System Bahn erstmals in seiner Gesamtheit untersucht – es sorgt für mehr als 100.000 Jobs
und einen Bruttowertschöpfungseffekt von 8,18 Milliarden Euro
Wien (pwk) - Im Rahmen einer österreichweiten Studie, die der Fachverband Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer
(WKO) in Auftrag gegeben hat, untersuchte das Economica Institut die wirtschaftlichen Leistungen der ÖBB,
von zehn privaten Regionalbahnen, der fünf größten innerstädtischen Verkehrsbetriebe (Wien,
Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck) und der privaten Güterbahnen. Noch nie wurde das gesamte System Bahn eines
Landes in diesem Umfang und dieser Tiefe analysiert. Die Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte dieser
Bahnen wurden am 4. Oktober im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert. „System Bahn bedeutet zuallererst,
dass es sich dabei um kein Neben-, sondern ein Miteinander handelt. Es bestehen starke wechselseitige Abhängigkeiten
und wirtschaftliche Verflechtungen zwischen den einzelnen Unternehmen“, erklärt Studienautor Christian Helmenstein.
Konkret wurden die Betriebsleistung aller teilnehmenden Schienenverkehrsunternehmen ausgewertet. „Nur wenn man
einen Sektor in seiner vollen Breite analysiert, kann man seine gesamte wirtschaftliche, gesellschaftliche und
auch politische Bedeutung ableiten“, sagte Fachverbandsobmann Thomas Scheiber über das Ziel der Studie, die
nicht zuletzt deshalb so wichtig ist, weil Österreich beim Schienenpersonenverkehr EU-weiter Spitzenreiter
ist. Durchschnittlich fährt jeder Österreicher 2.255 Kilometer pro Jahr mit Zug, Straßen- und U-Bahn.
Das ist mehr als das Doppelte als der EU-Durchschnitt (1.090km).
Norbert Hofer, Bundesminister für Verkehr, Infrastruktur und Technologie, fasste die Ergebnisse zusammen und
stellte vor allem den hohen Beschäftigungseffekt der heimischen Bahnen in den Vordergrund: „Das ‚Bahnland
Nummer 1 in der EU´, das sind nicht nur viele Zahlen, sondern in erster Linie Menschen – Fahrgäste,
Pendler, Schüler, Touristen und vor allem mehr als 100.000 Beschäftige, die über acht Milliarden
Euro an Wertschöpfung schaffen.“
Die wichtigsten Zahlen im Überblick:
- Der gesamte Bruttowertschöpfungseffekt des Systems
Bahn liegt bei 8,18 Milliarden Euro.
- Das System Bahn umfasst 2,6 Prozent der Bruttowertschöpfung
Österreichs.
- Insgesamt sind es 101.179 Personen, deren Arbeitsplätze
durch das System Bahn geschaffen oder gesichert werden. Das entspricht circa der Einwohnerzahl der Stadt Klagenfurt.
- Zehn Personen, die bei Österreichs Bahnen beschäftigt
sind, schaffen weitere sechs Arbeitsplätze.
Die Detailauswertungen für die einzelnen Bereiche zeigen, dass schon aufgrund der Größe die ÖBB
Wachstumsturbo im österreichischen Bahnsystem sind. Knapp 5 Milliarden Euro Wertschöpfung wurden 2016
durch den laufenden Betrieb der ÖBB generiert. Die ÖBB selbst beschäftigen ca. 42.000 Mitarbeiter
– weitere 20.000 Jobs sind im Umfeld der ÖBB entstanden, dazu kommen 1.900 ausgebildete Lehrlinge pro Jahr.
„Wir sind uns dieser Verantwortung als starker Partner und Motor der heimischen Wirtschaft bewusst. Als einer der
größten Auftraggeber der österreichischen Bau- und Bahnindustrie legen wir gemeinsam mit unseren
Partnern den Grundstein für den internationalen Erfolg der heimischen Schienenbahnen und sorgen für zehntausende
sichere Jobs“, sagte Silvia Angelo, Vorstandsdirektorin der ÖBB-Infrastruktur AG, im Rahmen der Studienpräsentation.
