Bundespräsident verleiht bei traditionellem Kurien-Empfang Österreichische Ehrenzeichen
für Wissenschaft und Kunst
Wien (apa/prk) - Bundespräsident Alexander Van der Bellen verlieh am Abend des 3. Oktober in
Wien der französischen Molekularbiologin Emmanuelle Charpentier und der aus Österreich stammenden, in
den USA tätigen Geografin Helga Leitner das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.
Die beiden erhielten die Ehrung beim traditionellen Empfang des Bundespräsidenten für die Kurien für
Wissenschaft und Kunst.
Das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ist die höchste Auszeichnung, die speziell
für künstlerische und wissenschaftliche Leistungen vergeben werden kann. Es wird an Wissenschafter und
Künstler verliehen, "die sich durch besonders hochstehende schöpferische Leistungen auf dem Gebiet
der Wissenschaft und der Kunst allgemeine Anerkennung und einen hervorragenden Namen erworben haben".
Insgesamt dürfen maximal 36 österreichische Staatsbürger - je 18 auf dem Gebiet der Wissenschaft
und der Kunst - und 36 Ausländer Besitzer des Ehrenzeichens sein. Die Ordensträger bilden je eine Kurie
für Wissenschaft und für Kunst. Für neue Mitglieder gilt das Prinzip der Selbstergänzung: Neue
Träger des Ehrenzeichens werden von den jeweiligen Kurien gewählt.
Wissenschaft und Kunst seien bei den bisherigen Rückblicken auf das Republiksjubiläum kaum vorgekommen,
erklärte der Bundespräsident bei der Verleihung. "Und doch sind es gerade sie, die unser Land besonders
nachhaltig geprägt haben", so Alexander Van der Bellen. Er nannte etwa Musiker wie Arnold Schönberg,
Physikerinnen wie Lise Meitner oder Juristen wie Hans Kelsen, von denen Impulse ausgingen, die bis in die Gegenwart
wirken und das Bild unseres Landes nach außen hin prägen. Diese Diskrepanz zwischen Aufmerksamkeit und
tatsächlicher Wirkung lasse sich im Nachhinein nicht korrigieren, "sehr wohl aber können wir darauf
hinwirken, dass Wissenschaft und Kunst in unserer Gesellschaft einen höheren Stellenwert bekommen".
Emmanuelle Charpentier (49) entwickelte die biochemische Methode "Crispr-Cas9" mit. Durch diese
"Genschere" lassen sich genetische Veränderungen von Organismen relativ leicht durchführen.
Sie arbeitete von 2002 bis 2009 an der Uni Wien bzw. den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) der Uni Wien und der
Medizinuni Wien, wo sie einen relevanten Teil der Entwicklungsarbeit für die "Genschere" durchführte.
2012 veröffentlichte sie mit der US-Biochemikerin Jennifer Doudna die Anleitung für den Schneidemechanismus
im Fachjournal "Science". Seit 2015 ist sie Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie
und bekam heuer mit der unabhängigen Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene ein
eigenes Institut, das sie als Gründungsdirektorin leitet.
Helga Leitner, geboren 1949 in St. Valentin, hat seit 2012 eine Professur für Geografie an der University
of California in Los Angeles. Sie hat 1978 ihr Doktoratsstudium an der Universität Wien mit einer Dissertation
über "Gastarbeiter in der städtischen Gesellschaft am Beispiel von Wien" abgeschlossen und
währenddessen auch als Forschungsassistentin am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse
(IIASA) in Laxenburg bei Wien gearbeitet. An der Uni Wien war sie die folgenden Jahre als Assistenzprofessorin
tätig und wechselte 1985 an die University of Minnesota in Minneapolis, wo sie zunächst als Associate
Professor und ab 1996 als Professor tätig war. In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf Stadt- und Migrationsforschung.
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