaal des Wiener Rathauses kurzfristig
in einen Konzertsaal: Mit Edith Piafs „La vie en rose“ und „Non, Je ne regrette rien“ umrahmte sie musikalisch
die Ehrungszeremonie an „zwei Persönlichkeiten, die das österreichische Film- und Theaterschaffen lange
Jahre stark geprägt“ haben: Heinrich Mis, ehem. ORF Hauptabteilungsleiter für Fernsehfilm, und Schauspielerin
Krista Stadler erhielten das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.
Zahlreiche Künstlerinnen, Künstler und Wegbegleiter waren dem Ruf ins Wiener Rathaus gefolgt, darunter
Kathi Zechner, Martin Draxl und Wolfgang Lorenz vom ORF, MUK-Rektor Andreas Mialath-Pokorny, Kulturstadtrat a.
D., Marlene Streeruwitz, Johannes Krisch, Arash Riahi, Filmfonds-Chefin Gerlinde Seitner, Hans Theessink, Elfriede
Hammerl, Adele Neuhauser und Beatrix Neundlinger.
„Heinrich Mis gilt als Doyen und Mentor von Filmkunst im österreichischen Fernsehen. Als Leiter der Hauptabteilung
Fernsehfilm hat er mit Mut, Durchsetzungskraft, Überredungsgabe und einem hohen Maß an Kompetenz und
Sachverstand neue programmatische Maßstäbe gesetzt“, würdigte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler
den Fernsehmacher.
„Krista Stadler wirkte in zahlreichen großen Filmproduktionen, Fernsehfilmen und legendären Serien mit.
In den 70er und 80er Jahren war sie eine Fernsehikone, eine Ausnahmeerscheinung am Bildschirm, die mit einer unglaublichen
Bandbreite überzeugte“, betonte Kaup-Hasler. „Sie gilt als uneitel und als loyale Kollegin, die sich für
andere, insbesondere junge Kolleginnen und Kollegen einsetzt – eine richtige „Exotin“ in ihrem Berufsfeld“, scherzte
die Stadträtin.
„Heinrich Mis hat immer gewusst, wie man Dinge ermöglicht; seine Produktionen sind legendär“, unterstrich
David Schalko in seiner literarisch-humorvollen Laudatio auf Heinrich Mis. Er sei ein großer Stratege, eine
Fähigkeit, die er sich bei einer seiner vielen Passionen, dem Tarockieren, geholt habe. Er werde Heinrich
Mis, der sich vor kurzem in die Pension verabschiedet hat, vermissen – „das Anekdotenschleudern, das Köpfe
zusammenstecken und vor allem seinen Humor“.
Er sei sehr stolz, dass er mit so vielen tollen Menschen zusammenarbeiten durfte, bedankte sich Heinrich Mis für
die Auszeichnung. Wichtig in der Zusammenarbeit sei jedoch der gegenseitige Respekt – „nach undten und nach oben,
Respekt vor dem Publikum und Respekt vor der Konkurrenz, Respekt vor der Pressefreiheit“, und appellierte dafür,
für ein starkes gesundes öffentliches Rundfunksystem einzutreten. Das Land brauche das mehr denn je.
„Es ist und bleibt mein ORF, es ist und bleibt ihr ORF“, so Mis ans Publikum.
Filmemacher und Sänger Reinhold Bilgeri bezeichnete Krista Stadler als „Hochbegabte des Schauspielkarussels“.
Sie habe sich mit viel Enthusiasmus und Engagement in Wiener Theaterleben gestürzt und starke Frauenfiguren
zum Leben erweckt. Sie ist eine der letzten leisen Diven der heimischen Theater- und Filmwelt mit einem großen
Herzen, klugen, bissigen Charme und trockenem Humor“.
Krista Stadler bedankte sich bei der Stadt Wien für die Auszeichnung, insbesondere bei Stadträtin Kaup-Hasler
„von Exotin zu Exotin“.
