Zweitägige Übung in Murau testet erstmals neue Kommunikationsplattform
Murau/Graz (lk) - Im Rahmen einer Katastrophenschutzübung in Murau stand am 3. und 4. Oktober
die Erprobung der Zusammenarbeit von militärischen und zivilen Einsatzkräften sowie den Freiwilligen-Organisationen
im Mittelpunkt. Bei dieser ganz speziell gestalteten Übung (Annahme: regionale Naturkatastrophe, ausgelöst
durch einen Föhnsturm) kam erstmals eine neue digitale Kommunikationsplattform für das Krisen- und Katastrophenmanagement
zum Einsatz. Der Hintergrund: Im Krisen- und Katastrophenmanagement sind über die letzten Jahrzehnte in der
Informationstechnologie „Insellösungen“ entstanden, die sehr spezifisch Informationen für die jeweilige
Organisation beschreiben, interpretieren und darstellen. Dadurch war es bisher eine besondere Herausforderung,
dass unterschiedliche Organisationen auf Basis unterschiedlicher IT-Systeme Informationen untereinander austauschen.
Im Rahmen der groß angelegten Übung konnte die neuartige digitale Kommunikationsplattform, die vom unter
der Leitung des „AIT Austrian Institute of Technology“ entwickelt wurde, eine erste Feuerprobe in Echtzeit ablegen.
Mit der Plattform wird der nahtlose Informationsaustausch von sowohl militärischen als auch zivilen IT-Systemen
ermöglicht. Die Plattform wurde im Rahmen des vom Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie
finanzierten Projekts „Interpreter“ im Sicherheitsforschungsprogramm „KIRAS“ entwickelt. „Damit wird das österreichische
Krisen- und Katastrophenmanagement auf eine neue und moderne Ebene mit internationaler Relevanz gehoben“, betont
Harald Eitner, Leiter der Fachabteilung für Katastrophenschutz und Landesverteidigung. „Die moderne Technologie
verbessert die Zusammenarbeit von Einsatzkräften, Freiwilligen-Organisationen und den Bürgerinnen und
Bürgern für die effektive Bewältigung von Katastrophen.“
Bezirkshauptmann Florian Waldner, der während der Übung als Einsatzleiter des behördlichen Führungsstabes
fungierte, erklärte nach Übungsende: „Ich danke allen, die die Durchführung der Katastrophenschutzübung
in Murau ermöglicht und an dieser aktiv teilgenommen haben. Unsere Einsatzorganisationen sind Garant dafür,
dass Katastrophenhilfe im Zusammenwirken mit perfektionierter Arbeit des Bundesheeres und der behördlichen
Stellen unter Einbindung elektronisch vernetzter Informationen bestens funktioniert.“ Von Seiten des Österreichischen
Bundesheeres bilanziert der stellvertretende Militärkommandant der Steiermark, Oberst Ernst Trinkl, positiv:
„Die zivil-militärische Zusammenarbeit ist eine Kernaufgabe im breitgefächerten Aufgabenspektrum des
Militärkommandos Steiermark. Das ist umso wichtiger, denn bei der Bewältigung von Katastrophen müssen
Abläufe und Prozesse zwischen den agierenden Einsatzorganisationen harmonisiert und synchronisiert ablaufen.
Diese Übung trägt auch zur optimalen Zielvorstellung bei, dass bei Katastrophenfällen die handelnden
Repräsentanten der einzelnen Einsatzorganisationen einander kennen und die bereits vorhandene fundierte Basis
der Zusammenarbeit beruhend auf Vertrauen und Fachkompetenz weiter gefestigt wird.“
Helmut Leopold, Leiter des Centers für Sicherheitsforschung am AIT, betont: „Durch die enge Kooperation zwischen
Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Behörden wird es möglich, modernste Digitaltechnologien höchst
effektiv zum Nutzen von Behörden, aber auch der gesamten Bevölkerung, international beispielgebend in
Österreich zu entwickeln und auch einzusetzen. Mit dem KIRAS-Projekt ,Interpreter‘ setzt Österreich einen
neuen Standard im modernen Krisen- und Katastrophenmanagement.“ Die spezielle technologische Architektur der neuen
Plattform umfasst sichere Kommunikation und flexiblen Datenaustausch von Einsatzkräften mit der Bevölkerung
als wichtigen Bestandteil einer modernen Kommunikationslösung. Durch eine solche moderne und flexible Kommunikationsplattform
können bisher getrennte Kompetenzen einfach gebündelt, und eine höchst sichere und effiziente Zusammenarbeit
der verschiedenen Organisationen in Krisenfällen mit den Bürgerinnen und Bürgern sichergestellt
werden. Das ermöglicht es künftig, Großereignisse und Katastrophen noch schneller zu bewältigen
und Hilfe noch rascher und punktgenauer an die richtigen Stellen zu senden.
Ivan Gojmerac, Experte für IT im Krisen- und Katastrophenmanagement und Projektleiter am AIT, unterstreicht:
„Die Besonderheit der neuen Kommunikations- und Interoperabilitätslösung liegt in ihrer Fähigkeit,
unterschiedliche Systeme aus dem Krisen- und Katastrophenmanagement, wie zum Beispiel multiple Führungsinformationssysteme
und mobile Medienwerkzeuge zusammenzuschalten, um dadurch die Gewinnung eines verdichteten, gemeinsamen Lagebilds
in Echtzeit zu ermöglichen. Die Vernetzung der bestehenden IT-Systeme im Krisen- und Katastrophenmanagement
in Kombination mit den neuesten Errungenschaften in mobilen Multimediatechnologien ermöglicht ein einsatztechnisch
und wirtschaftlich optimales Zusammenspiel von Mensch, Organisation und Technologie auch in besonders schwierig
zu bewältigenden Lagen.“
An der zweitägigen Übung in Murau nahmen insgesamt 64 Personen von Bundesheer, Polizei, Rotem Kreuz,
Feuerwehr, Berg- und Naturwacht, Baubezirksleitung Obersteiermark-West, KIT Land Steiermark sowie der Katastrophenschutzabteilung
des Landes Steiermark teil.
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