Private Regionalbahnen erhalten und schaffen attraktive Regionen
Die zentrale Stärke der Privaten Regionalbahnen wiederum liegt in der regionalen Verankerung
Im Personenverkehr fungieren sie als Zubringer zu den Hochleistungsstrecken, im Güterverkehr nehmen sie eine
unverzichtbare Sammel- und Verteilerfunktion wahr. Dies wirkt sich auch erheblich auf die Bruttowertschöpfung
und Beschäftigung aus: Zehn Euro, die im laufenden Betrieb erwirtschaftet werden, generieren weitere acht
Euro an Wertschöpfung in der Region. Und zehn Arbeitsplätze bei den privaten Regionalbahnen schaffen
weitere neun Arbeitsplätze. „Der Großteil dieser Arbeitsplätze wird wieder direkt in den Regionen
geschaffen und gibt den Menschen dort Chancen - und das in doppelter Weise: Entweder in Form von Beschäftigung
und Einkommen oder in Form von Mobilität“, ergänzt Scheiber.
Öffentlicher Schienenverkehr erhöht die Lebensqualität in Städten
Der öffentliche Personennahverkehr ist in Österreichs Städten unverzichtbar: Innerhalb von zehn
Jahren hat sich die Anzahl der Fahrgäste um rund ein Viertel erhöht. „Die Österreicher wissen, warum
sie auf öffentliche Schienenverkehrsmittel setzen. Sie sind nicht nur umweltschonend, sondern auch platzsparend
– dies ist vor allem bei der stark wachsenden Bevölkerung in Städten ein erheblicher Faktor: Eine Straßenbahn
entspricht rund 200, eine
U-Bahnfahrt sogar rund 880 Autofahrten“, so der Obmann-Stellvertreter im Fachverband Schienenbahnen und Direktor
der Wiener Linien, Günter Steinbauer. Konkret liegt der gesamte Beschäftigungseffekt des analysierten
ÖPNVs in Österreich bei 17.470 Personen. Diese erwirtschaften eine Bruttowertschöpfung von über
einer Milliarde Euro.
Privater Schienengüterverkehr als „Hidden Champion“
Die privaten Güterverkehrsbetreiber sind ein gutes Beispiel dafür, wie sehr das „Bahnland Österreich“
miteinander verzahnt ist. Die Unternehmen profitieren von einer guten Bahn-Infrastruktur und nutzen diese möglichst
effizient. Insgesamt konnte der private Schienengüterverkehr seinen Marktanteil im Verkehrsaufkommen im Vergleich
zum Vorjahr (2016) von 29,1 Prozent auf 30,2 Prozent (2017) steigern. „Ohne private Marktteilnehmer - Güterverkehrsbetreiber,
Anschlussbahnen, Halter von Eisenbahngüterwagen – und deren Investitionen in rollendes Material wäre
ein Schienengüterverkehr im heutigen Umfang und in dieser Effizienz nicht möglich“, erläutert Andreas
Mandl, Vorsitzender des Ausschusses Güterverkehr in der WKO.
Bei den privaten Güterbahnen liegt der Fokus der Studie klar auf dem Beschäftigungsmultiplikator. Dieser
zeigt, dass sich die Unternehmen auf ihr Kerngeschäft spezialisieren, alles andere auslagern und damit massiv
Beschäftigung schaffen: Ein Arbeitsplatz bei den privaten Güterverkehrsbetreibern schafft beinahe zwei
weitere Jobs.
Investitionen in die Schiene sind wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig
Im Verkehr liegt das mit Abstand größte Potenzial, Klima- und Energieziele zu erreichen, die verstärkte
Verlagerung der Güter von der Straße auf die Schiene ist unverzichtbar, betonten Bundesminister Hofer
und Fachverbands-Obmann Scheiber abschließend. Der öffentliche Personennahverkehr ist der wichtigste
Hebel, um die Mobilitätswende in den wachsenden Städten zu schaffen. Der Ausbau der Regionalbahnen ist
entscheidend, um Regionen und periphere Gebiete attraktiv zu halten. „Das Bahnland Österreich ist eine Erfolgsgeschichte
und schafft Wohlstand. Mit den Ergebnissen der Studie ‚Bahnland Österreich‘ haben wir dafür nicht nur
eine Bestätigung, sondern eine empirisch haltbare Grundlage für die gemeinsame Weiterentwicklung unserer
Bahnen“, so Bundesminister Hofer und Fachverbands-Obmann Scheiber übereinstimmend.
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