Wien/Berlin (akzent-pr) - Der Medizin-Nobelpreis wird 2018 an James P. Allison und Tasuku Honjo für neue
Formen der Immuntherapie verliehen. Diese Grundlagenforschung hat inzwischen zu wirksamen Arzneimitteln bei sehr
unterschiedlichen Krebskrankheiten geführt. Bei der diesjährigen Jahrestagung der deutschsprachigen Fachgesellschaften
für Hämatologie und Medizinische Onkologie von 28. September bis 2. Oktober im Austria Center Vienna
war der Einsatz der Immuncheckpoint-Inhibitoren ein zentrales Thema. Mit 839 eingereichten wissenschaftlichen Beiträgen
hat der fünftägige Kongress, der als eines der wichtigsten Expertentreffen auf dem Gebiet der Krebs-
und Bluterkrankungen im deutschsprachigen Raum gilt, seine Bedeutung erneut unterstrichen und ausgebaut. In 1.171
Vorträgen und Posterpräsentationen tauschten sich die rund 5.800 Teilnehmenden über neue Ergebnisse
aus der Grundlagen-, der translationalen und angewandten Forschung aus und diskutierten neue Strategien für
die Zukunft der Hämatologie und Medizinischen Onkologie, darunter das Konzept der "wissensgenerierenden
Versorgung". Im Rahmen des Kongresses prämierten die ausrichtenden Fachgesellschaften zudem wieder herausragende
wissenschaftliche Arbeiten.
"Die Jahrestagung 2018 in Wien mit ihrer rekordverdächtigen Zahl an Abstract- Einreichungen zeigt, welche
unglaubliche Bandbreite und Innovationskraft in unserem Fachgebiet steckt und in welch spannenden Zeiten wir forschen
und arbeiten. Insbesondere die neuen Ansätze in der Immuntherapie sind überaus ermutigend und werden
die Krebsbehandlung in den kommenden Jahren deutlich verändern. Die Entscheidung des Nobelpreiskomitees, den
diesjährigen Nobelpreis für Medizin an James P. Allison und Tasuku Honjo zu vergeben, ist deshalb hochverdient
und freut uns sehr", so die diesjährige Kongresspräsidentin Prof. Dr. med. Hildegard Greinix von
der Klinischen Abteilung für Hämatologie am LKH-Universitätsklinikum Graz."Die Immuntherapie
auf der Basis der Nobelpreisforschung von Allison und Honjo hat sich in den letzten fünf Jahren als vierte
Säule der Krebstherapie etabliert und wurde in vielen Sitzungen diskutiert. Neben dem Einsatz beim schwarzen
Hautkrebs, beim Lungenkrebs, beim Hodgkin-Lymphom oder beim Nierenkrebs gibt es Hinweise auf Wirksamkeit bei vielen
weiteren Krebserkrankungen. In Studien werden Kombinationen mit Chemotherapie oder mit gezielten Arzneimitteln
getestet. Aber es gibt auch negative Seiten: Nebenwirkungen und Entwicklung von Resistenz“, ergänzt der Präsident
der OeGHO, Prof. Dr. med. Andreas Petzer vom Ordensklinikum Linz.
Wie können die zahlreichen medizinischen Innovationen heute und morgen schnell und in der Breite bei den Patienten
ankommen? Und wie kann die Forschung im Umkehrschluss aus den Erkenntnissen im Versorgungsalltag lernen? Welche
Implikationen haben dabei der demografische Wandel und die steigenden Kosten für Medikamente? Diese und andere
Fragen beleuchtete die Jahrestagung 2018. Unter dem Stichwort "wissensgenerierende Versorgung" stellte
die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie ein neues Konzept vor, das
Patientenversorgung und Forschung als Zyklus begreift. "Im Behandlungsalltag sehen wir Patienten, die auf
neue Arzneimittel oder innovative Therapieverfahren exzellent ansprechen, wobei andere Patienten weit weniger profitieren.
In diesem Zusammenhang ist es von zentraler Bedeutung, Daten aus dem Versorgungsalltag zu erheben und daraus entsprechendes
Wissen zu generieren. Wenn wir es schaffen, Fragestellungen aus der Versorgung zurück in die Forschung und
in adaptierte klinische Studien, die beispielsweise bestimmte Subgruppen eines Patientenkollektivs berücksichtigen,
zu transportieren, dann schließt sich der Kreis", erläutert Prof. Dr. med. Michael Hallek, Geschäftsführender
Vorsitzender der DGHO und Direktor der Klinik I für Innere Medizin der Universitätsklinik Köln,
den zugrundeliegenden Paradigmenwechsel. Dabei brauche ein solch lernendes System u. a. Netzwerkstrukturen: in
der klinischen Forschung, im Wissensmanagement und in der Versorgung, so Hallek weiter.
Prof. Dr. med. Carsten Bokemeyer, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Direktor der II. Medizinischen
Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf, hob die epidemiologischen Aspekte hervor,
die bei der zukünftigen Versorgung von Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen berücksichtigt werden
müssen. Vor dem Hintergrund der Veränderung der Altersstruktur hin zu einer immer älter werdenden
Gesellschaft ist sowohl bei den Inzidenzen als auch bei den Prävalenzen von einer signifikanten Zunahme von
Krebserkrankungen und neuen Herausforderungen mit Blick auf das Management von Komorbiditäten auszugehen.
"Die Gesamtzahl der Patientinnen und Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen wird im Jahr 2025 im Vergleich
zu 2014 um fast 300.000 höher sein – davon etwa 50.000 mehr Neuerkrankungen. Aufgrund der gleichzeitig zunehmenden
Anzahl an Patientinnen und Patienten in hohem Alter und mit Komorbiditäten werden die Anforderungen an die
internistische Expertise in der hämatologischen und onkologischen Behandlung deutlich zunehmen", so Bokemeyer.