Kurzbiographie Heinrich Mis
Heinrich Mis wuchs in Wels auf. Nach der Matura 1971 übersiedelte er nach Wien, 1978 promovierte er in Publizistik
und Kommunikationswissenschaften mit der Dissertation "Elektronik und Zeitungsherstellung. Rationalisierung
der re-daktionellen Tätigkeit und Wandel der Zeitungstechnik".
Nach einem Studienaufenthalt in Bologna begann Heinrich Mis seine Tätigkeit als freier Mitarbeiter beim
ORF. Er spezialisierte sich im Radio und im Fernsehen auf nationale wie internationale Filmberichterstattung. Außerdem
gestaltete er zahlreiche Hauptabendprogramme im ORF, wie etwa "Phettbergs nette Leit Show". Von 1992
an war Mis Sendechef der "Kunst-Stücke".
Im Zuge der Neustrukturierung des ORF wurde die Hauptabteilung Fernsehfilm geschaffen und Heinrich Mis 2003
mit der Leitung betraut. Damit wurde er zum "mächtigsten Mann im heimischen Filmgeschäft" (Oberösterreichische
Nachrichten, 05.04.2017), entscheidet er doch, welche Bücher schlussendlich verfilmt werden. So verantwortet
Mis etwa die österreichischen "Tatort"-Folgen, die "Landkrimis", die "Soko-Donau"-Krimis,
die Serie "Braunschlag" oder die Familiensaga "Altes Geld", den Zweiteiler "Das Sacher.
In bester Gesellschaft" sowie den Dreiteiler "Maximilian".
Gemeinsam mit Kathrin Zechner und Margit Maier vertrat Heinrich Mis den ORF im "Film/Fernsehabkommen",
aufgrund dessen der Österreichische Rundfunk heimische Kinofilme unterstützt.
2018 ging Mis in Pension und steht dem ORF nunmehr als Berater zur Verfügung.
Kurzbiographie Krista Stadler
Krista Stadler debütierte nach ihrer Ausbildung in Wien bei Helmuth Krauss am "Ateliertheater am Naschmarkt"
unter Veit Relin. 1964 bis 1967 spielte sie an der Komödie Basel, 1968 am Deutschen Theater, 1968/1969 an
der Kleinen Komödie in München und kehrte nach einer künstlerischen Pause nach Wien zurück,
wo sie am Theater an der Wien, am Kärntnertortheater, am Theater in der Josefstadt und ab 1978 am Volkstheater
engagiert war. Ihre Vorliebe gehört österreichischen Stücken (Nestroy, Horváth und Schnitzler)
und modernen Autoren (Botho Strauß, Kempinsky, Saunders, Williams).
Krista Stadler spielte über ihre Bühnenverpflichtungen hinaus in TV-Serien. Für ihre Darstellung
der verhärmten Hausfrau Lena Rais im gleichnamigen Film erhielt sie den Deutschen Bundesfilmpreis.
Neben Komödien wie "Fröhlich geschieden" mit Rainhard Fendrich (1997) spielte Krista Stadler
in zahlreichen Krimis wie Nico Hofmanns "Tödliche Wende" (1996) und in den Serien "Wolffs Revier"
(1996) und "Kommissar Rex" (1999). 2004 stand sie unter anderem für Elisabeth Scharangs Spielfilmdebüt
"Mein Mörder", der fiktiven Geschichte eines Insassen der NS-Euthanasieanstalt, vor der Kamera.
2008 spielte sie in "Und dann war es Liebe" (TV-Film), 2009 in dem Kinofilm "Der Fall des Lemming",
2011 in "Clarissas Geheimnis" und 2012 in "Mobbing".
Auch in Fernsehserien war Krista Stadler zu sehen, u. a. in "SOKO Kitzbühel", oder "SOKO
Donau". Zuletzt stand sie im TV-Film "Dennstein & Schwarz – Sterben macht Erben" vor der Kamera.
2015 wurde Stadler für den Hollywood-Horrorfilm "Krampus" verpflichtet.
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