Preisverleihungen 2018: Nachwuchsförderung im Fokus
Die ausrichtenden Fachgesellschaften nutzten die Gemeinsame Jahrestagung, um exzellente wissenschaftliche Arbeiten
auf dem Gebiet der Hämatologie und Medizinischen Onkologie zu prämieren. Fünf Preise wurden am zweiten
Kongresstag im Rahmen der Plenarsitzung "Innovative zelluläre Immuntherapien" verliehen.
Preise der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie
Vincenz-Czerny-Preis
Der von der DGHO ausgeschriebene und mit 7.500 Euro dotierte Preis prämiert wissenschaftliche Arbeiten,
die sich mit klinischen, experimentellen oder theoretischen Fragen der Onkologie befassen. In diesem Jahr wird
der Vincenz-Czerny-Preis der DGHO an Dr. med. Sascha Dietrich vom Universitätsklinikum Heidelberg für
seine Arbeit "Drug-perturbation-based stratification of blood cancer" vergeben.
Artur-Pappenheim-Preis
Der ebenfalls mit 7.500 Euro dotierte Preis ist für eine wissenschaftliche Arbeit bestimmt, die sich mit
klinischen, experimentellen oder theoretischen Fragen der Hämatologie befasst. In diesem Jahr wird der Artur-Pappenheim-Preis
der DGHO an Dr. med. Thomas Oellerich vom Universitätsklinikum Frankfurt für seine Arbeit "Mechanismen
der Therapieresistenz in der akuten myeloischen Leukämie" vergeben.
Doktoranden-Förderpreis
Der mit 3.000 Euro dotierte Preis wird für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Hämatologie
und Internistischen Onkologie verliehen, die während des Studiums der Medizin, der Pharmazie oder der Biologie
oder im Rahmen einer Dissertation im Bereich der genannten Disziplinen entstanden sind. In diesem Jahr wird der
Doktoranden-Förderpreis der DGHO an Julius Clemens Fischer von der Medizinischen Fakultät der Technischen
Universität München für seine Arbeit "RIG-I/MAVS and STING signaling promote gut integrity
during irradiation- and immune-mediated tissue injury" vergeben.
Preise der OeGHO Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie
Wilhelm Türk-Preis
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis der OeGHO für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der klinischen
Hämatologie geht in diesem Jahr an Dr. Andreas Reinisch, PhD, LKH Universitätsklinik Graz, für die
Arbeit "A humanized bone marrow ossicle xenotransplantation model enables improved engraftment of healthy
and leukemic human hematopoetic cells".
Wolfgang Denk-Preis
Der ebenfalls von der OeGHO ausgelobte und mit 5.000 Euro dotierte Preis für wissenschaftliche Arbeiten
auf dem Gebiet der klinischen Onkologie wird 2018 an Priv.-Doz. Dr. Thomas Melchardt, PhD, LKH Universitätsklinikum
Salzburg, für seine Arbeit "Clonal evolution and heterogeneity in metastatic head and neck cancer – An
analysis of the Austrian Study Group of Medical Tumor Therapy" verliehen.
DGHO-Ehrenmitgliedschaft 2018 verliehen
Die Ehrenmitgliedschaft der DGHO wurde im Rahmen der Jahrestagung an Prof. Dr. med. Mathias Freund verliehen.
Ausgezeichnet wird er für seine herausragenden Verdienste um die Hämatologie und Onkologie sowie für
die Fachgesellschaft. Von 1994 bis 2012 war Freund Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und
Palliativmedizin der Universitätsmedizin Rostock. Der DGHO war er 20 Jahre lang aktiv verbunden und hat die
Fachgesellschaft maßgeblich weiterentwickelt und geprägt – von 1996 bis 2012 als Sekretär und Schatzmeister,
von 2012 bis 2015 als Geschäftsführender Vorsitzender. Sein Wirken hat viele positive Entwicklungen angestoßen,
ebenso wurde unter seiner Führung die Bedeutung des Faches gestärkt, die Sichtbarkeit deutlich verbessert
und der politische Einfluss gefördert. Seit 2014 engagiert sich Freund als Kuratoriumsvorsitzender in der
von der DGHO gegründeten Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs.
Jahrestagung 2018
Die Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie
und Medizinische Onkologie ist einer der wichtigsten Kongresse für das Fachgebiet im deutschsprachigen Raum.
Die diesjährige Tagung versammelte vom 28. September bis zum 2. Oktober 2018 mehr als 5.800 Expertinnen und
Experten, um neue Ansätze in der Diagnostik und Therapie von Blut- und Krebserkrankungen vorzustellen sowie
die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen zu diskutieren. Zum Teilnehmerkreis gehören neben Ärzten
und Wissenschaftlern auch therapeutisches Personal und Pflegekräfte.
Um eine hohe Versorgungsqualität von Krebspatienten kontinuierlich zu gewährleisten, müssen alle
an der Therapie Beteiligten eng zusammenarbeiten. Die begleitende 2-tägige Pflegetagung hat auch in diesem
Jahr wieder den intensiven Austausch zwischen Fachärzten und Pflegekräften weiter gefördert. Ein
Erfolg war auch der Studententag, an dem 283 Studierende teilnahmen. Die angehenden Mediziner informierten sich
mit großem Interesse über Karrierechancen im Fachgebiet Hämatologie und Medizinische Onkologie.
Im nächsten Jahr treffen sich die Spezialisten für Krebs- und Bluterkrankungen aus Deutschland, Österreich
und der Schweiz vom 11. bis 15. Oktober 2019 in Berlin.
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